Geschichte(n): 100 Jahre Bayern

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ist Franke. Klar, dass er beim "Tag der Franken" die Eröffnungsrede hält. (Foto: Wraneschitz)

04.07.2018

Die ganze Stadt war toll und voll

Tag der Franken 2018 in Mittelfrankens Bezirkshauptstadt Ansbach

Franken gehört zu seit jeher zu Bayern. Doch einmal im Jahr feiert die selbstbewusste Volksgruppe mit dem "Tag der Franken" sich selbst und ihre regionale Identität.

Er ist „jetzt seit 100 Tagen im Amt, von mir aus hätte es schon eher sein können“, erklärte Markus Söder in seiner Eröffnungsrede zum Tag der Franken. Bayerns Ministerpräsident war zwar der umjubelte Stargast bei der Auftaktveranstaltung im Hofgarten. Doch die Bevölkerung hatte mehr Konkretes vom Besuch der vielen Stände und Bühnen.

Denn wer erwartet hatte, Söder würde sich an einem Tag, an dem Franken sich und seine Gäste feiert, zur aktuellen Asyldebatte äußern, der hatte sich getäuscht. Nur die verklausulierte Bemerkung, „dieser Termin heute ist der emotionale Höhepunkt der vergangenen Woche. Wenn ich an den Rest denke…“ - diesen Satz ließ er unvollendet.

Bayerns Staatschef lobte die Wirtschaft - „Franken ist Weltspitze, wir müssen nur etwas stolzer darauf sein“. Er verkündete den Franken, die Regierung habe „den Zuschuss zum jährlichen Tag der Franken verdoppelt“ - der Applaus war da fast schon Pflicht. Der Ansbacher Hochschule hatte er als mündliches Geschenk „ein neues Medienlab“ mitgebracht - was vielen Besuchern ein Stirnrunzeln verursachte. Als er aber den „zivilen Ungehorsam gegenüber Innenminister Joachim Herrmann“ ansprach - auf dem so genannten Heimatministerium in Nürnberg wedelt 365 Tage im Jahr die rotweiße Frankenfahne - da war ihm sogar das „Hurra“ der Partei der Franken gewiss.

Frankenfahnen im Ansbacher Hofgarten


Deren Mitglieder harrten denn auch die eineinhalb Stunden Eröffnungsreden lang mit ihren Frankenfahnen im Hofgarten aus. Vorher hatten sie befürchtet, die Sicherheitskräfte würden sie verscheuchen. Doch nichts passierte. Ohnehin war, aller immer wieder beschworenen Terrorgefahr zum Trotz, kaum Polizeipräsenz sichtbar. Und das, obwohl neben der Exekutive in Gestalt Söders und der Minister Herrmann und Bausback (Justiz) auch die Legislative - Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) - sowie die Judikative in Person des Verfassungsgerichtshofpräsidenten Peter Küspert auf der für alle frei zugänglichen Tribüne saßen.

Mittelfrankens Bezirkstagspräsident Richard Bartsch, der diesjährige „Hausherr“ des Frankentags, hatte nicht nur hier auf viel Bürgernähe Wert gelegt. Auch das von ihm und den Organisatoren aus Bezirk und Stadt gewählte Motto „Essen“ traf die Franken ins Herz. Weshalb sie in großer Zahl aus allen drei Franken nach Ansbach strömten und die Innenstadt bis in den Abend hinein belebten.
Es schadete aber sicher nicht, dass die Stadt Ansbach genau an diesem Wochenende ihre alljährlichen Rokokofestspiele abhielt. Weshalb an Plätzen, in Straßen und im Hofgarten Dutzende verkleideter Männer und Frauen auftauchten und die Kulisse verschönerten.

Schade dagegen, dass ausgerechnet die parteilose Oberbürgermeisterin Carda Seidel den Tag aus Krankheitsgründen nicht miterleben konnte: Sie hatte viel Engagement in die Vorbereitung gesteckt. Ihr Stellvertreter Thomas Deffner (CSU) stellte vor allem „die einzigartige Kulisse“ der Stadt heraus, mit Residenz, Orangerie und Hofgarten.

Mit Spießen und mit Stangen


„Die ganze Stadt war toll und voll“: Zwar stimmte dieser Satz aus dem Eppelein-Gedicht für Ansbach am Frankentag 2018. Bekanntlich erinnert der an den am 2. Juli 1500 gegründeten Fränkischen Reichskreis. So wie die Mär ist, die Nürnberger hätten den Ritter einst „mit Spießen und mit Stangen“ gefangen hatten, der den Reichsstädtern aber per berühmtem Pferdesprung von der Burgmauer entkam. Doch Markus Söder brauchte als in der Frankenmetropole Nürnberg Geborener nicht zu befürchten, dass „was an Gift und was an Groll man schon seit Jahr und Tagen geheim in sich getragen, das machte sich gewaltsam Luft: der Erzhalunk, der Schelm, der Schuft! Kein Schmähruf wurde ihm geschenkt“, dem Eppelein, so die Sage. Söder dagegen zog es vor, die Bürger seiner direkten Nachbarstadt einzutunken: „Lieber als Nürnberger nach Ansbach als nach Fürth.“

Barbara Stamm schlug dagegen versöhnliche, ausgleichende Töne an. Sie forderte: „Wir müssen unser Land weiter menschlich gestalten. Und wir müssen die Solidararität verteidigen und die Würde des Menschen in allen Lebenslagen.“ Im Kleinen taten das schon die Franken in Ansbach: Sie ließen eine Schuhplattlertruppe aus Bayern auf der Volksmusikbühne auftreten.

Und was bleibt vom Tag der Franken 2018? „Ein Kochbuch für fünf Euro und ein Liederbuch mit fränkische Volksmusik für zwei Euro“, gab Richard Bartsch zum Besten. Aus Sicht des Berichterstatters außerdem ein wunderschöner Tag mit vielen netten Menschen. Franken eben. 
(Heinz Wraneschitz)

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