Kommunales

Menschen genießen in der Innenstadt die Abkühlung durch einen Brunnen an einem heißen Sommertag. Ob derlei intensiver Wasserverbrauch angesichts des Klimawandels künftig noch möglich sein wird - fraglich. (Foto: dpa/Sven Hoppe)

08.07.2022

"Aktuell droht keine Rationierung"

Schweinfurts OB Remelé (CSU) über die Anstrengungen, seine extrem trockene Stadt auch künftig noch mit Wasser zu versorgen

Bei seiner Vollversammlung in Regensburg am 13. und 14. Juli befasst sich der Bayerische Städtetag mit den Themen Klimaschutz und Klimaanpassung. Das betrifft besonders die Wasserversorgung. Zu den trockensten Städten im Freistaat gehört das unterfränkische Schweinfurt. Der OB erklärt, warum er seine Kommune für gut gerüstet hält.

BSZ Herr Remelé, wie hat sich die Trinkwasserversorgung in Schweinfurt zuletzt entwickelt?
Sebastian Remelé Die Fränkische Trockenplatte mit den Städten Würzburg und Schweinfurt ist ein wasserarmes Gebiet mit begrenzten Grundwasserreserven. Die Versorgung in Schweinfurt ist sichergestellt durch 50 Trinkwasserbrunnen, 23 Heberbrunnen und sechs Hochbehälter. Die Wasserabgabe im Versorgungsgebiet liegt bei rund 4,3 Millionen Kubikmetern (2020), zuzüglich rund einer Million Kubikmeter, die über die Trinkwasserverbundleitung an drei weitere Wasserversorger geliefert wird.
 

BSZ Gibt es noch genügend Wasser für alle?
Remelé Die Trinkwasserabgabe in der Stadt Schweinfurt war in den vergangenen Jahren nahezu kon-stant. Die Wasserversorgung ist durch die Aufteilung und Diversifizierung der Wassergewinnung in fünf Wassergewinnungsgebiete sichergestellt. Ein Großteil der Brunnen liegt in den Wehranlagen, das größte Wasserschutz- und Wassergewinnungsgebiet der Stadt.
 

BSZ Welche technischen Maßnahmen müssen ergriffen werden, um eine Versorgung auch langfristig zu garantieren?
Remelé Um die Zukunft der Wasserversorgung in Mainfranken langfristig zu sichern, ist es wichtig, Redundanz von Gewinnungsanlagen zu schaffen. Eine Stärkung lokaler und regionaler Vernetzung sowie überregionale Zusammenarbeit sind essenziell, um regionale Unterschiede bei der Wasserverfügbarkeit auszugleichen. So bin ich als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Schweinfurt GmbH stolz darauf, dass wir am 21. Juli 2022 offiziell die Wasserverbundleitung von Schweinfurt bis nach Wohnau im Steigerwald in Betrieb nehmen werden.


 

BSZ Was ist das Besondere daran?
Remelé Im Rahmen einer bisher einmaligen kommunalen Zusammenarbeit entstand eine 26 Kilometer lange Wasserverbundleitung. Diese dient der nachhaltigen Sicherung der Wasserversorgung von rund 220 000 Einwohnern in den Versorgungsgebieten. Innovationen wie das 2021 mit dem Stadtwerke Award ausgezeichnete zukunftsweisende Projekt der Stadtwerke Schweinfurt der „Klimaneutralen Wasserversorgung“ stellen zudem Bausteine auf dem Weg zur Autarkie im Bereich der Trinkwasserversorgung dar. Gewerbetreibende und Industrieunternehmen nutzen zudem ihrerseits bereits eigene Brunnen oder Entnahmestellen am Main, um somit die Verwendung von Trinkwasser in Produktionsprozessen zu minimieren.
 

BSZ Könnten trotzdem auch Rationierungen denkbar sein?
Remelé Angesichts der anhaltenden Trockenheit und der geringen Niederschlagsmenge ist generell von unnötigem Wasserverbrauch abzuraten. Die Trinkwasserversorgung im Versorgungsgebiet der Stadtwerke ist gesichert – sodass in Schweinfurt aktuell keine Rationierung von Trinkwasser droht.
 

BSZ Aber welche Einsparpotenziale gibt es?
Remelé Spezifische Einsparpotenziale für das Wasserversorgungsgebiet der Stadt Schweinfurt gibt es keine. Um den Wasserverbrauch in öffentlichen Einrichtungen zu reduzieren, bieten sich etwa im Sanitärbereich wassersparende Technologien an. Bei Waschbecken sind Durchflussmengenregler ein einfacher, aber effektiver Weg. Diese und vergleichbare Möglichkeiten werden regelmäßig geprüft. Die öffentlichen Brunnen etwa laufen bereits in effizienter Weise mit einem Wasserkreislauf samt Umwälzanlagen, sodass nur Verdunstung und Abdrift – darunter der Wasserverlust durch Wind – auszugleichen sind. Eingestellt wird der Wasserdruck zudem auf ein Minimum.
 

BSZ Doch das Wasser weiterhin so nutzen wie in früheren Zeiten – das scheint wohl auch nicht zu gehen?
Remelé Ein verantwortungsvoller Umgang mit Trinkwasser ist ein Grundsatz unserer Politik. Darüber hinaus gilt ebenso für alle Nutzer – nicht zuletzt angesichts zunehmend klimatischer Veränderungen –, mit der wertvollen Ressource Wasser entsprechend sparsam umzugehen. Zahlreiche Tipps hierzu stellen etwa die Stadtwerke oder auch die Verbraucherzentralen bereit. Zudem unterstützt die Stadt Schweinfurt mit dem Förderprogramm „Regenwasserzisternen“ die Anpassung an den Klimawandel hinsichtlich zunehmender Trockenperioden und Stark-regenereignisse. Die Höhe des Zuschusses beträgt 0,25 Euro pro Liter Fassungsvermögen der Zisterne; maximal jedoch 1000 Euro. Anträge für alle Förderprogramme können bei der Stadt eingereicht werden.
 

BSZ Was bedeutet das alles hinsichtlich der finanziellen Belastung?
Remelé Die Wasserpreise werden in regelmäßigen Abständen nachkalkuliert und im Bedarfsfall entsprechend angepasst. Eine valide Prognose bezüglich der Auswirkung hinsichtlich einer eventuellen finanziellen Mehrbelastung der Bevölkerung kann nicht getroffen werden. Die Stadt Schweinfurt verfolgt gemeinsam mit den Stadtwerken immer das Ziel, die Versorgungssicherheit mit Trinkwasser zu fairen Preisen zu gewährleisten. (Interview: André Paul)

 

Bildunterschrift zum Foto im Text:
Der CSU-Politiker Sebastian Remelé (53) ist seit 2010 Oberbürgermeister von Schweinfurt. (Foto: BSZ)

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