Kommunales

Schwimmunterricht für Kinder ist sicher mit der schönste Teil der Arbeit – doch die Aufgaben eines Bademeisters (beziehungsweise „Fachangestellten für Bäderbetriebe“, wie es korrekt heißt) sind deutlich vielfältiger. (Foto: dpa)

02.05.2016

Auf dem Trockenen

Viele bayerische Kommunen finden keine Bademeister mehr

Die Freibadsaison steht vor der Tür und in den Städten fehlt es immer häufiger an Bademeistern. Schuld seien vor allem die derzeit guten Einkommensmöglichkeiten in anderen Branchen, klagen Experten. Wer auf der Website der Bundesagentur für Arbeit den Begriff „Fachangestellten für Bäderbetriebe“ – die korrekte Bezeichnung für den meist „Bademeister“ titulierten Mitarbeiter – eingibt, erhält derzeit bayernweit 68 Treffer. „Und das sind beileibe nicht alle offenen Stellen – die meisten suchen gar nicht mehr über das Arbeitsamt“, verrät Günter Rödel, Betriebsleiter des Erlebnisbads Badria, einer Einrichtung der Stadtwerke von Wasserburg im Landkreis Rosenheim, der ebenfalls auf der Suche ist.

Eigentlich ein schöner Arbeitsplatz: ein modernes, vor wenigen Jahren komplett renoviertes Bad mit Innen- und Außenbereich, einer Sauna und viel Grün. Dem künftigen Mitarbeiter winkt ein Tarifgehalt nach TVöD, ein unbefristeter, krisensicherer Arbeitsplatz, Sozialleistungen des Unternehmens – nur die Bewerbungen der Fachkräfte bleiben aus. Schätzungsweise 300 bis 400 Stellen sind derzeit im Freistaat unbesetzt.

Vorgeschrieben ist die dauerhafte Anwesenheit mindestens einer solchen Fachkraft per Gesetz in allen für die Öffentlichkeit zugängliche Badeeinrichtungen, wenn die Wassertiefe bei wenigstens 1,35 Metern liegt. Viele reine Spaßbäder sind dann fein raus: Hier reicht es, wenn ein Fachangestellter in Rufweite ist, das Alltagsgeschäft kann dann zur Not auch mit Hilfskräften bestritten werden.

Seiteneinsteiger: Elektriker und Heizungsbauer

In ihrer Not akzeptieren die kommunalen Bäder inzwischen auch Bewerber aus Handwerksberufen – beispielsweise Elektriker oder Anlagenmechaniker für Heizungs-, Sanitär- und Klimatechnik –, wenn sie einen Rettungsschwimmer in Silber vorweisen können. „Bei generellem Interesse, Motivation und Lernbereitschaft kann man sich da auch vieles aneignen“, ist Günter Rödel, der auch im Prüfungsausschuss für Meister an der Bayerischen Verwaltungsschule sitzt, überzeugt. Der Beruf ist aber auch deutlich anspruchsvoller geworden in den vergangenen Jahren. Es reicht nicht mehr nur aus, den Badebetrieb zu beobachten, kleinen Kindern Schwimmunterricht zu erteilen, Verunglückte zu retten und im Notfall die Erstversorgung zu leisten. Mittlerweile gehört auch die technische Wartung des Bades mit zu den Aufgaben. Das Schwimmbecken etwa wird meist mit speziellen Chemikalien gereinigt, für die normales Putzpersonal gar nicht die Erlaubnis hat. Wenn das Bad einen Grünbereich besitzt, muss sich der Fachangestellte für Bäderbetriebe auch als Teilzeit-Gärtner betätigen.

Der Freistaat honorierte diesen gewachsenen Anspruch, indem er die Gesellenprüfung nach der dreijährigen Ausbildung seit einiger Zeit ganz regulär von seiner staatlichen Verwaltungsschule abnehmen lässt – als bisher einziges Bundesland. Der theoretische Teil der Ausbildung erfolgt für ganz Bayern in derzeit zwei Klassen mit insgesamt rund 60 Schülern an der Berufsschule in Lindau am Bodensee. „Vier Klassen mit doppelter Schülerzahl wären aber notwendig, wenn wir den Fachkräftebedarf decken wollen“, rechnet Bad-Chef Rödel vor. Der Frauenanteil unter den Auszubildenden liegt etwa in der gleichen Höhe wie bei anderen Berufen mit einem mehr oder weniger hohen Technikanteil.

Berufsanfänger startet mit zirka 2100 Euro brutto

Auch das Gehalt ist inzwischen – zumindest für eine körperlich wie nervlich nicht übermäßig belastende Tätigkeit – passabel, findet Günter Rödel: Berufsanfänger starten mit rund 2100 Euro brutto, nach einigen Jahren sind durchaus 2600 Euro brutto und mehr drin. Wer einen guten Quali hat und in der Schule in den Fächern Sport, Mathe, Physik und Chemie einen Zweier schaffte – der habe alle Chancen, die Ausbildung erfolgreich abzuschließen und anschließend einen Arbeitsplatz zu finden. Doch die große Hürde sei der sehr gute Arbeitsmarkt im Freistaat. Mit den Gehältern in der Industrie und auch in manchen Handwerksbranchen könne der öffentliche Dienst generell und damit auch die Bäderbetriebe nicht konkurrieren. Hinzu kommt: Gerade im Sommer warten viele Überstunden und Wochenenddienste auf die Fachangestellten für Bäderbetriebe. Und wenn das Thermometer auch 30 Grad zeigt und das Schwimmbecken noch so verführerisch lockt: Der Bademeister darf sich trotzdem nicht einfach mal abkühlen. (André Paul)

Kommentare (4)

  1. FAB seit 2004 am 30.04.2016
    Zu dem Bericht: Auf dem Trockenen, der in BSZ Bayerische Staatszeitung am 29.4.2016 Abgedruckt wurde.

    Die Lage in Bayern ist beängstigend. In vielen Privatbädern werden Rettungsschwimmer die seit 2 Jahren beschäftigt sind, also mit noch wenig Berufserfahrung angeboten ihren FAB in Sachen bei einem 2 Monatigen Kurs zu machen. Während in Bayern von der BVS eine Umschulung 2Jahre mit Blockunterricht angeboten wird. Nicht nur der Zeitaufwand ist den Privaten Bädern enorm wichtig, sondern auch der Kostenpunkt spielt eine große Rolle (Sachsen ca. 6000 bis 7000€ / BVS 10000 bis 12000€).
    Aus Erfahrungen und dem reinen Menschenverstand (der bei den meisten Badegästen mit dem lösen einer Eintrittskarte ausschaltet) ist ein Himmelsweiter unterschied in Sachen Wissensstad zwischen den zwei Möglichkeiten zum Erwerb des FAB´s Tittel.

    Hinzu Kommt das mit bisherigen FAB´s in Privaten und auch Öffentlichen Bädern umgegangen worden ist, dass die Betriebe sich nicht wundern brauchen, niemanden zu finden.

    Jährlich werden 2 bis 3 Klassen mit ca. 25 bis 30 Schülern in der Berufsschule Lindau ausgebildet. Diese und die FAB´s die seit Jahren ihren Job gemacht hatten, Tag für Tag im warsten sinne des Wortes Verarsch wurden, die jetzt in anderen Branchen untergekommen sind. Wenn man diese Alle hernimmt ist der Job FAB und Jedes Hallen – Freibad in Bayern gesichert.

    Herr Günter Rödel, Wenn ich ihre Werbeschrift richtig Verstanden habe werben sie mit mit einem Einstieg als FAB 2100€

    Als ich nach der FAB Prüfung in einem Privaten Bad anfing, hatte ich einen Rettungsschwimmer Gehalt von Brutto 1200 musste alle Tätigkeiten eines FAB, Schichtührer übernehmen. Nach dem ich mich einem Anderen Bad umgeschaut hatte, bekam ich 1800€ brutto. Im Öffentlichen Dienst hatte ich es auch für 2 Jahre für 2300€ geschaft allerdings immer nur für 1 Jahr befristet und als ich dann gesetzlich nach 2 Jahren in einen Unbefristeten laufen sollte, bekam ich den Vertragsauslauf mitgeteilt. Die Arbeitsverhältnisse waren unter aller sau, z.B. im Freibad Sommertag 38 grad ca. 2000 bis 3000 Gäste bewältigt man als Schicht Fürer mit einem Rettungsschwimmer über 10 Stunden den Badebetrieb. Als drauf ein Aktentenvermerk mit dem Hinweis auf das Organisatins Verschulden seitens des Betriebs abgegeben wurde, hatte man mir gesagt das währe die letzten 20 Jahre schon immer so gewesen und ob ich den wüste was eine 3 Kraft kosten würde.
    Auch die Anlagen werden seit Jahren nicht mehr erneuert, sondern nur noch notdürftig geflickt. Laufende eintreffende Störungsmeldungen halten dann den FAB noch von seiner Aufsicht Plicht ab.
    Dies ist nur ein Bruchteil von dem was ich erleben durfte und da wundert ihr euch das diesen Job keiner mehr machen will.

    Jetzt bin ich seit 2 Jahren aus der Branche und bereue den schritt keines falls.

    Ich bekomme einen Hals wen ich jedes Jahr wieder lesen muss das einer der angeblich auch noch in der BVS tätig ist, rumjammert. Ihr und die Betriebe seit doch selber schuld das es so ist wie es ist.
    Die Privaten haben eine feste Lohnvorgabe die nicht überschritten wird und die Öffentlichen Betriebe wollen am liebsten eh alle Bäder schließen. Packt euch doch mal an der eigenen Nase, anstatt hier in einer Staadtszeitung herum zu jammern.

    Wacht endlich auf, letztendlich spielt ihr alle mit Menschenleben.
  2. Delphin am 29.04.2016
    Die Kollegen im öffentl. Dienst haben es besser! Seit 14 Jahren sind wir aus dem Arbeitgeber - Verband ausgetreten . Ich habe Brutto 700,-€ weniger wie die Kollegen an meinem Heimatort.Aufgrund meines Alters hatte ich nicht mehr die Chance zu wechseln
  3. Cooper am 29.04.2016
    Bin selber Fachangestellter für Bäderbetriebe
    Habe von 2 Jahren für eine Privatgesellschaft gearbeitet und hatte ein Grundgehalt von 1600 Brutto ca 1150 Netto.
    Wie soll man nur von so einem Hungerlohn leben ?
  4. HoJa am 29.04.2016
    "Berufsanfänger startet mit zirka 2100 Euro brutto". Das ist aber nur im Öffentlicher Dienst. Viele Bäder werden aber Privat betrieben, da sind solch für einen erfahren FAB nicht mal drin.
Die Frage der Woche

Soll man die AfD verbieten?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
X
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.