Schwimmunterricht für Kinder ist sicher mit der schönste Teil der Arbeit – doch die Aufgaben eines Bademeisters (beziehungsweise „Fachangestellten für Bäderbetriebe“, wie es korrekt heißt) sind deutlich vielfältiger. (Foto: dpa)
Die Freibadsaison steht vor der Tür und in den Städten fehlt es immer häufiger an Bademeistern. Schuld seien vor allem die derzeit guten Einkommensmöglichkeiten in anderen Branchen, klagen Experten.
Wer auf der Website der Bundesagentur für Arbeit den Begriff „Fachangestellten für Bäderbetriebe“ – die korrekte Bezeichnung für den meist „Bademeister“ titulierten Mitarbeiter – eingibt, erhält derzeit bayernweit 68 Treffer. „Und das sind beileibe nicht alle offenen Stellen – die meisten suchen gar nicht mehr über das Arbeitsamt“, verrät Günter Rödel, Betriebsleiter des Erlebnisbads Badria, einer Einrichtung der Stadtwerke von Wasserburg im Landkreis Rosenheim, der ebenfalls auf der Suche ist.
Eigentlich ein schöner Arbeitsplatz: ein modernes, vor wenigen Jahren komplett renoviertes Bad mit Innen- und Außenbereich, einer Sauna und viel Grün. Dem künftigen Mitarbeiter winkt ein Tarifgehalt nach TVöD, ein unbefristeter, krisensicherer Arbeitsplatz, Sozialleistungen des Unternehmens – nur die Bewerbungen der Fachkräfte bleiben aus. Schätzungsweise 300 bis 400 Stellen sind derzeit im Freistaat unbesetzt.
Vorgeschrieben ist die dauerhafte Anwesenheit mindestens einer solchen Fachkraft per Gesetz in allen für die Öffentlichkeit zugängliche Badeeinrichtungen, wenn die Wassertiefe bei wenigstens 1,35 Metern liegt. Viele reine Spaßbäder sind dann fein raus: Hier reicht es, wenn ein Fachangestellter in Rufweite ist, das Alltagsgeschäft kann dann zur Not auch mit Hilfskräften bestritten werden.
Seiteneinsteiger: Elektriker und Heizungsbauer
In ihrer Not akzeptieren die kommunalen Bäder inzwischen auch Bewerber aus Handwerksberufen – beispielsweise Elektriker oder Anlagenmechaniker für Heizungs-, Sanitär- und Klimatechnik –, wenn sie einen Rettungsschwimmer in Silber vorweisen können. „Bei generellem Interesse, Motivation und Lernbereitschaft kann man sich da auch vieles aneignen“, ist Günter Rödel, der auch im Prüfungsausschuss für Meister an der Bayerischen Verwaltungsschule sitzt, überzeugt.
Der Beruf ist aber auch deutlich anspruchsvoller geworden in den vergangenen Jahren. Es reicht nicht mehr nur aus, den Badebetrieb zu beobachten, kleinen Kindern Schwimmunterricht zu erteilen, Verunglückte zu retten und im Notfall die Erstversorgung zu leisten. Mittlerweile gehört auch die technische Wartung des Bades mit zu den Aufgaben. Das Schwimmbecken etwa wird meist mit speziellen Chemikalien gereinigt, für die normales Putzpersonal gar nicht die Erlaubnis hat. Wenn das Bad einen Grünbereich besitzt, muss sich der Fachangestellte für Bäderbetriebe auch als Teilzeit-Gärtner betätigen.
Der Freistaat honorierte diesen gewachsenen Anspruch, indem er die Gesellenprüfung nach der dreijährigen Ausbildung seit einiger Zeit ganz regulär von seiner staatlichen Verwaltungsschule abnehmen lässt – als bisher einziges Bundesland. Der theoretische Teil der Ausbildung erfolgt für ganz Bayern in derzeit zwei Klassen mit insgesamt rund 60 Schülern an der Berufsschule in Lindau am Bodensee. „Vier Klassen mit doppelter Schülerzahl wären aber notwendig, wenn wir den Fachkräftebedarf decken wollen“, rechnet Bad-Chef Rödel vor. Der Frauenanteil unter den Auszubildenden liegt etwa in der gleichen Höhe wie bei anderen Berufen mit einem mehr oder weniger hohen Technikanteil.
Berufsanfänger startet mit zirka 2100 Euro brutto
Auch das Gehalt ist inzwischen – zumindest für eine körperlich wie nervlich nicht übermäßig belastende Tätigkeit – passabel, findet Günter Rödel: Berufsanfänger starten mit rund 2100 Euro brutto, nach einigen Jahren sind durchaus 2600 Euro brutto und mehr drin. Wer einen guten Quali hat und in der Schule in den Fächern Sport, Mathe, Physik und Chemie einen Zweier schaffte – der habe alle Chancen, die Ausbildung erfolgreich abzuschließen und anschließend einen Arbeitsplatz zu finden.
Doch die große Hürde sei der sehr gute Arbeitsmarkt im Freistaat. Mit den Gehältern in der Industrie und auch in manchen Handwerksbranchen könne der öffentliche Dienst generell und damit auch die Bäderbetriebe nicht konkurrieren. Hinzu kommt: Gerade im Sommer warten viele Überstunden und Wochenenddienste auf die Fachangestellten für Bäderbetriebe. Und wenn das Thermometer auch 30 Grad zeigt und das Schwimmbecken noch so verführerisch lockt: Der Bademeister darf sich trotzdem nicht einfach mal abkühlen. (André Paul)
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