Kommunales

Die Bad Kissinger Hütte des Deutschen Alpenvereins (DAV) bei Pfronten im Ostallgäu unterhalb des Berges „Säuling“. Ob diese Hütte zuletzt unter Wasermangel litt, ist nicht bekannt. Zu einzelnen Hütten macht der DAV keine Angaben. Zahlreiche andere bayerische Hütten haben jedoch immer häufiger Probleme, an das kostbare Nass zu kommen. (Foto: dpa/Nicolas Ammer)

08.03.2019

Bayerns Berghütten: Kampf ums kostbare Nass

Auch in diesem Sommer könnte in zahlreichen bayerischen Berghütten das Wasser knapp werden – Schuld ist auch der Klimawandel. Münchner Forscher sollen eine Lösung finden

Wer im vergangenen Herbst in den bayerischen Alpen unterwegs war und Einkehren oder Übernachten wollte, der erlebte womöglich eine unangenehme Überraschung. „Einige Berghütten hatten etwa keine Duschen mehr angeboten oder ihre Waschräume sogar ganz schließen müssen“, sagt Thomas Bucher, Sprecher des Deutschen Alpenvereins (DAV). Der Grund sei der seit Jahren in manchen Bergregionen zunehmende Wassermangel.

2013 war die Situation sogar noch schlimmer: Bereits im Sommer mussten die Wirte das kühle Nass aufgrund einer Hitzewelle und dem damit einhergehenden Mangel an Regenwasser in vielen Hütten stark rationieren. Übernachtende Wanderer bekamen mitunter gerade einmal noch genug, um sich die Zähne zu putzen. Einige Hütten mussten phasenweise komplett den Betrieb einstellen. Trockentoiletten und jede Menge Wasser wurden per Seilbahn oder Lkw nach oben geschafft.


Immer öfter musste in den vergangenen Jahren Trinkwasser mit Helikoptern auf Hütten gebracht werden – mitunter musste auch die örtliche Feuerwehr bei der Versorgung helfen.


Beim DAV geht man davon aus, dass sich die Wasserknappheit tendenziell verschärft. „Der Mangel ist bei uns ein wichtiges Thema“, versichert Bucher. Ein Grund für die Misere seien in höheren Lagen die schmelzenden Gletscher. „Eine Hütte ist normalerweise ja nicht ans Wassernetz angeschlossen. Die müssen sich das Wasser selbst besorgen.“ Oft geschehe dies durch eine Quelle in der Nähe. In den vergangenen Jahren blieb der Regen mitunter über längere Zeit aus.


„Infolge des Klimawandels wird es in der alpinen Region immer trockener, was sich direkt auf die verfügbaren Wasserressourcen für Schutzhütten auswirkt“, sagt Steffen Krause, Professor für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik an der in Neubiberg beheimateten Bundeswehr-Uni München. Später einsetzende Niederschläge sowie die verminderte Speicherwirkung von Gletschern verschärften das Problem. Zugleich steige der Wasserbedarf durch die wachsende Touristen-Zahl.

Bundeswehr-Uni arbeitet mit Wienern zusammen


Krause gehört einem 2018 gegründeten interdisziplinären Projektteam an. Die Münchner suchen gemeinsam mit Experten der Uni Wien und anderen Partnern nach Lösungen, um die Trinkwasserversorgung für Schutzhütten nachhaltig zu sichern.

DAV-Mann Bucher sieht eine Ursache für den Wassermangel in den zunehmenden Ansprüchen der Wanderer. Wer die Alpen zu Fuß überquere, wolle nach drei, vier Tagen duschen. Andere sich bei einer Übernachtung zwischendurch unbedingt waschen. „Das sind aber erst einmal Schutzhütten, keine Hotels – und Duschen ist nicht lebensnotwendig.“ Irgendwann seien die Vorräte aufgebraucht. „Dann kann man etwa kein Geschirr mehr spülen.“ Im Einzelfall müssten Hütten im Herbst früher schließen.


Ein Problem: „Wo Hütten an ein kleines Wasserkraftwerk angeschlossen sind, geht der Strom aus“, so Bucher. Generell seien „Kalkgebirge mit ihren durchlässigen geologischen Strukturen anfälliger für Wassermangel“. Deshalb sind etwa die Berchtesgadener Alpen oder das Wettersteingebirge stärker betroffen.


Krause zufolge gibt es verschiedene Lösungsansätze. So wolle man etwa die Effizienz der Anlagen zur Wassergewinnung an den Quellen verbessern. Eine Möglichkeit sei auch, künftig mehr Wasser aus dem Tal auf die Hütte zu transportieren. Letzteres dürfe allerdings nur eine Notfall-Option sein. Beides gehe ohnehin nur in einem begrenzten Umfang. Deshalb müsse vor allem der Verbrauch durch die Hüttengäste verringert werden. Hier setze man auf bessere Aufklärung. (Tobias Lill)

Kommentare (1)

  1. Sentinel am 10.03.2019
    Die „Kissinger Hütte“ ist unterhalb des Aggensteins. Säuling ist bei Füssen.
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