Kommunales

Der bei der Wasserstofferzeugung entstehende Sauerstoff soll Kläranlagen in der Region zur Abwasseraufbereitung angeboten werden. (Foto: Stadtwerke Bayreuth)

17.10.2023

Bayreuth setzt auf Wasserstoffbusse

Stadtwerke rüsten ÖPNV-Flotte bis 2038 um – auch die Region soll davon wirtschaftlich profitieren

Die Busse der Stadtwerke Bayreuth werden in Zukunft mit Wasserstoff betrieben und damit klimaneutral. Das ist das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie, welche die Stadtwerke Bayreuth gemeinsam mit Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Umweltminister Thorsten Glauber (beide FW) kürzlich vorgestellt haben. Den Wasserstoff wollen die Stadtwerke selbst herstellen und sie planen, bis 2038 voraussichtlich einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag für ihre Offensive zu investieren. Bereits in drei Jahren soll der erste Wasserstoffbus rollen.

„Das war ein dickes Brett“, gibt Jürgen Bayer, Geschäftsführer der Stadtwerke, zu. Denn klar ist: Die Busse sollen in Zukunft vor Ort keine Treibhausgase mehr ausstoßen. Damit würden gegenüber heute jedes Jahr rund 2000 Tonnen CO2 vermieden. Möglich machen das E-Busse und Wasserstoffbusse; die Oberfranken mussten abwägen. Das Ergebnis: Die Stadtwerke Bayreuth setzen künftig vor allem deshalb auf Wasserstoff, weil die Reichweite von E-Bussen für den Einsatz in Bayreuth nicht ausreichend sei und sie wegen des hohen Gewichts der Akkus weniger Fahrgäste befördern könnten als wasserstoffbetriebene Busse.


Elektrobusse haben eine zu geringe Reichweite
 

„Diese Erkenntnisse haben sich auch in unseren Tests unter Realbedingungen bestätigt. Insgesamt betrachtet, müssten wir mehr Busse kaufen und mehr Personal beschäftigen“, erklärt Bayer. „Wir planen derzeit einen Elektrolyseur mit einer Leistung von voraussichtlich 5 Megawatt, der grünen Wasserstoff mithilfe von Strom aus erneuerbaren Energien herstellen wird.“ Unter anderem soll er von einer großen Photovoltaikanlage gespeist werden, die wird derzeit geplant und eine Spitzenleistung von 17 Megawatt erzielt. Damit fügt die Kommune ihrem Energiesystem einen Baustein hinzu, der lang fehlte: dass Strom aus erneuerbaren Energien endlich gespeichert werden kann und somit Windräder und PV-Anlagen nicht mehr abgeschaltet werden müssen, wenn Haushalte und Industrie den grünen Strom an sonnigen und windreichen Tagen nicht mehr abnehmen können.

Da bei der Wasserstoffherstellung viel Wärme entsteht, ist es das Ziel der Stadtwerke, auch diese zu nutzen. Sie ist daher ein wesentlicher Bestandteil der Planungen für den Neubau der Firmenzentrale, die auf dem gleichen Gelände entstehen wird. „Die Wärme der Wasserstoffherstellung werden wir für die Beheizung unserer neuen Gebäude nutzen – was die Effizienz des Elektrolyseurs weiter nach oben schraubt“, plant der Stadtwerkechef.

Und auch ein weiteres Produkt der Wasserstoffherstellung könnte in der Region genutzt werden, sagt Jürgen Bayer. „Durch den Prozess der Elektrolyse entsteht zudem Sauerstoff. Den bieten wir Kläranlagen in der Region an – was diese wiederum in ihrer Abwasseraufbereitung nutzen könnten.“ Bayer spricht daher von regionaler Kreislaufwirtschaft, die das Projekt in dieser Form einzigartig mache.


Regionale Wertschöpfung und Kreislaufwirtschaft


„Der Strom für den grünen Wasserstoff stammt von hier und hier nutzen wir auch sämtliche Produkte der Elektrolyse – damit bleibt die Wertschöpfung komplett in Bayreuth und Umgebung.“ Perspektivisch sollen rund 65 Busse der Stadtwerke Bayreuth und deren Partnerunternehmen umgestellt werden. Im Jahr 2038 soll die Umstellung der Flotte abgeschlossen sein. Die notwendigen Investitionen – Elektrolyseur, Wasserstofftankstelle, Umrüstung der Werkstatt auf die neue Technologie – setzen die Stadtwerke mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag an. „Das ist viel Geld, vor allem wenn man sieht, dass wir als Stadtwerke gerade in den Bereichen erneuerbare Energien, Fernwärme und Stromnetz in den kommenden Jahren einen enormen Investitionsbedarf haben“, betont Bayer. Gelingen könne die Wasserstoffoffensive für Bayreuth daher nur, wenn sowohl der Bund als auch der Freistaat den Wasserstoffhochlauf unterstützen.

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) würdigt das Projekt: „Wasserstoff im ÖPNV lohnt sich. Ich freue mich, dass Bayreuth dieses Potenzial nutzen will. Von der Erzeugung bis zur Betankung eigener Wasserstoffbusse entsteht hier ein Wasserstoffkreislauf mit Vorbildcharakter.“ (BSZ)

 

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