Kommunales

Am Allerheiligentag fand die Gedenkveranstaltung „Lichter gegen das Vergessen“ auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof Irsee statt. (Foto: privat)

06.11.2021

BEZIRKE: Lichter gegen das Vergessen

Gedenkveranstaltung in Kloster Irsee

Am Allerheiligentag fand die Gedenkveranstaltung „Lichter gegen das Vergessen“ auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof Irsee statt, die seit 2010 auf Initiative des Autors Robert Domes („Nebel im August. Die Lebensgeschichte des Ernst Lossa“, München 2008) Angehörige und Menschen aller Altersgruppen zusammenführt, um der Opfer der NS-Patientenmorde in der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren-Irsee zu gedenken. Mit dabei war auch die mittlerweile 90jährige Amalie Speidel, Schwester von Ernst Lossa, der am 1. November 1929 in Augsburg geboren und nach mehreren Heimaufenthalten am 9. August 1944 in Irsee ermordet worden ist.

Schwabens Bezirkstagspräsident Martin Sailer hob in seinem Grußwort die Bedeutung der lokalen Erinnerungskultur für die Bezirke hervor: „Kloster Irsee ist auch ein Erinnerungsort für das, was hier geschah, ein Gedenkort für die Opfer eines verbrecherischen staatlichen Regimes und ein Lernort für Demokratie, Kultur und Gesundheitswesen. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit dient in aller erster Linie dem individuellen Gedenken an jedes einzelne Opfer von damals, sensibilisiert aber auch für heutige ethische Problemfelder unserer Gesellschaft“.

In einem sehr persönlich gehaltenen Gedenkwort rekapitulierte Josef Held (Uttenhofen, Landkreis Günzburg) seinen eigenen „Werdegang als Angehöriger“, wurde doch seine Großmutter aus der ehemaligen Anstalt Eglfing-Haar in die Gasmordanstalt Hartheim deportiert und dort ermordet. Diese Lebens- und Todesumstände wurden dem Enkel erst nach langen Jahren der Recherche bewusst. Heute ist Held Mitglied der Gedenkinitiative für die „Euthanasie“-Opfer (München), die das Ziel verfolgt, das Thema in der Öffentlichkeit bekannter zu machen und andere Angehörige bei ihren Recherchen zu ermutigen. Er zählt zu den Erstunterzeichnern der „Hartheim Deklaration“ vom Juni 2019, die vom Bayerischen Bezirketag unterstützt wird. 

Mit der von Prof. Dr. Michael von Cranach, Doyen der Aufarbeitung der „Euthanasie“-Verbrechen in den bayerischen Heil- und Pflegeanstalten, unterstützten Gedenkveranstaltung, die vom Schwäbischen Bildungszentrum und vom Bildungswerk Irsee organisiert wird, geht es auch darum, ein Zeichen zu setzen, dass Menschen auf Grund von Krankheiten, genetischer Dispositionen oder gesellschaftlich abweichendem Verhalten nicht stigmatisiert werden dürfen. Teilgenommen haben daher auch Mitglieder des Bayerischen Landesverbandes Psychiatrie-Erfahrene (BayPE e.V.), die zeitgleich in einer Fachtagung in Kloster Irsee an das 25-jährige Bestehen ihrer Interessenvertretung erinnert haben.
(Stefan Raueiser)
(Der Autor ist Leiter des Schwäbischen Bildungszentrums und Bildungswerks Irsee)

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