Kommunales

Das Naturschutzgebiet Scheerweiher bei Ansbach. (Foto: Bezirk Mittelfranken)

10.07.2015

Das bedrohte Ökosystem vor der Haustür

Die Bezirksregierungen haben für die Bayerntour Natur mehr als 700 Einzelveranstaltungen angesetzt

Es ist ein Samstagnachmittag am Rande der west-mittelfränkischen Stadt Ansbach. Gewitterwolken hängen über dem Naturschutzgebiet Scheerweiher, doch hier und da schafft es die Sonne raus. Rund 15 Teilnehmer sind gekommen, um mit der Naturschutzbehörde der Regierung von Mittelfranken auf Streifzug zu gehen. Dabei handelt es sich um eine von rund 7000 Veranstaltungen der Bayerntour Natur, die im Moment quer durch den Freistaat stattfindet. Im April fiel der Startschuss für die Veranstaltungsreihe, noch bis Oktober dreht sich alles um Abenteuer im Grünen, Umweltwissen und Bewegung in der Natur.
Früher waren die satten grünen Wiesen rund um den zentralen, mehrere hundert Jahre alten Fischteich noch beliebte Treffpunkte für Familien zum Sonnenbaden oder Spielen, erinnert sich eine ältere Teilnehmerin beim Streifzug. Doch vor 25 Jahren war Schluss damit, seitdem ist der Scheerweiher ein Naturschutzgebiet – und statt sonnenhungriger Ansbacher finden sich hier seltene Vogelarten wie Schilfrohrsänger, Kiebitze oder Fischadler.
„Das faunistische Highlight hier ist sicherlich die Vogelwelt, die rund um den Scheerweiher zu beobachten ist“, sagt Naturschutzexperte Harald Fritsche von der Stadt Ansbach. „Außerdem gibt es eine reichhaltige Gemeinschaft von Amphibien, wohl der größte Lebensraum für Tiere in Mittelfranken.“ Doch der heimliche Star im Naturschutzgebiet ist der seltene Eremit, ein braunschwarzer Käfer mit leichtem Metallschimmer, der es sich in rund 200 Jahre alten Huteichen gemütlich gemacht hat. Bereits im Mittelalter legte die Bevölkerung den Scheerweiher durch Aufstauen des Onolz- und Hohenmühlbachs als Fischteich an. Bis ins Jahr 1930 diente das Wasser zum Betrieb einer Mühle. Heute ist das Naturschutzgebiet Lebensraum für Fledermäuse, Libellen, Kröten, Hornissen und Biber.
Über verschiedene Töpfe fördert die Regierung von Mittelfranken das 53 Hektar große Naturschutzgebiet – übrigens das einzige in der Stadt Ansbach. Zum Beispiel fi-nanziert die Behörde Schäfer oder auch Landwirte. „Sie mähen dann die Wiese nur ein- bis zweimal, statt wie üblich vier- bis fünfmal im Jahr“, erklärt Klaus Gabriel, Leiter des Sachgebiets Naturschutz der Regierung von Mittelfranken. „Entsprechend schön stellen sich die Wiesen jetzt dar – mit vielen Orchideen und bunten Blumen. Das wollen wir den Leuten zeigen.“

Erstmals brüten Höckerschwäne


Damit das so bleibt, dreht der Herr des Scheerweihers, Ansbachs Naturschutzwächter Harro Werner, regelmäßig seine Runden durch das Gebiet. Im Moment ist er einmal am Tag vor Ort, weil die kleinen Kröten, plötzlich auf der Straße, die am Scheerweiher vorbeigeht, unterwegs sind. „Das war noch in keinem Jahr, sie sind bisher immer an der Leiteinrichtung auf der anderen Seite weitergekommen“, sagt Harro Werner. „Auf einmal hopsen die hier rum. Wir wissen nicht warum.“ Die Natur ist aus dem Lot. Deswegen ist die Straße jetzt gesperrt. Und der Natur-schutzwächter hat die Autofahrer im Blick. Aber nicht nur die. Auch Hundebesitzer, die ihr Tier nicht angeleint haben, und Menschen, die sich auf den Wiesen sonnen, sind ihm ein Dorn im Auge.
In diesem Jahr haben zum ersten Mal Höckerschwäne am Scheerweiher gebrütet. Harro Werner zeigt auf den sechsköpfigen Nachwuchs, der auf dem flachen Gewässer unterwegs ist. „Leider war ein Depp da und hat sie gefüttert“, ärgert sich der pensionierte Lehrer. „Nicht einmal im Naturschutzgebiet lassen die Leute das sein.“ Einen Großteil der Veranstaltungen von Bayerntour Natur stemmen Ehrenamtliche. „Bayern ist Ehrenamtsland. Die stillen Helden rücken die Schönheiten vor der eigenen Haustüre ins Rampenlicht“, sagte Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf beim offiziellen Startschuss in München. „Alle sind eingeladen, an diesem Erlebnis teilzunehmen.“ (Diane Mayer)

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