Die Krankenhäuser Seefeld und Herrsching im Landkreis Starnberg sind in die Jahre gekommen. Sie sind nicht zukunftsfähig; weder von der Bausubstanz her noch durch ihre Organisationsstruktur, und aus medizinischer Sicht schon gar nicht.
Die einzige Möglichkeit, die Patientenversorgung durch ein Krankenhaus am Ostufer des Ammersees zu erhalten, ist ein Neubau. Nach dem Votum eines Bürgerentscheids gibt es zwei Alternativstandorte.
Die chirurgische Klinik Seefeld mit 72 Betten wurde im Jahr 1862 auf die Initiative von zwei Mönchen hin gegründet. Die Auslastung liegt bei jährlich 3500 stationären Patient*innen und 8500 versorgten Notfällen; 90 Prozent davon ambulant. Die internistische Klinik Dr. Robert Schindlbeck in Herrsching stammt aus dem Jahr 1946. Die Auslastung liegt bei 126 Betten: 5500 stationäre Patient*innen und 2800 Notfälle.
Mit der Neuordnung der klinischen Notfallversorgung im Jahr 2018 wurde festgelegt, dass Krankenhäuser für ihren Notdienst nur noch staatliche Unterstützung bekommen, wenn sie einen Chirurgen, einen Internisten und einen Anästhesisten für eine ganztägig besetzte Notaufnahme vorhalten können. In beiden Häusern – Seefeld und Herrsching – sind diese Vorgaben nicht erfüllt. Eine Übergangsfrist gilt bis 2023.
Im Sinne des bayerischen Gesundheistministeriums
Als Lösung des Problems wird die Zusammenlegung beider Krankenhäuser in einen Neubau gesehen. Das ist im Sinne des bayerische Gesundheitsministeriums, wie es im Feststellungsbescheid vom Oktober 2020 heißt. Bauträger wird die Starnberger Kliniken GmbH sein, alleiniger Gesellschafter ist der Landkreis Starnberg.
Geschäftsführer Thomas Weiler sieht nicht nur eine Chance, die klinische Versorgung im westlichen Landkreis zu erhalten, sondern den medizinischen Standard auf den neuesten Stand zu bringen: „Wir planen ein 200-Betten-Haus für eine moderne Hochleistungsmedizin.“ Vorgesehen ist, die chirurgische und die internistische Abteilung der alten Krankenhäuser zu übernehmen. Neu dazu kommt eine HNO-Abteilung, die momentan noch am Klinikum Starnberg untergebracht ist, sowie zehn Dialyseplätze. Thomas Weiler: „Selbstverständlich werden wir die höchsten Anforderungen an Umwelt- und Klimaschutz erfüllen.“
Das Gesundheitsministerium prüft gerade, ob das Gelände an der Schindlbeck-Klinik in Herrsching für eine Zusammenlegung geeignet ist. Die Alternative wäre ein Neubau, quasi auf der grünen Wiese. Infrage käme ein Grundstück in Seefeld, an der Bahnhofstraße östlich des neuen Friedhofs.
Eindeutiges Ergebnis des Bürgerentscheids
Doch diese Wiese liegt im Landschaftsschutzgebiet und befeuert den Widerstand des Bund Naturschutz (BN). Der BN-Kreisvorsitzende Günter Schorn kritisiert: „Der ausgewählte Standort liegt in einem mehrfach geschützten Gebiet. Nämlich in dem an Biotopen reichen Grüngürtel zwischen Ammersee und München – und steht seit dem Volksbegehren Rettet die Bienen unter besonderem Schutz. Gleichzeitig ist es nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ein europäisch geschützter Lebensraum.“
Der Bund Naturschutz fordert, zusätzliche weitere Standorte in anderen Gemeinden des westlichen Landkreises in Betracht zu ziehen.
Um Klarheit zu schaffen, ob die Planungen für einen Klinikneubau in Seefeld weiter verfolgt werden sollen, startete der zuständige Gemeinderat ein Ratsbegehren. Das Ergebnis des folgenden Bürgerentscheids ist eindeutig: 2200 Menschen stimmten mit Ja, 1498 Wahlberechtigte sind dagegen. Aufatmen bei Landrat Stefan Frey (CSU): „Das Votum ist ein starkes Zeichen, dass den Menschen im westlichen Landkreis Starnberg eine gute Gesundheitsversorgung vor Ort am Herzen liegt. Jetzt ist der Grundstein dafür gelegt, dass wir die Zusammenlegung beider Kliniken im Zuge eines geregelten Planungs- und Bauverfahrens prüfen können.“
Allerdings, so der Landrat weiter: „Damit ist explizit keine Vorentscheidung für den Standort Seefeld getroffen worden. Mit Hochdruck wird weiterhin ein Klinikbau in Herrsching geprüft. Endgültig entscheiden wird das bayerische Gesundheitsministerium.“
In einer Reaktion auf das Ergebnis des Bürgerentscheids sagte BN-Kreisvorsitzender Schorn, dass seine Organisation momentan keine Klage erwäge. Vielmehr setzen die Naturschützer auf das Bauleitverfahren, bei dem sich „herausstellen wird, dass Seefeld nicht geeignet ist“. Seefelds Bürgermeister Klaus Kögel (CSU): „Wir haben jetzt mit Herrsching und Seefeld zwei potenzielle Standorte. Beide werden auf Herz und Nieren geprüft. Dabei behalten wir den Landschafts- und Naturschutz im Auge.“ (Günter Bitala)
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