Kommunales

Der Fischotter frisst gern Teiche leer, darf aber trotzdem kaum bejagt werden. (Foto: dpa)

11.03.2016

Der Forellen-Räuber muss keine Angst haben

Um die wachsenden Schäden durch Fischotter zu begrenzen, beruft Agrarminister Brunner erstmals einen Berater – der aber wenig bewirken kann

„Der Fischotter wird wegen der argen Verwüstungen, welche er anrichtet, unbarmherzig bejagt“, hat Brehms Tierleben schon 1876 über diesen fisch-fressenden Wassermarder gewusst. Aber auch das: „Seine Schlauheit macht viele Jagdarten langweilig oder unmöglich.“ Der Fischräuber war trotzdem als jagdbares Tier mit Hilfe von Tellereisen im Wasser oder Schrotkugeln beim Luftholen bis vor kurzem in Deutschland nahezu ausgerottet. Darum wurde er ganzjährig unter Jagdschutz gestellt. Die Folge: Der exzellente Schwimmer, schnelle Landläufer und wehrhafte Räuber, der inzwischen weder natürliche Feinde noch Jäger und Fischer fürchten muss, hat sich so vermehrt, dass er wieder enorme Schäden anrichtet.
Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) hat jetzt in Regen im Bayerischen Wald den ersten offiziellen Fischotterberater des Freistaats eingestellt. Der nun vorerst nur für Niederbayern zuständige Fischwirtschaftsmeister Martin Maschke räumt aber auf ironische Anspielungen auf seinen Titel ein: „Die Fischotter brauchen keinen Berater, die fressen auch so alles leer“.
Niederbayern ist arm an Seen, aber reich an Bächen und Flüssen mit vielen Berufsfischern und Hobby-Anglern. Dank des frischen Wasser-Zuflusses in künstliche Teiche erzeugen hier viele Fischwirte vor allem Forellen und Saiblinge. In stehenden und wärmeren Gewässern der Oberpfalz überwiegen Karpfen. Doch der Hauptkonkurrent und Erzfeind aller Fischerzeuger und Angler ist – neben Kormoran und Reiher – der in Gehegen beliebte possierliche Fischotter.

"Wer soll die Otter denn jagen?"


Martin Maschke war bereits bisher Berater des Fischerzeugerringes in Niederbayern und weiß selbst, dass er gegen den kräftig zubeißenden Wassermarder ein zahnloser Hai ist. Kämpferisch klingt es nicht gerade, wenn er sagt: „Man kann schon was tun.“ Aber was? Maschke: „Selbst wenn es erlaubt würde, wer sollte die Otter denn jagen? Welcher Jäger setzt sich Tag und Nacht stundenlang an einen Teich oder Weiher und wartet, ob einer rausschaut? Und was hätte der davon? Er müsste das erlegte Tier präparieren für Schulen und Museen.“ Gute kulinarische Otter-Rezepte sind ebenfalls nicht bekannt, nur früher hat man in Klöstern zur Fastenzeit Otter wie Biber als „Fisch“ gegessen. Der Otter-Balg wiederum wurde gern für warme Pelzmützen oder -krägen verwendet.
Aber ohne die Optionen des Bejagens oder Fallenstellens bleibt dem Berater nicht viel. Kleine Teiche kann man einzäunen und dafür Zuschüsse bekommen, auch für Experimente mit Elektrozäunen. „Aber große Bäche und Weiher in der Landschaft kann man nicht einzäunen“, räumt Maschke ein.
Und damit nicht genug: Bevor er ein Fischotter-Management-Konzept ausarbeiten kann, muss der Berater zuerst niederbayernweit belegbare Daten über die Schäden sammeln und aus Minister Brunners Fonds von 100 000 Euro Entschädigungen zahlen. „Viele Teichwirte haben wegen der zahlreichen geschützten Fischräuber bereits aufgegeben“, beklagt Maschke: „Deshalb können die einheimischen Erzeuger mit ihren Qualitätsfischen nicht mehr im Preis konkurrieren. Infolge dessen werden städtische Märkte mit eingeflogenen tiefgefrorenen Forellen aus aller Welt überschwemmt.“ (Hannes Burger)

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