Kommunales

Ein Juwel in der Großstadt: der Olympiapark von 1972. (Foto: Stäbler)

31.10.2025

Eine Pionierleistung: Wird der Münchner Olympiapark Weltkulturerbe?

Der Münchner Olympiapark soll auf die Welterbeliste der Unesco – die Chancen stehen nicht schlecht

Im Münchner Olympiapark ist an diesem Nachmittag trotz dichter Wolken und einstelliger Temperaturen einiges los. An einer Bewegungsinsel mit Fitnessgeräten quälen sich zwei Dutzend Menschen mit Klimmzügen, Liegestützen und Kniebeugen ab; nur wenige Schritte weiter schlendern Touristen über den „Walk of Fame“ mit Handabdrücken von Elton John bis Peter Maffay; und zwischendrin sieht man allenthalben Joggerinnen, Spaziergänger, Skater und Schwimmbadbesucher.

Kurzum, in der weitläufigen Parkanlage herrscht auch ein halbes Jahrhundert nach den Olympischen Spielen von 1972 noch reger Betrieb. Und das wiederum sei einer von vier zentralen Gründen, weshalb der Olympiapark nach Ansicht der Stadt in die Liste des Unesco-Welterbes aufgenommen werden sollte, erklärt wenige Stunden später Stadtplaner Nils Scheffler im Kulturhaus Milbertshofen.

Dort findet an diesem Abend eine Informationsveranstaltung statt zum Thema „Olympiapark: Auf dem Weg zum Welterbe“. Erstens sei da also „die Nachnutzung als Spitzen- und Breitensportzentrum sowie Erholungs-, Kultur- und Wohnraum“, die den „außergewöhnlichen universellen Wert“ des Areals ausmache, sagt Scheffler, dessen Büro Urban Expert das Rathaus bei der Bewerbung unterstützt.

Zweitens und drittens verweist er auf die herausragende „,modellierte Architektur- und Parklandschaft“ sowie das einzigartige Zeltdach, das eine „Pionierleistung“ darstelle. Und viertens gehöre der Olympiapark auch wegen seines „menschlichen Maßstabs in der Gestaltung und Formensprache“ auf die Welterbeliste, so Nils Scheffler.

„Der Park soll kein Museum werden“

Die ersten Hürden auf dem Weg dorthin sind bereits genommen. So steht der Olympiapark inzwischen auf der sogenannten Tentativliste Deutschlands fürs Unesco-Welterbe, eine Art Bewerbungs-Warteschlange. Ihr gehören aber noch zehn weitere Stätten an, darunter etwa der Stuttgarter Fernsehturm und der jüdische Friedhof in Hamburg-Altona. Daher hat die Welterbebewerbung des Olympiaparks etwas gemein mit der Bewerbung der Stadt um Olympische Spiele, die in einem Bürgerentscheid gerade mit großer Mehrheit befürwortet wurde.

„Es sind beides Ereignisse, die ganz schön weit in der Zukunft liegen“, sagt Stadtbaurätin Elisabeth Merk. Denn beim Bürgerentscheid ging es um eine Bewerbung für die Spiele ab 2036. Und etwa zu jener Zeit könnte auch der Olympiapark das begehrte Welterbesiegel der Unesco erhalten – „wenn alles wie vorgesehen läuft“, sagt Stadtplaner Scheffler. Ihm zufolge könnte es jedoch sein, „dass sich bereits vorher ein Zeitfenster öffnet, sodass man seine Unterlagen schon früher einreichen kann“. Und genau darauf bereite sich das Rathaus vor, unter anderem durch die Erstellung eines Welterbemanagementplans – also ein Leitbild für den sorgsamen und nachhaltigen Umgang mit der Stätte.

Vornehmlich um diesen Plan soll es heute bei der Bürgerveranstaltung gehen. Doch bevor die knapp 100 Anwesenden an drei Plakatwänden ihre Ideen und Anregungen äußern können, wie der Olympiapark künftig gehegt und gepflegt werden soll, steigt ein 92-jähriger Mann beneidenswert locker auf die Bühne, um dort mit Elisabeth Merk über „Die Zukunft des zu nominierenden Welterbes Olympiapark“ zu plaudern.

Jener Fritz Auer kennt das 290 Hektar große Areal wie kaum ein anderer, schließlich war der Architekt als Partner im Büro Behnisch maßgeblich für die Bauten der Olympischen Spiele 1972 mit ihren prägnanten Zeltdächern verantwortlich. „Man muss der Stadt ein Kompliment machen“, sagt Auer mit Blick darauf, wie das Gelände seither nicht nur für viel Geld instand gehalten, sondern auch weiterentwickelt wurde. „Der Park soll kein Museum werden, wo niemand etwas dran ändern darf“, betont der Architekt.

Wobei man in all den Jahrzehnten auch Irrwege beschritten habe. „Ich denke da an die Aufgabe der Laufbahn im Olympiastadion zugunsten von Autorennen und solchem Quatsch“, sagt Auer. Unverständlich für ihn sei dereinst auch die Vorgabe gewesen, wonach die Olympiapark GmbH schwarze Zahlen schreiben müsse. „Der Park kann kein Bringer im finanziellen Sinne sein, aber er ist ein Bringer im ideellen Sinne“, betont Auer. „Man muss Geld investieren in ein Gut, das gut bleiben soll – nicht nur für die Münchner Bürgerschaft, sondern auch für die Weltbürgerschaft.“

Genau das ist laut Elisabeth Merk in den vergangenen Jahrzehnten auch geschehen. „Man lässt den Olympiapark und seine Erfindungen nicht alleine, sondern gibt immer etwas Neues hinzu, damit er genutzt werden kann und lebendig bleibt – über Generationen“, sagt die Stadtbaurätin. Ihr zufolge muss ein Fokus bei der Weiterentwicklung des Geländes auf dessen Rändern liegen. So wolle die Stadt nach wie vor das Bundeswehr-Verwaltungszentrum an der Dachauer Straße erwerben, um den Park zu erweitern. Und beim früheren Eisstadion im Osten des Areals warnt Merk vor einem Schnellschuss. Die Stadt brauche da „nicht irgendetwas, nur weil die Fläche frei ist.“

Das wiederum ist ganz im Sinne einer „behutsamen Weiterentwicklung“ des Olympiaparks – ein Schlagwort, das sich auch im Welterbemanagementplan wiederfindet. Als mögliche Maßnahmen werden hier etwa eine Neunutzung des früheren Busbahnhofs sowie der Ausbau „nichtkommerzieller Aktivitäten“ genannt. Und: die „Prüfung der Öffnung von Sportanlagen“, die zuvor auch Fritz Auer fürs Olympiastadion angeregt hat.

„Aktuell haben wir da eine große Arena, in die ich reingucken kann. Aber im Alltag könnte es dort lebendiger sein“, findet der Architekt. Tatsächlich gebe es in ihrem Referat bereits Diskussionen, „inwiefern wir Sportstätten, die nicht rund um die Uhr ausgenutzt sind, als dritte Orte entwickeln können“, sagt Merk – sie also für andere Nutzungen zu öffnen. Was es dafür jedoch brauche, seien andere Betreiberkonzepte, sagt die Stadtbaurätin. „Und auch mehr personelle Ressourcen, um das zu betreuen.“ (Patrik Stäbler)

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