Kommunales

Thomas Thumann (Freie Wähler), seit 2005 Oberbürgermeister von Neumarkt in der Oberpfalz, mit dem „Oskar“, der Auszeichnung für die „Kommune des Jahres“. (Foto: Fuchs)

04.03.2011

Die mittelstandsfreundlichste Stadt

Keine bayerische Kommune wird derzeit häufiger für ihre Wirtschaftspolitik ausgezeichnet als Neumarkt i. d. Oberpfalz

Nicht der kurzfristige Erfolg, sondern eine kontinuierliche Entwicklung mit Augenmaß und Verstand: Das ist die oberste Prämisse, mit der in Neumarkt in der Oberpfalz Politik gemacht wird. Die Große Kreisstadt, die als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der westlichen Oberpfalz gilt, hat nicht nur den niedrigsten Gewerbesteuer-Hebesatz (aktuell 315 Prozent) unter allen großen Kreisstädten in Bayern, sondern auch einen seit drei Jahrzehnten nahezu unverändert niedrigen Grundsteuersatz (235 Prozent für Grundsteuer A und 275 Prozent für Grundsteuer B).
Nicht nur deshalb, auch wegen seiner mittelstandsfreundlichen Politik und den daraus resultierenden strukturellen und wirtschaftlichen Vorteilen für die ansässigen Unternehmen ist Neumarkt jüngst von der privaten Oskar-Patzelt-Stiftung (Leipzig) als „Kommune des Jahres“ ausgezeichnet worden. „Wir fühlen uns damit in unseren vielfältigen Bemühungen um unsere heimische, mittelständisch geprägte Wirtschaft und die dortigen Arbeitsplätze sowie für unser Bestreben, gute Lebensbedingungen zu schaffen, bestätigt“, sagt Thomas Thumann (Freie Wähler), der seit 2005 als Oberbürgermeister an der Spitze der Stadt mit ihren knapp 40 000 Einwohnern steht.


„Kommune des Jahres“


Neumarkt hatte sich im Rennen um den „Mittelstands-Oskar“ nicht selbst bewerben können, sondern wurde zusammen mit 43 weiteren Kommunen aus ganz Deutschland von der jeweiligen örtlichen Wirtschaft und weiteren Organisationen wie der zuständigen Industrie- und Handelskammer (IHK) in Regensburg vorgeschlagen. Neumarkt sei strategisch hervorragend aufgestellt, hieß es unter anderem in der Laudatio. Namhafte Unternehmen und besonders viele Mittelständler hätten sich aufgrund der ausgezeichneten Rahmenbedingungen, zu denen auch die Errichtung eines Technologieparks gehört, hier angesiedelt. Die Stadt fungiere dabei gemäß ihrem Leitbild als Service-Dienstleister für Unternehmer und Gewerbetreibende.
Dass sich die Bemühungen auszahlen, macht OB Thumann auch an der niedrigen Arbeitslosenquote im Agenturbezirk Neumarkt fest – derzeit 2,2 Prozent – und an der Tatsache, dass die Zahl der Einpendler die Zahl der Auspendler um rund 3400 übertrifft. Selbst im Krisenjahr 2009 habe die Arbeitslosenquote im Schnitt bei nur 4,3 Prozent gelegen, sagt das Stadtoberhaupt und folgert daraus: „Die Wirtschaftskrise hat bei uns nicht stattgefunden.“
Als Hauptgrund für das gute Miteinander zwischen Wirtschaft und Kommune nennt Thumann die Tatsache, dass die Unternehmer fest in der Region verwurzelt sind. So hat etwa die Max-Bögl-Firmengruppe, das größte deutsche Bauunternehmen in privater Hand, seinen Hauptsitz in Neumarkt – mit 2500 von insgesamt 6000 Beschäftigten. Zu den Ortsansässigen zählen auch der führende Pharmahersteller Bionorica oder Deutschlands größte Biobrauerei, die Neumarkter Lammsbräu.
Dank der sprudelnden Einnahmen in der Stadtkasse kann sich Neumarkt auch einiges leisten: „Unsere Investitionsquote liegt aktuell bei 45 Prozent“, sagt Thumann stolz. Als nächstes Großprojekt wird derzeit über ein Ganzjahresbad nachgedacht.


„Fair-Trade-Stadt“


Doch nicht nur wirtschaftlich, auch sozial könne die Stadt punkten. Thumann verweist auf das seit fünf Jahren bestehende Bürgerhaus. Die städtische Einrichtung gilt als Treffpunkt für alle Bürger, mit Einrichtungen wie einer Freiwilligenagentur, der Bürgerstiftung, einem Mehrgenerationenhaus und als Veranstaltungsstätte für ein breites Kursangebot.
Keine Angst hat Thumann nach eigenen Angaben vor der demografischen Entwicklung, auch wenn aktuelle Prognosen leichte Rückgänge bei der Einwohnerzahl für seine Kommune voraussagen. Das Stadtoberhaupt ist zuversichtlich, dem gegensteuern zu können. Maßnahmen dazu sind unter anderem ein Baukostenzuschuss von 10 000 Euro für jedes Kind unter 14 Jahren, wenn sich die Eltern im neuen Baugebiet niederlassen. Außerdem gibt es eine Beitragsfreistellung für das letzte Kindergartenjahr sowie die erste zweizügige Ganztagsschule Bayerns.
2005 wurde Neumarkt vom bayerischen Wirtschaftsministerium ausgezeichnet mit dem Qualitätspreis „Wirtschaftsfreundlichste Gemeinde“ und ganz aktuell von der Unesco als „Stadt der Weltdekade“ – eine Ehrung, die Neumarkt wegen seiner Bildungsarbeit zur nachhaltigen Entwicklung als bundesweit erste Stadt bereits zum 3. Mal erhielt. Im Jahr 2008 bekamen die Neumarkter als erste bayerische Kommune den Titel „Fair-Trade-Stadt“ verliehen – und stehen damit in einer Reihe mit Metropolen wie Miami oder San Francisco. (Stephan Herbert Fuchs)

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