Kommunales

Das Waldgebiet um Ebrach im Landkreis Bamberg ist hart umkämpft: 2014 wies der scheidende Landrat Günther Denzler (CSU) dort ein großes Schutzgebiet aus - zum Missfallen der Staatsregierung. (Foto: dpa)

14.06.2018

Doch noch Hoffnung für einen Nationalpark Steigerwald?

Einen dritten Nationalpark wird es laut Ministerpräsident Söder auf absehbare Zeit in Bayern nicht geben. Trotzdem kämpfen die Befürworter weiter.

Für die Staatsregierung ist ein weiterer Nationalpark in Bayern offiziell kein Thema mehr. Umweltschützer kämpfen aber nach wie vor für einen Nationalpark Steigerwald - und fahren schwere Geschütze gegen die Bayerischen Staatsforsten auf: Das Unternehmen plane nach der Landtagswahl im Herbst die Fällung alter Bäume in einem früheren Schutzgebiet bei Ebrach (Landkreis Bamberg) sagte Adolf J. Hümmer, Chef des Vereins "Nationalpark Nordsteigerwald". Ein Sprecher der Staatsforsten wies dies jedoch zurück: Es sei vielmehr richtig, dass man lediglich einen sanften Einstieg in die Bewirtschaftung des Ebracher Forsts plane.

Im Steigerwald tobt seit Jahren ein Streit um die Nationalpark-Idee. Die Fronten sind immer noch verhärtet - auch nachdem Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erklärt hatte, die Pläne für einen weiteren Nationalpark in Bayern zurückzustellen. Zuletzt war der Steigerwald zudem gar nicht mehr im Rennen - die Staatsregierung hatte sich auf die Rhön, die Donau-Auen und den Spessart konzentriert.

"Für uns sind die Chancen größer als vorher", sagte Hümmer. Er und seine Mitstreiter hoffen vor allem darauf, dass die derzeit alleinregierende CSU nach der Landtagswahl im Herbst in eine Koalition muss - bestenfalls mit den Grünen. Derzeit, räumte Hümmer ein, sei die CSU "weit weg davon, gesprächsbereit zu sein". Aber auch die Gegner eines Nationalparks sind weiter aktiv. Man habe die Äußerung Söders sehr begrüßt, sagte Oskar Ebert, stellvertretender Chef des Vereins "Unser Steigerwald": "Es wird mit ihm keinen Nationalpark im Steigerwald geben, weil die überwiegende Zahl der Menschen im Steigerwald das nicht will."

Fällen von Altbäumen ist nicht vorgesehen, versichern die Staatsforsten


Dennoch werde man als Verein weiter aktiv bleiben, betonte Ebert. "Ein Großschutzgebiet wie ein Nationalpark wäre ein einschneidender Strukturwandel, bei dem die Region, die vielen holzverarbeitenden Betriebe und die Menschen in der Region die Verlierer wären." Man wolle die Region gemeinsam weiterentwickeln.

Das Waldgebiet um Ebrach ist hart umkämpft: 2014 wies das Landratsamt Bamberg dort ein großes Schutzgebiet aus - zum Missfallen der Staatsregierung. Ein Jahr später wurde auf Druck Münchens die Rückabwicklung eingeleitet. Eine Klage des Bundes Naturschutz (BN) dagegen blieb erfolglos. Ein Kartierungsprojekt von BN und der Naturschutzorganisation WWF vor wenigen Jahren hatte ergeben, dass auf dem knapp 800 Hektar großen Gebiet rund 7600 alte Laubbäume stehen - meist Buchen und Eichen.

Nun integrieren die Staatsforsten das Gebiet in ihre Bewirtschaftung. Dazu gehöre etwa die Pflege von Eichenbeständen oder die Pflanzungen von jungen Tannen, erläuterte der Sprecher. "Zur nachhaltigen Waldwirtschaft gehört auch der Waldnaturschutz, daher werden mit dem Beginn der Bewirtschaftung auch Naturschutzmaßnahmen wie die Errichtung von Trittsteinen der natürlichen Waldentwicklung umgesetzt." Das Trittstein-Konzept sieht vor, dass Teile der Flächen aus der Bewirtschaftung genommen werden, um sie komplett der Natur zu überlassen. Eine Fällung von Altbäumen sei nicht vorgesehen, betonte der Sprecher. Man werde das Konzept für den "sanften Einstieg" in die Bewirtschaftung an diesem Freitag der Öffentlichkeit vorstellen.  (Kathrin Zeilmann, dpa)

Kommentare (2)

  1. Öko Spinner am 15.06.2018
    Wenn ich den Vorredner korrekt verstanden habe, dann wäre eine „ausgewogene“ Überschrift in seinem Sinne in etwa gewesen: „Bornierte Nationalpark-Ideologen geben nicht auf“, gell :-)?

    Jeder sieht eben die persönliche Wahrheit als die einzig gültige an...
  2. voa zua am 15.06.2018
    Und sie geben nicht auf... Typisch Idiologen!
    Die Gefahr für unseren schönen Steigerwald ist deshalb noch nicht gebannt, schwelt latent immer weiter. Daher gilt "BuchenHOLZ-Auge sei wachsam".

    Nochmal:

    1. Die Regierung von Oberfranken hat nur für die Durchsetzung geltenden Rechts gesorgt, als die die rechtswidrige Verfügung des Landratsamtes Bamberg zur Erklärung des "Hohen Buchener Walds" als Geschützter Landschaftsbestandteil aufhob. Als GLB gelten nämlich kleinflächige, das Landschaftsbild prägende Objekte mit Bedeutung für den Naturschutz (Beispiel: eine Hecke, Obstbaumreihe, etc.). Das was der damalige Landrat Denzler trieb war einfach nur eine Trotzreaktion darauf, dass ihm seine politischen Freunde nicht folgen wollten und sich auf die Seite der Betroffenen, nämlich er Einwohner und insbes. der Grundeigentümer im Steigerwald stellten. Und für die Einrichtung eines rechtmäßig möglichen Naturschutzgebiets "Hoher Buchener Wald" ist eben das LRA nicht zuständig (das ist eine Hausnummer höher angesiedelt). Daher blieb eine Klage auch zurecht erfolglos. Fazit hier: unser Rechtsstaat und sein Verwaltungswesen funktioniert. Ich zweifle an, dass es dazu großen "Druck aus München" brauchte, damit diese Mechanismen griffen.

    2. Frage: Warum stehen auf der vom Kartierungsprojekt erfassten Gebiet 7.600 "alte" Bäume?
    Antwort: Weil die Menschen im Steigerwald schon immer im Einklang mit der Natur gewirtschaftet haben. Nachhaltig. Auch alte Bäume stehen liesen - nicht alles kahl schlugen. Warum glaubt man, den Steigerwald vor diesen Menschen jetzt schützen zu müssen? DIE können das. Der Steigerwald wird auch in 100 Jahren mit seinem heutigen Schutzsstatus noch alte Bäume haben. Viel problematischer ist der immer weiter fortschreitende Verbau unserer Landschaft. Doch wenn ich die NP-Befürworter richtig verstanden habe, dann wollen sie im Bereich Tourismus genau das fördern. Den weiteren Verbau unserer Landschaft. Paradox - finden Sie nicht auch?

    Wir alle brauchen die Natur zum Leben und ihre Früchte daraus. Es wäre doch ebenso paradox, bei uns Wälder komplett aus der Nutzung zu nehmen um im Gegenzug Holz von weit her importieren zu müssen... Lieber nachhaltig bewirtschaften.

    Die BSZ bitte ich, künftig ausgewogener zu schreiben. Zwar kommt im Artikel auch wieder die Gegenseite zu Wort - allein die Überschrift zeigt aber, auf welcher Seite der Verfasser steht.
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