Kommunales

In Deutschland fallen jährlich zirka 46 Millionen Tonnen Hausmüll an, doch recycelt werden davon weniger als zwei Drittel. Kommunen gehen dadurch potenzielle Einnahmen verloren. (Foto: Bilderbox)

11.06.2010

Geld verdienen mit Müll

Das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz fordert Kommunen auf, Abfall als Energiequelle zu nutzen

Zunehmend wird aus Müll Energie gewonnen: Der Restmüll aus den privaten Siedlungsabfällen lässt sich thermisch verwerten, aus Bio- und Grünabfällen wird Biogas. Selbst der problembehaftete Klärschlamm wird als Energieträger attraktiv. Für Kommunen ergeben sich hier neue Einnahmequellen.
Das Bundesumweltministerium hat jüngst einen Arbeitsentwurf für ein neues Kreislaufwirtschaftsgesetz vorgelegt. Zwar soll das Recycling dadurch gestärkt werden, die energetische Verwertung wird aber ausdrücklich als eine vorzügliche Möglichkeit der Abfallbehandlung genannt.
Die Verantwortung um den Klimaschutz fordert Kommunen und regionale Abfallverbände heraus, künftig verstärkt Abfallressourcen zur Erzeugung von Strom, Wärme und Kraftstoffen heranzuziehen. Eine dieser versteckten Energiequellen ist der Restmüll, der nicht wiederverwertet wird. Dessen Aufkommen hat sich allerdings mit Einführung der Mülltrennung im Lauf der 1990er Jahre halbiert. Laut Bundesumweltministerium lag das Gesamtaufkommen an Siedlungsabfällen (Hausmüll, Sperrmüll, hausmüllähnliche Gewerbeabfälle) 2005 bei 46 Millionen Tonnen, nur 62 Prozent davon wurden recycelt. Der Rest von 17 Millionen Tonnen teilt sich in nur noch 4 Millionen Tonnen Deponie und 13 Millionen Tonnen Verbrennung.
Diese Entwicklung ist eine Erfolgsgeschichte – auch beim Klimaschutz: Durch den Rückgang der Mülldeponierung konnten seit 1990 die Methanemissionen aus deponierten Abfällen um 85 Prozent reduziert werden. Der Einspareffekt entspricht dem jährlichen CO2-Ausstoß von 7,7 Millionen Autos, das sind fast 20 Prozent der in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge.
Deutschland erlebt gerade einen Paradigmenwechsel: Stand früher die Entsorgung von Müll im Mittelpunkt, ist heute die Versorgung mit Energie wichtiger. Aus Müllverbrennungsanlagen wurden Müllheizkraftwerke, denn in der Regel werden sowohl Strom als auch über Fernwärmenetze nutzbare Heizwärme erzeugt. Nach der Verbrennung bleiben Schlacken übrig, die aufbereitet werden und dann zum Großteil noch verwertbar sind, zum Beispiel als Straßenbaumaterial.
In den 1980er Jahren galten Müllverbrennungsanlagen noch als das Symbol für die Vergiftung der Umwelt: Ökos kämpften gegen Wegwerf-Gesellschaft und Dioxin-Schleudern am Stadtrand. 1986 entstand in Südbayern die Bürgeraktion „Das bessere Müllkonzept“. Der Volksentscheid von 1991 wurde zwar verloren, die Initiative kann rückblickend dennoch als erfolgreich gewertet werden: Heute wird im Freistaat mehr als die Hälfte des Hausmülls als Biomüll, Altpapier, Altglas oder Verpackungen verwertet.
Für organikreiche Abfälle gibt es seit 1. Juni 2005 ein Deponierungsverbot. Seitdem werden sämtliche Abfälle entweder recycelt oder durch Verbrennung oder Vergärung energetisch verwertet. Durch verbesserte Abgasreinigungstechniken spielen Müllverbrennungsanlagen heute bei den Emissionen von Dioxinen, Staub und Schwermetallen keine Rolle mehr – und das, obwohl sich die Kapazität der Müllverbrennung seit 1985 fast verdoppelt hat. (Christian Dany)

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