Kommunales

Bauarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne für das neu entstehende Quartier Neufreimann. (Foto: dpa/Florian Peljak)

09.05.2025

Groß, größer, Neufreimann

Die Landeshauptstadt zieht ein neues Stadtviertel hoch – neben 5500 Mietwohnungen entstehen dort auch mehrere Bildungseinrichtungen

Auf dem Gelände der früheren Bayernkaserne im Münchner Norden wächst eine neue Kleinstadt in die Höhe. Neufreimann heißt das Quartier, das einmal 15 000 Menschen beheimaten soll. Bei einem Rundgang über die XXL-Baustelle zeigen sich die Dimensionen des Projekts – aber auch die Probleme.

Just hier, sagt Michael Bacherl. werde dereinst der Stadtplatz von Neufreimann und damit das Zentrum dieses Stadtviertels sein. Nach diesen Worten lässt der Leiter der Stadtplanung im Münchner Rathaus seinen Blick schweifen und fügt fast entschuldigend hinzu: „Auch wenn man es im Moment vielleicht noch nicht sieht.“

Tatsächlich steht Michael Bacherl auf einer tristen Schotterfläche neben einigen Betonquadern, drumherum sind lange Reihen von Metallzäunen und dahinter diverse Baustellen der unterschiedlichsten Fortschrittsstadien. Kurzum, es braucht schon einiges an Vorstellungskraft, um sich hier ein pulsierendes Zentrum auszumalen, wo Spaziergänger flanieren, Trambahnen halten und Menschen zur Stadtteilbibliothek eilen.

4400 Wohnungen werden staatlich gefördert

Und doch – davon zeugen sowohl der ans Ohr dringende Baulärm als auch die vorbeirollenden Baufahrzeuge – schreiten die Arbeiten voran auf dem 60 Hektar großen Gelände der ehemaligen Bayernkaserne, wo bis Mitte der 2030er-Jahre ein neuer Münchner Stadtteil namens Neufreimann aus dem Boden wachsen soll. So ist nur einen Steinwurf vom künftigen Stadtplatz entfernt im Herbst eine Schule in Betrieb gegangen, und erst vor wenigen Wo-chen sind auch die ersten Wohnungen in dem Quartier bezogen worden.

Diese Premiere hat das städtische Planungsreferat zum Anlass für einen Rundgang durch das entstehende Viertel genommen, das nicht nur 15.000 Menschen beheimaten soll, sondern auch vier Schulen, 14 Kitas, eine Bezirkssportanlage, ein Pflegeheim, ein Familienzentrum und einiges mehr.

„Es wird gerne mal vergessen, dass wir hier nicht nur 5500 Wohnungen bauen, sondern ein ganzes Stadtquartier“, sagt Stadtbaurätin Elisabeth Merk, die betont: „15 000 Menschen, das ist andernorts eine respektable Gemeinde mit allem, was dazugehört.“ Und dies wiederum soll hier auf einer Fläche von 84 Fußballfeldern untergebracht werden – in etwa so groß wie der Münchner Westpark.

5500 Mietwohnungen sollen entstehen

Entsprechend kompakt und hoch wird daher in Neufreimann gebaut: „Von der Dichte ist das vergleichbar mit den Gründerzeitvierteln in der Innenstadt“, sagt Michael Bacherl. Insgesamt sollen in dem Stadtviertel 5500 Mietwohnungen entstehen – viele da-von in sieben- und achtstöckigen Stadthäusern. Überdies seien mehrere bis zu 60 Meter hohe Hochhäuser geplant sowie ein 80-Meter-Turm an der Heidemannstraße am Eingang des Quartiers, so Bacherl. „Auch als Zeichen, das sagt: Achtung, hier entsteht etwas!“

Bevor all diese Wohnungen jedoch in größerer Zahl bezogen werden, hat sich die Stadt zunächst die beiden neuen Schulstandorte vorgenommen. Diese Reihenfolge sei auch eine Lehre aus der Vergangenheit, sagt Stadtbaurätin Merk, als man oftmals erst den Wohnraum baute, nur um danach zu merken, wie schmerz-lich die notwendige Infrastruktur vermisst wird.

In Neufreimann soll nun in einer Grund- und einer Förder-schule im Norden des Quartiers ab September 2026 unterrichtet werden. Am südlichen Schulstandort an der Friederike-Nadig-Allee hört man dagegen jetzt schon Kindergeschrei. Hier werde die fertige Grundschule derzeit von einer Förderschule als Ausweichquartier genutzt, erklärt Iris Lemke vom städtischen Baureferat. Das benachbarte Gymnasium soll im kommenden Schuljahr in Betrieb gehen – als erste weiterführende Schule überhaupt in Freimann, wie Patric Wolf (CSU) betont, der Vorsitzende des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann. „Das war ein großer Wunsch von vielen.“

Neue Bildungsorte

Stolze 450 Millionen Euro lässt sich die Stadt die beiden neuen Bildungsorte kosten, an denen neben den Schulgebäuden auch vier Turnhallen und Sportflächen entstehen – sowie eine Schwimmhalle mit dem stadtweit zweiten 50-Meter-Becken neben dem Olympiabad.

Erschlossen werden soll Neufreimann allen voran über die Trambahnlinie 23, die hierzu bis 2029 nach Kieferngarten verlängert wird. „Dafür haben wir gekämpft“, betont Elisabeth Merk.
„Die Finanzierung ist sichergestellt.“ Fix ist auch, dass beim Wohnungsbau in Neufreimann Genossenschaften zum Zug kommen sollen; knapp ein Drittel der kommunalen Grundstücke sind hierfür eingeplant. Im gesamten Planungsgebiet gehören mehr als 80 Prozent der Flächen der Stadt, weshalb deren Wohnungsbaugesellschaft dort als größter Bauträger auftritt.

„Wir haben hier acht Projekte – fünf davon in Planung oder Bau“, sagt Ole Beißwenger von der München Wohnen. Als Erstes soll ein achtstöckiges Haus schräg gegenüber dem Schulstandort Süd mit 190 Wohnungen, einer Kita und einem Familienzentrum bezogen werden – voraussichtlich Anfang 2026.

Verschiedene Fördermodelle

In jenem Gebäude wird es laut Beißwenger Mietwohnungen mit verschiedenen Fördermodellen geben, so wie in allen Bauten der München Wohnen in Neufreimann. Im gesamten Stadtviertel sollen 4400 der insgesamt 5500 Wohnungen gefördert sein, sagt Ulrike Klar vom Stadtplanungsreferat. Wobei sich die verschiedenen Fördermodelle sowohl an Haushalte mit niedrigem als auch mit mittlerem Einkommen richten.

Die ersten Wohnungen in Neufreimann, die dieser Tage bezogen werden, sind freilich weder gefördert noch städtisch. Vielmehr ist es das Münchner Immobilienunternehmen Sedlmayr, dem im Os-ten des Planungsgebiets vier Baufelder gehören, das in einem soeben fertiggestellten Neubau am Ende der Friederike-Nadig-Allee 253 frei finanzierte Zwei- bis Vierzimmerapartments vermietet. Zu einem durchschnittlichen Mietpreis von 22,50 Euro je Quadratmeter, sagt Firmenchef Hermann Brandstetter.

Im Innenhof des Neubaus angekommen lobt Stadtbaurätin Elisabeth Merk die Zusammenarbeit mit der Sedlmayr AG in Neufreimann als „besonderen Glücksfall“. Und doch hängt eine dunkle Wolke über dem Heidepark, wie der Investor sein Projekt nennt. So musste die Sedlmayr AG vor knapp zwei Jahren die Reißleine ziehen und die Planungen für die Bauabschnitte zwei bis vier auf Eis legen. Als Grund führte die Firma damals explodierende Baukosten und teure Zinsen an.

„An der Situation hat sich grundsätzlich nichts geändert“, räumt Hermann Brandstetter ein. Zwar sei man aktuell bemüht, das Bauvorhaben zu „optimieren“ – sprich: die Kosten zu senken. Allein einen Zeitpunkt, bis wann die Planungen für den übrigen Heide-park wieder aufgenommen werden, könne er nicht sagen, so Brandstetter. Denn: „Es bleibt weiterhin schwierig, das wirtschaftlich abzubilden.“
(Patrik Stäbler)

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