Kommunales

"No Brexit, no cry" hat eine Karnevalistin im Rheinland auf die britische Fahne geschrieben. Das denken sich wohl auch viele Briten und übersiedeln lieber nach Bayern. (Foto: dpa/Marcel Kusch)

18.03.2019

Immer mehr Briten in Bayern wollen die deutsche Staatsbürgerschaft

Der bevorstehende Brexit lässt die Anträge auf Einbürgerung bei Bayerns Kommunen steigen

Immer mehr Briten in Bayern beantragen angesichts des bevorstehenden Brexits die deutsche Staatsbürgerschaft. Die Zahl der Anträge ist in den ersten Monaten des Jahres deutlich gestiegen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei acht bayerischen Städten zeigt.

"Die Zahl der Anträge ist spürbar noch oben gegangen", sagte Olaf Kuch, Leiter des Einwohnermeldeamts der Stadt Nürnberg. Gab es im Jahr 2018 insgesamt noch 41 Anträge auf Einbürgerung von Briten, waren es allein im Januar und Februar bereits 25. Eine Panikreaktion seitens der Briten sehe er aber nicht, sagt Kuch. Seine Behörde habe frühzeitig alle Briten und deren Angehörige angeschrieben und über eine mögliche Einbürgerung informiert.

Auch in der Landeshauptstadt München möchten bereits deutlich mehr Briten einen deutschen Pass als noch im Vorjahr. Nach 495 Anträgen im Jahr 2018 stellten im Januar dieses Jahres 71 und im Februar 135 Briten einen Antrag auf Einbürgerung. Für Johannes Maier, Sprecher des Kreisverwaltungsreferats der Stadt München, sind die Beweggründe klar: "Viele Briten stellen den Antrag, weil sie ihre britische Staatsbürgerschaft nicht aufgeben müssen, solange das Vereinigte Königreich noch zur EU gehört." Und mit einem deutschem Pass profitierten Briten auch nach einem Ausstieg Großbritanniens aus der EU als EU-Bürger von der Freizügigkeit und einem gesicherten Recht auf Aufenthalt.

Die sonst bevorstehende Unklarheit über den Aufenthaltsstatus ist auch in Regensburg der Grund, weshalb die Zahl der Anträge bei der Stadt zunimmt, wie Sprecherin Juliane von Roenne-Styra mitteilt. Gab es im Vorjahr 17 Anträge auf Einbürgerung von Briten in Regensburg, waren es im Januar und Februar bereits neun.

Ein ähnliches Bild in Ingolstadt: Hier beantragten bis März neun Briten die Einbürgerung nach 21 Anträgen 2018. Im schwäbischen Augsburg wollten 2019 bereits acht Briten den deutschen Pass, 2018 waren es 20. In Würzburg sind nach zehn Anträgen von Briten im Vorjahr nun bereits drei Einbürgerungen vollzogen und neun Anträge noch ausstehend. Auch in Ingolstadt ist mit neun Anträgen bis März bereits knapp die Hälfte des Vorjahresniveaus von 21 Anträgen erreicht.

Selbst in kleineren Städten wie Passau zeigt sich ein gewisser Anstieg. Nach drei Einbürgerungen von Briten 2018 gab es zu Jahresbeginn bereits zwei Anträge und drei Informationsgespräche, wie Sprecherin Maria Proske auf Anfrage mitteilt. In Aschaffenburg ist mit zwei Anträgen bis März bereits die Zahl vom Vorjahr erreicht.

Die Einbürgerung dauert in Bayern laut Auskunft der Kommunen zwischen zwei und vier Monaten. Alle Briten, die ihren Antrag dieses Jahr stellen, müssen damit rechnen, ihren deutschen Pass im Zweifel nicht mehr bis zum geplanten Austrittsdatum Großbritanniens am 29. März zu erhalten.

Um die Möglichkeit neben der deutschen auch die britische Staatsbürgerschaft behalten zu können, müssten Briten deshalb aber nicht bangen, teilte von Roenne-Styra von der Stadt Regensburg mit. Das Bayerische Innenministerium habe zugesichert, dass alle Antragsteller vor dem 29. März auch die Option auf zwei Staatsbürgerschaften haben. Zudem hat die Staatsregierung ein Bayerisches Brexit-Gesetz auf den Weg gebracht. Der Entwurf sieht vor, das Vereinigte Königreich für eine Übergangszeit bis 2020 weiterhin wie ein Mitgliedsstaat der EU zu behandeln. Dies gelte aber nur im Fall eines geregelten Brexits. Ob es diesen geben wird, ist derzeit jedoch unklar.
(Sebastian Schlencker, dpa)

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