Kommunales

Die Stadt Hof hat bundesweit die höchste Rate an Schulabbrechern. Mehr als jeder vierte Schüler hat einer Studie zufolge an Bayerns Nordostspitze 2020 die Schule ohne qualifizierenden Abschluss verlassen. Nun greift das Bayerische Kultusministerium der Stadt unter die Arme. (Foto: dpa/Nicolas Armer)

26.07.2023

Jeder Vierte ohne Abschluss

Wie Hofs Schulabbrecherzahl sinken soll

27,7 Prozent der Schülerinnen und Schüler in der Stadt Hof haben im Jahr 2020 die Schule verlassen, ohne einen Abschluss gemacht zu haben. Das geht aus einer Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor. Diese Quote ist nicht nur bayernweit, sondern bundesweit die höchste. Wer ohne Abitur, Mittlere Reife oder Hauptschulabschluss die Schule verlässt, steht sprichwörtlich auf der Straße: Der Weg zu einer Berufsausbildung bleibt verschlossen, die langfristige Arbeitslosigkeit droht.

Hof im Nordosten Oberfrankens hat etwa 45.000 Einwohner. Einer der Gründe für die hohe Zahl an Schulabbrechern sei die lokale Sozialstruktur, lautet die Einschätzung der Stadt. Hof habe als einst wichtiger Industriestandort einen starken Strukturwandel durchgemacht, teilt ein Stadtsprecher auf Anfrage mit. In der Stadt lebten viele kinderreiche Familien mit geringen finanziellen Rücklagen, der Migrantenanteil sei hoch: "Hof ist bei den Zuwandererzahlen mit den Großstädten München, Nürnberg oder Augsburg vergleichbar."

Eine Mittelschullehrerin aus Hof sagte der "Frankenpost", in ihrer achten Klasse verständen zwölf von 30 Schülern kein Deutsch, 16 verschiedene Sprachen würden gesprochen. Normaler Unterricht sei so kaum möglich. Lehrer müssten eigentlich an sogenannten Brennpunktschulen schwächelnde Schüler individuell unterrichten, sagt der Sprecher der Stadt. Doch wegen Lehrermangels müssten die Lehrkräfte stattdessen oft Unterrichtsausfälle kompensieren. "Der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die in prekären Verhältnissen in Hof aufwachsen, liegt im bayernweiten Vergleich über dem Durchschnitt", sagt der Sprecher. "Viele Familien sind auf soziale Unterstützung angewiesen."

Minister versprach der Stadt mehr Lehrerstunden

Um Lösungen zu finden, haben sich Hofs Oberbürgermeisterin Eva Döhla (SPD) und Sozialrat Klaus Wulf im Mai in München mit Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) getroffen. Der Minister versprach der Stadt mehr Lehrerstunden. Allerdings sagte Piazolo in einem Interview mit der "Frankenpost", dass die Bertelsmann-Studie nicht in allen Punkten korrekt sei: So würden Schüler, die einen Abschluss an einer Förderschule erwerben, nicht mitgerechnet. Außerdem würden auch junge Menschen, die in Hof zur Schule gehen, aber nicht dort wohnen, in die Hofer Schulstatistik einfließen.

Seit dem Schuljahr 2012/13 stellt das Kultusministerium ein zusätzliches Stundenbudget für die Förderung von Kindern und Jugendlichen mit besonderen sozialen Herausforderungen an Grund- und Mittelschulen bereit, wie ein Ministeriumssprecher erklärt. Dieser "Integrationszuschlag" sei bisher für Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern reserviert gewesen. Künftig solle auch Hof davon profitieren.

Außerdem leiste das Ministerium zusätzliche finanzielle Unterstützung für die Region Hof. Es solle zusätzliche Berufsorientierungsmaßnahmen geben, die auch beim Erreichen eines Schulabschlusses helfen können. Das Programm "Berufseinstiegsbegleitung" werde verlängert, das Ministerium zahle eine Regionalprämie an Lehrkräfte, die an eine Hofer Schule wechseln.

Landkreis Eichstätt mit den wenigsten Schulabbrechern in Bayern

Die relativ wenigsten Schulabbrecher in Bayern verzeichnet laut der Bertelsmann-Studie der oberbayerische Landkreis Eichstätt: Dort liegt die Quote bei 1,6 Prozent, das ist auch bundesweit ein Spitzenwert. "Der Landkreis hat in den vergangenen Jahren in die Schulsozialarbeit, also in die Unterstützung der Lehrkräfte an den Schulen durch sozialpädagogisches Personal, sehr viel investiert und die Stellen und Finanzmittel deutlich gesteigert", sagt ein Sprecher des Eichstätter Landratsamtes auf die Frage nach den Erfolgsfaktoren.

Schulen, Schulamt, Bürgermeister sowie das Jugendamt seien sehr gut vernetzt. Außerdem habe man in den vergangenen Jahren viele Schulen neu gebaut, renoviert oder modernisiert. Auch gebe es einen Zusammenhang zwischen Arbeitslosen- und Schulabbrecherquote, sagt der Sprecher der Landkreisbehörde. "Bekanntlich hat der Landkreis Eichstätt auch mit die niedrigste Erwerbslosenquote in Deutschland. Kein Abschluss und kein Beruf sind somit die Ausnahme und bereits dem Elternhaus eher unbekannt."
(Philipp Demling, dpa)

 

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