Kommunales

Mitarbeiter reinigen vor dem Start der Freibadsaison ein großes Schwimmbecken. (Foto: dpa/Sven Hoppe)

07.05.2021

Keine Perspektive fürs Schwimmen

Anders als in Österreich will das bayerische Gesundheitsministerium den Freibadbetrieb nicht erlauben

Anfang Mai war in früheren Jahren immer der Zeitpunkt, zu dem in Bayern die ersten Freibäder öffneten. Doch das bayerische Gesundheitsministerium hat aus seiner Sicht gute Argumente, diese momentan zu verwehren. Was das freilich für die Zukunft der Bäder bedeutet, ist nicht abzusehen.

Wer gern schwimmt, hat es gerade schwer. Bereits Mitte Dezember mussten die Hallenbäder im Freistaat schließen. Viele Wasserratten hofften auf die Freibadsaison, die meist in der ersten Maihälfte beginnt. Im vergangenen Jahr, als Corona auch schon wütete, öffneten sie – zeitlich verzögert allerdings erst im Juni –, nachdem durch den ersten Lockdown die Inzidenzzahlen auf ein für die Behörden vertretbares Maß gesunken waren.

Doch heuer ist alles anders. Aktuell sind die Öffnung und der Betrieb von Freibädern laut Paragraf 11 Abs. 5 der 12. Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung untersagt. Und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte unlängst klargemacht, dass Bäder nicht vor der Gastronomie öffnen könnten. Diese bleibt vorerst aber auch geschlossen.

Im Freien vertretbar

„Bei dem derzeit hochdynamischen Infektionsgeschehen mit Überwiegen von besorgniserregenden Virusvarianten und dem noch unzureichenden Durchimpfungsgrad der Bevölkerung stellt die möglichst weitgehende Reduktion von Kontakten aktuell weiterhin eine wichtige Säule zur Eindämmung des Infektionsgeschehens dar, weshalb in der aktuellen Situation eine Öffnung von Freibädern nicht angezeigt ist“, erläutert auf Anfrage eine Sprecherin des bayerischen Gesundheitsministeriums.

Großzügiger ist man da in Österreich. Voraussichtlich am 19. Mai werden die Freibäder beispielsweise in Salzburg öffnen. Man setze zwar auch auf Besucherobergrenzen, Abstandsregeln auch im Wasser sowie eine Maskenpflicht auf dem Gelände und die Duschen und Umkleidekabinen werden wohl geschlossen bleiben – aber generell sei der Badebetrieb im Freien auch unter den diesjährigen Corona-Zahlen vertretbar, glaubt Bernhard Auinger (SPÖ), der Vize-Bürgermeister von Salzburg. Maßnahmen vom vergangenen Jahr hätten sich bewährt. In Wien startete die Freibadsaison sogar schon am 30. April.

Dabei stehen die Kommunen auch in Bayern längst in den Startlöchern, um mit der Saison zu starten – beispielsweise in Regensburg. Die Oberpfälzer Bezirkshauptstadt verfügt über zwei Freibäder; das Wöhrdbad wird derzeit ohnehin saniert, zur Verfügung stünde aber das sowohl über einen Hallen- wie einen Freibereich verfügende Westbad.

Mitarbeitende sofort aktivierbar

„Wir können den Schalter sofort auf Start umlegen, wenn es eine Perspektive gibt“, erläutert Martin Gottschalk, der Sprecher der Regensburger Stadtwerke, die für den Betrieb zuständig sind. Seit November befänden sich die Mitarbeitenden des Bades zwar in Kurzarbeit, man könne sie aber sofort aktivieren.

„Von den Hygieneregelungen her sind wir gut aufgestellt“, berichtet Gottschalk und verweist auch auf die Erfahrungen mit den Corona-Konzepten des vergangenen Sommers, mit denen man gute Erfahrungen gemacht habe – unter anderem mit dem E-Ticket, den quantitativen Zulassungsbeschränkungen und den zwei verschiedenen Badezeiten. „Wir haben ein fertiges Konzept“, so der Sprecher.

Auch im schwäbischen Memmingen ist man laut Auskunft von Stadt-Sprecherin Viola Weyrauch „bereits in den Vorbereitungen im Freibad, um, sobald es gesetzlich möglich ist, das Freibad auch zu öffnen.“ Öffnungszeiten, Schutzmaßnahmen und Besucherkontingente könnten allerdings erst festgelegt werden, wenn die Auflagen der Gesetzgeber bekannt seien, schränkt sie ein.

Für den Schulsport einen besonderen Weg gehen rund acht kommunale Badbetreiber, zu denen auch die Stadt Zwiesel im Bayerischen Wald gehört. Bereits Mitte April habe man bei der Staatsregierung beantragt, den Betrieb speziell und vorerst ausschließlich für den Schulsport zu öffnen. Da stünde der gesundheitliche und pädagogische Aspekt klar im Vordergrund, erläutert der zuständige Abteilungsleiter Andreas Schuster. „Gerade bei den Kindern hat ja der Bewegungsapparat durch den monatelangen Lockdown und den Heimunterricht massiv gelitten.“

Keine Virenschleudern

Martin Gottschalk aus Regensburg ist auch überzeugt, dass Freibäder „keine Virenschleudern“ seien. „Darauf gibt es keine Hinweise.“ Obendrein sei das Wasser ja auch gechlort, was Infektionen generell reduziere. Kritisch zu sehen im Zusammenhang mit Corona sei aber die Mobilität der Bevölkerung, findet der Stadtwerke-Sprecher; immerhin kämen die Badegäste ja auch aus dem Regensburger Umland.

Martin Gottschalk ist aber zuversichtlich, dass es Mitte Juni eine Perspektive für die Öffnung des Freibads geben wird. „Denn was wäre die Alternative? Generell verbieten werden sich die Leute das Baden nicht lassen. Dann gehen sie aber statt ins Freibad zu Weihern und Teichen, wo sich der Besuch nicht kontrollieren lässt. Das wäre nicht nur unter dem Corona-Aspekt riskant, sondern auch hinsichtlich einer höheren Zahl von möglichen Badeunfällen. Denn dort gibt es keine Aufsicht.“

Die bayerische Wasserwacht erwartet für die kommenden Monate denn auch mehr Einsätze als in früheren Jahren. Bereits in der Badesaison 2020 hätten die Retter deshalb häufiger ausrücken müssen, berichtet ein Sprecher des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), zu dem die Wasserwacht gehört. Erschwerend hinzu komme, dass die meisten Kinder seit mehr als einem Jahr keinen Schwimmunterricht mehr gehabt hätten. Obendrein ist das BRK aktuell auch personell stark eingebunden mit dem Impfen und Testen.

Kein Infektionsgeschehen in Freibädern

Bei der Landesgruppe Bayern des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) ist man der Überzeugung, dass sich die von den einzelnen Stadtwerken entwickelten Konzepte, Badbetrieb und Gesundheitsschutz miteinander zu vereinbaren, bereits im vergangenen Jahr bewährt haben, so eine Sprecherin auf Anfrage. Infektionsgeschehen aus den Freibädern seien nicht bekannt. Auch neue, zusätzliche Vorgaben der Behörden als Bedingung für eine Öffnung könnten umgesetzt werden, ist die VKU-Sprecherin überzeugt.

Allerdings brauche man im Fall des Falles einen gewissen zeitlichen Vorlauf. „Es dauert circa 14 Tage bis zur ersten Beprobungsmöglichkeit, das heißt, bis die Gewässerqualität hygienisch optimal ist“, so die VKU-Sprecherin. Rund zehn weitere Tage benötige man dann noch bis zur Freigabe der Wasserfläche durch das örtliche Gesundheitsamt. Derweil werte dieses die Proben gründlich aus, bei Bedarf könnten die Betreiber die Wasserqualität entsprechend nachbessern.

Reduzierte Einnahmen

Aber selbst wenn die Staatsregierung die Freibäder heuer generell geschlossen lässt, befürchtet der Stadtwerke-Sprecher nicht, dass dadurch im Falle von Regensburg die dauerhafte Existenz gefährdet ist. In vielen kleinen Kommunen freilich sieht das anders aus. Sie verfügen meist nicht über die finanziellen Ressourcen, um eine weitere Saison ohne oder auch nur mit deutlich reduzierten Einnahmen zu kompensieren. Bereits vor der Pandemie kämpften viele Freibäder im Freistaat ums wirtschaftliche Überleben, ihre Zahl sinkt seit Jahren. Das könnte sich nun noch beschleunigen.

Corona habe die finanziellen Verluste der Bäder deutlich höher ausfallen lassen als in den Vorjahren, ist dazu von der VKU-Landesgruppe Bayern zu erfahren. „Und der Betrieb lohnt sich wirtschaftlich ohnehin nicht.“ Doch die notwendige Instandhaltung kostet trotzdem Geld. Zwar hätten kommunale Badbetreiber zuletzt – aber nur unter bestimmten Bedingungen – die November- und Dezemberhilfen des Bundes beantragen können. „Doch laut einer Befragung unserer Mitglieder haben mehr als zwei Drittel von ihnen bisher kein Geld erhalten“, berichtet die VKU-Sprecherin.
(André Paul)

 

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Soll Prostitution verboten werden?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.