Kommunales

Aufgrund ihrer hohen Innenräume bleiben Kirchen wie hier die Frauenkirche in München im Sommer relativ kühl. Sie sollten geöffnet sein, damit sich die Menschen dort vor der Hitze schützen können. (Foto: dpa/Felix Hörhager)

06.06.2025

"Kühle Gotteshäuser sollten geöffnet sein"

Veronika Weilnhammer vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit über Hitzeanpassung in den Kommunen

Einen ersten Vorgeschmack auf die Sommerhitze gab es vergangenen Samstag. Damit Städte und Gemeinden hitzeresilient werden, hat das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit einige Empfehlungen.

BSZ: Frau Weilnhammer, was wollen Sie von den Kommunen in Sachen Hitzeanpassung?
Veronika Weilnhammer: Wir wollen die Städte und Gemeinden in Bayern dabei unterstützen, die Anpassungen vorzunehmen, die die klimatischen Veränderungen notwendig machen. Das heißt, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie die grüne und blaue Infrastruktur, sprich Begrünung von Flächen oder der Einsatz von Wasser, angepasst werden kann.
BSZ Geht es dabei um Entsiegelung und Trinkwasserversorgung?
WEILNHAMMER Ja, aber nicht nur. Es geht auch um soziale Einrichtungen wie Kindergärten oder Seniorenheime. Gerade Kinder sind bei Hitze besonders gefährdet.

BSZ: Warum?
Weilnhammer: Weil sie aufgrund ihrer Körpergröße die Hitze nicht so gut aus ihrem Körper bringen wie Erwachsene. Sie schwitzen einfach nicht so viel. Darum sollten sie sich im Schatten aufhalten. Wasserspielplätze und Sonnenschutz können helfen. Angesichts ihres Bewegungsdrangs sollte das Personal in den Kindergärten darauf achten, dass die Kinder auch genügend trinken.

BSZ: Das ist auch bei Seniorinnen und Senioren ein Problem.
Weilnhammer: Richtig, in den entsprechenden Heimen können zum Beispiel Trinkprotokolle helfen.

BSZ: Wenn man einmal die Entsiegelung betrachtet, dann ist das mit erheblichem finanziellem Aufwand für die Kommunen verbunden. Wer zahlt das? Die Kommunen haben jetzt schon ein massives Schuldenproblem.
Weilnhammer: Das bayerische Bauministerium stellt über die Städtebauförderung entsprechende Mittel bereit. Das Programm heißt „Klima wandel(t) Innenstadt“ und bietet den Kommunen eine Projektförderung von 80 bis 90 Prozent. Es gibt aber seit 15. Mai 2025 auch ein Bundesprogramm, das 10 Millionen Euro umfasst.

BSZ: 10 Millionen Euro für ganz Deutschland?
Weilnhammer: Ja.

BSZ: Was können denn Kommunen an besonders heißen Tagen an kostenlosen Dingen tun, um den Menschen zu helfen? Weilnhammer: Zum Beispiel in Absprache mit den Kirchen dafür sorgen, dass die doch recht kühlen Gotteshäuser geöffnet sind.

BSZ: Die ja wegen Vandalismus zunehmend verschlossen sind.
Weilnhammer: Ja, aber im Sommer sind sie ein perfekter Ort der Kühle. Die Kommunen könnten die Bevölkerung auch über andere kühle Orte informieren, klimatisierte Bibliotheken zum Beispiel.

BSZ: Oder sie könnten kühle Keller zugänglich machen.
Weilnhammer: Richtig.

BSZ: Wie sieht es mit Fassadenbegrünung und Rasensteinen für Parkplätze aus?
Weilnhammer: Das sind ebenfalls perfekte Entsiegelungsmaßnahmen, die auch noch – Stichwort Schwammstadt – helfen, Starkregenereignisse abzumildern.

BSZ: Aber das alles kostet Geld.
Weilnhammer: Deshalb könnten die Kommunen kreativ werden und beispielsweise Klimafonds einrichten, in die die Unternehmen und die Menschen vor Ort einzahlen, um solche Maßnahmen zu finanzieren. Damit das Geld sinnvoll eingesetzt wird, stellt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt künftig Satellitendaten zur Verfügung. Aus diesen Daten lässt sich der größte Hebel für Hitzeanpassungsmaßnahmen ableiten.

BSZ: Wie geht das?
Weilnhammer: Man kann zum Beispiel die heißesten Zonen einer Stadt lokalisieren und dort gezielt tätig werden.

BSZ: Also zum Beispiel in der historischen Altstadt von Regensburg.
Weilnhammer: Indem man beispielsweise Bäume pflanzt, heizen sich die Innenstädte im Sommer nicht so sehr auf.

BSZ: Viele Baufachleute in Kommunen argumentieren, dass man nicht so einfach Bäume pflanzen kann, da das Wurzelwerk die Leitungen beschädigen kann.
Weilnhammer: Das lässt sich sicher regeln, indem man genau schaut, wo der Baum Platz hat. Aber solche Fragen lassen sich auch klären, indem sich die entsprechenden Akteure vernetzen.

BSZ: Machen Sie das?
Weilnhammer: Ja, wir unterstützen dabei. Am 24. Juli 2025 werden wir eine Veranstaltung zur kommunalen Vernetzung bei uns hier im LGL in München haben. Und am 13. November 2025 informieren wir im Rahmen einer Veranstaltung über die Finanzierung der Hitzeanpassungsmaßnahmen.
(Interview: Ralph Schweinfurth)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Ist die geplante Hausarztpflicht sinnvoll?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
X
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.