Kommunales

Blick auf die Burg, das Wahrzeichen von Nürnberg. (Foto: dpa)

21.10.2020

Mehr als Dürer, Christkind und Bratwurst

Nürnberg will die Bewerbung für die Europäische Kulturhauptstadt 2025 nutzen, um sich als moderne Metropole zu präsentieren

Mit Nürnberg verbinden die meisten Menschen den Maler Albrecht Dürer, die Nürnberger Prozesse, Lebkuchen und das Christkind. Vergangene Blütezeiten und Klischees prägen das Bild der Stadt. Als europäische Kulturhauptstadt 2025 will sie beweisen, dass sie auch viele andere, moderne Seiten hat. "Nürnberg ist eine diverse Stadt", sagt Hans-Joachim Wagner, der das Bewerbungsbüro für den begehrten Titel leitet. "Es gibt unglaublich viel kreatives Potenzial."

In Kürze wird sich entscheiden, wer unter den fünf deutschen Kandidaten das Rennen macht. Neben Bayerns zweitgrößter Stadt sind auch Hannover, Hildesheim, Magdeburg und Chemnitz in die Endrunde gekommen.

"Past Forward" lautet das Motto von Nürnbergs Bewerbung, die Vergangenes mit der Zukunft verbinden will. Die Vielfältigkeit und Internationalität der Stadt sollten mehr in den Vordergrund rücken, sagt Wagner. "Da ist noch viel Arbeit zu tun. Deshalb ist es wichtig, dass Nürnberg den Titel bekommt, um sich noch mal selbst zu finden und neu zu erfinden."

Die gesamte Metropolregion tritt an

Unter den fünf deutschen Bewerberstädten sticht vor allem heraus, dass sich Nürnberg nicht allein, sondern mit der gesamten Metropolregion bewirbt. Diese ist quasi ein Europa im Kleinen: ein freiwilliger Zusammenschluss von ganz unterschiedlichen Städten und Landkreisen, die wie die EU ihre gemeinsamen Ziele immer neu verhandeln müssen.

"Das hätte man sich vor zwei, drei Jahren nicht vorstellen können", sagt Wagner. "Das ist etwas, das bleibt. Deshalb haben Nürnberg und die Region schon jetzt von der Bewerbung profitiert." Auch Bayerns Kunstminister Bernd Sibler sieht die gemeinsame Bewerbung von Stadt und Metropolregion als großartige Möglichkeit. "Aktivitäten in Kunst und Kultur lassen sich besser vernetzen und neue Strukturen der Zusammenarbeit entwickeln", teilt der CSU-Politiker mit.

Wegen der Corona-Pandemie werden Wagner und sein Team die Jury allerdings nicht bei einem Stadtrundgang überzeugen können. Eine Herausforderung, findet Wagner, mit der allerdings alle Bewerberstädte zu kämpfen hätten. "Wir haben uns überlegen müssen, wie wir die besondere Atmosphäre Nürnbergs - auch die Widersprüche der Stadt - ins Virtuelle übertragen."

Slowenien darf die zweite Kommune stellen

Wagner sieht aber auch die positiven Seiten: Die Bewerbung der Region hätte man bei einem Rundgang nie sichtbar machen können. "Wir können jetzt die ganze Reichhaltigkeit und den Reichtum der Metropolregion zeigen."

Mit vorproduzierten Filmen, Live-Schalten, Vorträgen und Performances will sich Nürnberg am Freitag der Jury präsentieren. Am 27. Oktober muss das Bewerbungsteam noch einmal zu einem finalen Online-Gespräch antreten. Einen Tag später soll in Berlin die Entscheidung fallen.

Die zweite Kulturhauptstadt soll 2025 Slowenien stellen. Die Europäische Union vergibt den Titel seit 1985 immer zeitgleich an zwei Länder. Zuletzt war Deutschland 2010 mit Essen und dem Ruhrgebiet vertreten.

Wagner ist von Nürnbergs Bewerbung überzeugt, sieht aber auch die Stärken der Konkurrenz. "Wir haben uns alle wechselseitig angespornt", sagt er. "Ich glaube, für die Jury wird es eine Herausforderung, zu sehen, wo der Titel hingeht."

Der Freistaat steuert 30 Millionen Euro bei

Für Nürnberg steht eine Menge auf dem Spiel: Mit dem Titel der Kulturhauptstadt sind Investitionen in Millionenhöhe verbunden, allein 30 Millionen Euro sollen vom Freistaat kommen. Unter den mehr als 60 Projekten sind auch Pläne für neue Kulturräume, zum Beispiel in der Kongresshalle auf dem Reichsparteitagsgelände oder der alten Feuerwache. Ob ohne den Titel genauso schnell ausreichend Geld dafür zustande kommt, ist fraglich.

Ob und welche Projekte ohne den Titel-Zuschlag gefördert werden könnten, werde geprüft, heißt es aus dem Kunstministerium. Ein kleiner Trost: Bis zu 2 Millionen Euro erhalte Nürnberg auch im Fall eines Scheiterns für die Vorbereitung der Bewerbung.

Außerdem könnte das Kulturhauptstadtjahr den Tourismus in der Region kräftig ankurbeln. In Essen und dem Ruhrgebiet sei die Zahl der Touristen 2010 um 16 Prozent gestiegen, sagt Wagner. Seitdem hätten sich diese auf hohem Niveau stabilisiert. Dass sich die millionenschweren Ausgaben auszahlten, zeigen auch die Erfahrungen im belgischen Mons, das 2015 Kulturhauptstadt war. "Für jeden investierten Euro, fließen fünfeinhalb Euro zurück", sagt Wagner. (Irena Güttel, dpa)

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