Kommunales

Eine Musik- und Volkstanzgruppe aus der Bukowina während eines Gastauftritts. (Foto: dpa)

27.04.2018

Positionen stärken gegen wachsende EU-Skepsis

Der Bezirk Schwaben pflegt diverse Partnerschaften zu Regionen in Europa

Unterschiedlicher können Regionen in Europa nicht sein. Hier das nordfranzösische Departement Mayenne, dort die historische Kulturlandschaft der Bukowina, die heute ein Teil der Ukraine und Rumäniens ist. Mit diesen Regionen verbindet den Bezirk Schwaben seit 1987 bzw. 1997 eine enge Partnerschaft. „Unsere Arbeit im Europabüro des Bezirks Schwaben für diese Regionen weist viele Gemeinsamkeiten auf, aber auch große Unterschiede“, sagen die Juristin Chantal Sell (für die Mayenne zuständig) und die Historikerin und Kulturwissenschaftlerin Katharina Haberkorn, die die Bukowina mit dem Bezirk Suceava und dem Oblast Czernowitz betreut.

Die Organisation von Austauschbesuchen, vor allem für Jugendliche, von Praktika oder Sprachkursen, sowie die Förderung von Kulturprojekten, das sind Gemeinsamkeiten. Während Sell bei ihrer Arbeit auf ein engmaschiges Netz von 22 kommunalen Partnerschaften in Schwaben, vielen Verbindungen zwischen Vereinen und Schulen zurückgreifen kann, muss Haberkorn die Basisarbeit der Völkerverständigung leisten. Noch konnte keine Kommune für eine Partnerschaft mit der Bukowina gewonnen werden. Die Berührungsängste bei den Schwaben sind noch groß, wenn es um Schüleraustausch oder Jugendbegegnung geht.


Rumänienbild der schwäbischen Bevölkerung ist verbesserungsfähig



„Das Rumänienbild bei uns ins Positive zu wenden, Vorurteile abzubauen und die Verbindungen, die mittlerweile entstanden sind, zu festigen, das sind für mich wichtige Aufgaben“, sagt Haberkorn. Und wie könnte all das besser gelingen, als mit gemeinsamen Veranstaltungen für junge Menschen, vor allem mit Fußball-Turnieren? Beim jährlichen Großprojekt „Vier Regionen für Europa“ mit über 100 Beteiligten treffen sich seit 2002 jedes Jahr U16-Mannschaften zum Kicken, seit 2010 gibt es auch gemeinsame kulturelle Programme. Gastgeber dieser internationalen Jugendbegegnung sind reihum die vier Partnerregionen; in diesem Jahr ist wieder der Bezirk Schwaben am Zug. „Mit Sport überwindet man am einfachsten Sprachbarrieren und bringt die Menschen zueinander“, sagt Sell. Es gehe aber auch darum, Interesse für die Kulturszene der Partner in Frankreich, Rumänien und der Ukraine zu wecken.

Um diese kreativen Potenziale auch für Schwaben zu nutzen und kulturelle Brücken zu bauen, hat der Bezirk Schwaben in Kooperation mit dem S‘ensemble Theater Augsburg im Jahr 2017 einen ukrainischen Dramaturgen als „artist in residence“ eingeladen. In acht Wochen erarbeitete er ein Bühnenstück zum Werk von Rose Ausländer, einer deutschsprachigen Lyrikerin aus der Bukowina. Im Frühjahr 2018 wird das Stück durch Polen und die Ukraine touren.


Viele Geld- und Sachspenden



Bei der Partnerschaftsarbeit mit der Bukowina geht es freilich vor allem um soziale Projekte. Um diese zu befördern wurde bereits 1989 unter der Federführung des Bezirks der Verein „Hilfswerk Schwaben-Bukowina“ gegründet. Viele Geld- und Sachspenden sind seitdem in die Partnerregion gekommen, beispielsweise eine Dialyse-Station für das Bezirkskrankenhaus Czernowitz oder eine Zahnarztpraxis in Gura Humorului für Heimkinder.

Entstanden sind außerdem Lernwerkstätten in Heimen, die Jugendlichen berufliche Perspektiven eröffnen. Das Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren hat die ambulante Versorgung von psychisch kranken Menschen vorangebracht. Das Königsbrunner Fritz-Felsenstein-Haus engagierte sich bei der Schaffung von Tagesstätten für behinderte Menschen. „Noch wichtiger aber ist die Hilfe zur Selbsthilfe“, erklärt Haberkorn. Schwäbische Fachleute führen regelmäßig Fortbildungen für ihre Kollegen in Kliniken oder Behinderteneinrichtungen durch und machen diese auch mit aktuellen Themen wie der Inklusion vertraut. „Die rumänische Bukowina ist bei den Kinderheimen mittlerweile zu einer Modellregion geworden und macht in der psychiatrischen Gesundheitsversorgung große Fortschritte, die langsam auch in die Ukraine ausstrahlen“, resümiert Haberkorn. „Wir wollen die Idee von Europa weiterhin mit Begegnungen erlebbar machen und gegen die EU-Skepsis Position beziehen“, resümieren die beiden Partnerschaftsbeauftragten. (Werner Kraus)



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