Kommunales

Der Schiffsmann Matthias Hemmelmann legt mit seinem Bunkerschiff an einem Kreuzfahrtschiff auf dem Main an. (Foto: dpa)

06.08.2018

Schwimmender Einkaufsladen für Binnenschiffer

Bunkerschiffe versorgen mit allen Kraftstoff und alle Waren des täglichen Bedarf, die es auf dem Fluss braucht

Die wenigsten Landratten haben schon mal was von Bunkerschiffen gehört. Mit einem Versteck vor Angriffen im Krieg haben die nichts zu tun. Vielmehr werden darin Dinge gebunkert, die Binnenschiffer dringend brauchen. Trotzdem gibt es immer weniger Bunkerboote.

Das kleine schwarze Boot fährt ganz nah an das große weiße Kreuzfahrtschiff heran. Schiffsmann Matthias Hemmelmann und sein Kollege Michl Rückauer bringen eine große Ration Diesel vorbei. Etwa 40 000 Liter Kraftstoff werden in den nächsten zwei Stunden im Bauch des Passagierschiffes verschwinden. Hemmelmann arbeitet auf dem Würzburger Bunkerschiff. Das heißt so, weil es viele Waren und Produkte bunkert, die Binnenschiffer auf dem Main täglich brauchen. Dazu müssen sie lediglich kurz vorher anrufen und bestellen. Dann fährt das kleine Schiff direkt dorthin, wo das Güter- oder Kreuzfahrtschiff angelegt hat und liefert die Bestellung aus. 365 Tage im Jahr.

"Das Hauptgeschäft ist der Diesel. Wir verkaufen aber auch jede Menge Material - vom Schmieröl bis hin zur Farbe. Alles, was ein Schiff braucht", so Hemmelmann. Die "MSG Tank" kann bis zu 100 000 Liter Diesel bunkern, noch einmal so viel fasst die Bunkerstation - das Mutterschiff sozusagen. Das Bunkerschiff ist im Grunde der mobile Teil der Bunkerstation, die am Mainufer bei Würzburg liegt. Genauer gesagt bei Mainkilometer 247. Der kleine begehbare Laden hat alles, was das Schifferherz begehrt - von der Klobürste über Seile, Taue und Spanngurte bis hin zur Glühbirne, zu Feuerlöschern und Keilriemen.

Deutschlandweit nur noch rund 20 aktive Exemplare

Betriebsleiter ist Klaus Philipp. Der 56-Jährige ist mit diesem Geschäft auf dem Fluss aufgewachsen. Schon sein Großvater betrieb ein privates Bunkerschiff. Vor fast zehn Jahren haben Philipp und die Mainschifffahrts-Genossenschaft (MSG) ihre Bunkerschiffe fusioniert. "Deutschlandweit gibt es vielleicht nur noch rund 20 Bunkerschiffe und Bunkerstationen", sagt Philipp. Das liegt daran, dass die Schiffe heutzutage deutlich größer dimensioniert sind und auch größere Tanks haben. So müssen sie nicht mehr unbedingt so oft nachtanken. "Die Schiffe sind weniger geworden, aber die Güter sind gleich geblieben."

Um die Existenz der Bunkerschiffe macht sich Philipps dennoch keine Sorgen. Weil die Flusskreuzfahrt boomt, bleibt die Nachfrage nach Diesel und Schiffsbedarf stabil. Auch die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) weiß um den Stellenwert dieses Angebotes: "Bunkerschiffe sind auf keinen Fall vom Aussterben bedroht. Auch in 20 Jahren werden Bunkerboote noch die Schiffe mit Brennstoff versorgen", sagt Günther Ruf vom Schifffahrtsbüro des WSV Schweinfurt. Auf dem Main liefert das Bunkerboot auf einer Strecke von gut 30 Kilometern.

Das Team in Würzburg besteht aus Philipp, Hemmelmann und drei weiteren Kollegen. Auch Sonderwünsche erfüllen die Männer für langjährige Kunden. "Wenn einer anruft und fragt, ob wir ausnahmsweise eine Waschmaschine besorgen können, dann machen wir das. Das ist einfach Kundenservice", sagt Betriebsleiter Philipp dazu, der selbst auch schon als Binnenschiffer unterwegs war. Ein Pfund Brot und Wurst sind dann auch mal drin. Üblicherweise aber verkaufen die Bunkerstationen keine Lebensmittel.

Kenntnisse im Schlossern und Lackieren

Die Bunkerschiffer sind aber nicht nur für das Steuern, Tanken und Verkaufen zuständig. Sie halten Boot und Station auch selbst in Schuss. "Wir sind vom Schlosser und Lackierer bis hin zum Seelenklempner eigentlich alles", so Hemmelmann. Seit acht Jahren steuert er das Würzburger Bunkerboot. Viele Schiffer würden die vergleichsweise lange Zeit des Nachtankens außerdem für einen Plausch nutzen. Meist kommunizieren sie mit den Binnenschiffern auf Deutsch, Holländisch und Englisch. "Aber mit Händen und Füßen können wir auch gut", sagt Bunkerstations-Chef Philipp.

Wenn seine Station als Tante-Emma-Laden oder Krämerladen für Schiffer bezeichnet wird, hört er das gar nicht gern. "Wir sind ein gut sortiertes Fachgeschäft auf dem Main", sagt der 56-Jährige stattdessen.

Ist das ein Job, der Spaß macht? Schiffsmann Hemmelmann zögert keine Sekunde mit seiner Antwort: "Unbedingt. Ich kann mir keinen besseren vorstellen. Man ist immer an der frischen Luft. Kein Tag ist wie der andere. Nie. Und vor allem viele tolle, ehrliche Menschen." Der Job an Bord habe auch Schattenseiten, so der 37-Jährige. Vor allem, wenn das Wetter extrem ist. "Bei Schnee und Eis, aber auch in Hitzesommern ist es schon schlimm. 25 Grad Celsius und bewölkt - das ist das Beste", sagt er und lacht. (Christiane Bosch, dpa)

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