Kommunales

Der ADFC zieht für Bayern insgesamt eine schlechte Bilanz in Sachen Winterdienst für Radfahrer*innen. (Foto Bilderbox.com)

28.11.2023

So kommen Bayerns Radler durch den Winter

München streut mit Rücksicht auf Radfahrer in diesem Winter erstmals auch mit Salzlösung. Der ADFC begrüßt das, zieht für Bayern aber insgesamt eine schlechte Bilanz in Sachen Winterdienst. Was tun die bayerischen Großstädte?

Münchens Winterdienst testet dieses Jahr auf ausgewählten Strecken neue Möglichkeiten, Radwege in der kalten Jahreszeit sicherer zu machen. Gestreut wird nicht mehr nur mit Splitt, sondern auch mit Feuchtsalz beziehungsweise Sole, wie die Landeshauptstadt mitteilte. Für den Winter 2024/25 sollen demnach zusätzlich spezielle Fahrzeuge für die Radwege angeschafft werden.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) begrüßt das zwar, ist mit Bayerns Radwegen im Winter aber insgesamt unzufrieden. Laut einer Umfrage des ADFC bewerten die Radfahrerinnen und Radfahrer den Winterdienst auf den Radwegen in keiner größeren bayerischen Stadt als "gut". Statt einer "Schwarzräumung", also einer vollständigen Reinigung der Straße mit Bürsten, werde der Rest des Schnees nach einer groben Räumung oft nur planiert. Das führe immer wieder zu überfrierender Glätte. Der scharfkantige Splitt könne zudem Radreifen beschädigen.

Splitt, Salz oder Sole?

Mit Splitt zu streuen, habe viele Nachteile, heißt es auch in dem Beschluss des Bauausschusses der Stadt München. Demnach ist es trotz Streuen wegen der überfrierenden Nässe an manchen Stellen glatt. Wenn der Schnee weg ist, bleibt der Splitt und führt bei Radfahrern oft zu Verdruss. "So gibt es immer wieder Beschwerden über eine eingeschränkte Griffigkeit durch den sogenannten Rollsplitt-Effekt", steht im Beschluss. Es dauere drei Wochen, das Streugut wieder aufzukehren, weshalb das nicht regelmäßig zwischendurch gemacht werden könne.

In Nürnberg testet der Winterdienst deshalb ebenfalls momentan eine Solestreuung. Der Vorteil: Die Salzlösung taut Schnee und Eis auf, verhindert Glätte also effektiver. Überwiegend verzichten nach eigenen Angaben mittlerweile auch die Städte Würzburg, Augsburg und Ingolstadt auf Splitt. Der Winterdienst der Stadt Regensburg setzt dagegen auf ein Salz/Splitt-Gemisch.

Ein Nachteil beim Einsatz von Sole und besonders reinem Salz als Streumittel sind die Auswirkungen auf die Umwelt. Zum Schutz der Bäume wird deshalb auf Radwegen in Würzburger Grünanlagen doch wieder auf Splitt zurückgegriffen. Auch in München soll laut der Stadt bei der Wahl des Streumittels auf angrenzende Grünstreifen geachtet werden.

Wann wird wo geräumt?

In den meisten großen Städten im Freistaat gibt es ein spezielles Radwegenetz, das vom Winterdienst zuerst geräumt wird. Nürnberg, Würzburg und Ingolstadt stellen diese Routen auch online zur Verfügung. Dem ADFC reicht das nicht aus. Der Verband fordert, dass der Winterdienst die Fahrradwege noch vor den Fahrbahnen für Autos räumt. "Denn glatte Oberflächen sind aufgrund der Sturzgefahr für den Rad- und Fußverkehr viel gefährlicher als für Autofahrende", sagte eine Sprecherin.

Es gebe zudem immer wieder Fälle, in denen der Schnee von der Straße auf die Fahrradwege geschoben wird. In Augsburg sensibilisiert der Stadtreinigungsbetrieb seine Mitarbeiter nach eigenen Angaben mittlerweile für dieses Problem.

Fahrradunfälle durch Glätte

Etwa 650 Fahrradunfälle pro Monat gab es zuletzt im Dezember, Januar und Februar nach Angaben des bayerischen Innenministeriums. Fast jeder zehnte davon lasse sich demnach auf Glätte und Schnee zurückführen. Die absolute Anzahl der Unfälle liege im Winter deutlich unter dem Jahresdurchschnitt - im Sommer etwa seien es zwischen 2000 und 3000 pro Monat.

Das dürfte aber wohl auch daran liegen, dass im Winter allgemein weniger Fahrrad gefahren wird. Laut ADFC sind viele Menschen abgeschreckt von der Sturzgefahr und dem mühsamen Vorankommen bei nicht vollständig geräumten Wegen. (Niklas Treppner, dpa)

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