Kommunales

Sie kämpfen für eine Olympiabewerbung Münchens: OB Dieter Reiter, Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Herrmann. (Foto: dpa/Frank Hörmann/Sven Simon)

20.05.2025

So wollen Stadt und Freistaat die Olympischen Spiele nach München holen

1972 gab es schon einmal Olympische Sommerspiele in München. Nun wollen die Landeshauptstadt und der Freistaat es noch einmal wagen. Doch der Weg dahin ist weit. Worauf es jetzt ankommt

"Wir finden, die Olympischen Spiele sollten in München sein" - mit diesen Worten hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder das grüne Licht seines Kabinetts für den Entwurf des Bewerbungskonzepts verkündet. "Wir halten das für eine exzellente Bewerbung", sagte der CSU-Chef im Münchner Olympiastadion. 

Wann genau die Spiele in die bayerische Landeshauptstadt kommen könnten, ist damit zwar noch nicht klar. Deutschland müsse sich entscheiden, ob es sich für 2036 oder 2040 bewerbe, sagte Söder lediglich. Doch die Pläne für "München 20XX" werden schon konkreter. 

Wie die Stadien von 1972 genutzt werden sollen

"Es muss nicht viel Neues gebaut werden - fast gar nichts", sagte Söder. So sollen fehlende Sportstätten nur vorübergehend errichtet werden: Ein den aktuellen Anforderungen genügendes Olympiaschwimmbecken etwa könnte in die geplante Multifunktionsarena am Flughafen integriert werden, der Bahnradsport bekäme sein Zuhause in einem vorübergehend aufgebauten Velodrom im Olympiapark. 

Ansonsten setzt München massiv auf die noch vorhandenen Sportstätten der Olympischen Spiele von 1972: So sollen im Olympiastadion, das derzeit saniert wird, neben den großen Eröffnungs- und Abschlussfeiern die Leichtathletik-Wettkämpfe stattfinden. In der Olympiahalle stünden Turnen und Trampolin auf dem Programm, und der Olympiapark ist unter anderem für die BMX- und Skateboard-Wettbewerbe vorgesehen. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sprach von einem "Nachhaltigkeitspfund", wie es kaum eine andere Stadt habe.

Auch die Regattastrecke in Oberschleißheim, die Schießanlage in Garching oder die Reitanlage in Riem sollen erneut eingebunden werden. Schöne Bilder dürften die Wettbewerbe im Bogenschießen und Reiten aus den Schlossanlagen Schleißheim und Nymphenburg sowie dem Englischen Garten in alle Welt schicken. 

Welche Sportstätten außerhalb Münchens wären 

Viele Wettbewerbe könnten zwar in München stattfinden - aber das gilt nicht für alle Sportarten. Seglerinnen und Segler zum Beispiel müssten einmal quer durch die Republik reisen. Denn der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) schreibt vor, dass der Wettbewerb auf offener See stattfinden muss. Damit kann Bayern nicht dienen. Konkrete Orte nannten Söder und Reiter aber nicht. 

Auch beim Fußball dürften Sportlerinnen und Sportler einige Kilometer zurücklegen: Als mögliche Spielorte nannte Söder seine Heimatstadt Nürnberg, Augsburg und Regensburg. Weitere Optionen wären im Nachbarland Baden-Württemberg Hoffenheim, Stuttgart und Freiburg. "Das Endspiel machen wir dann natürlich in der Allianz-Arena", sagte Söder.

Die Kanuten sollen wie 1972 in Augsburg im Eiskanal starten. Auch im Münchner Umland dürfen sich mehrere Orte Hoffnung auf ein bisschen Olympia machen. Im Starnberger See etwa könnte Freiwasserschwimmen stattfinden.

Wo das Olympische Dorf wachsen soll

Die Sportlerinnen und Sportler sollen nicht quer über die Stadt oder gar das Umland verteilt werden, sondern möglichst in einem Olympischen beziehungsweise Paralympischen Dorf wohnen. Das soll danach sofort als neuer - und dringend nötiger - Wohnraum für Einheimische zur Verfügung stehen.

Nach den aktuellen Plänen soll es im Münchner Nordosten entstehen, wo zwischen Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen ohnehin eine neue Siedlung geplant ist. Dort soll bis zum Jahr 2040 auf einer Fläche von etwa 600 Hektar Wohn- und Lebensraum für 30.000 Menschen entstehen. 

Wie der Münchner Nahverkehr besser werden soll

Unpünktliche S-Bahnen, nicht einsatzfähige U-Bahnen und ein Hauptbahnhof als Bauruine: Münchens öffentlicher Nahverkehr hat zuletzt viele Negativ-Schlagzeilen produziert. Bis zum Start von einem Weltereignis wie Olympischen Sommerspielen soll sich das möglichst ändern - durch eine ganze Reihe von Projekten, die teils schon geplant oder im Bau sind.

Zentral dürfte die Frage sein, ob sich das Milliardenprojekt einer zweiten S-Bahn-Tunnelroute unter der Innenstadt nach mehreren Verzögerungen und Kostensteigerungen rechtzeitig fertigstellen lässt. Aktueller Stand für die Inbetriebnahme ist Ende 2036. 

Zudem sieht das Konzept eine Erweiterung des U-Bahn-Netzes um zwei Linien, unter anderem in das geplante Olympiadorf, und einen S-Bahn-Ringschluss im Norden der Landeshauptstadt vor - obwohl die Staatsregierung Letzteres nach einer entsprechenden Forderung der Grünen noch abgelehnt hatte. Auch das Radwegenetz soll ausgebaut werden.

Was das alles kosten würde

Konkrete Kosten können die Verantwortlichen noch nicht beziffern. Bei den Spielen in Paris 2024 mit einem Gesamtbudget von rund 4,48 Milliarden Euro wurden aber rund 95 Prozent der Gesamtkosten über private Quellen wie Sponsoring, Ticketverkauf und Medienrechte abgedeckt. Die verbleibenden fünf Prozent kamen aus öffentlichen Töpfen und wurden zur Finanzierung der Paralympischen Spiele verwendet. 

Söder geht für München von ähnlichen Voraussetzungen aus und betonte mit Blick auf die innerdeutschen Mitbewerber: "Wenn es allerdings wo zwickt, kann ich sagen, dann ist Bayern und München mit der meisten finanziellen Power ausgestattet gegenüber allen anderen."

Die Kosten für die Bewerbung allein bezifferte Münchens OB Reiter auf sechs bis sieben Millionen Euro - deutlich weniger als beim bislang letzten Versuch, die Spiele nach Bayern zu holen, damals für den Wintersport.

Welche deutschen Mitbewerber es gibt

Neben München haben in Deutschland auch die Städte Berlin mit Leipzig, Hamburg sowie die Region Rhein-Ruhr eine Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele ins Auge gefasst. 
Für welches Jahr genau die deutsche Bewerbung gelten soll, steht noch nicht fest. Das ist unter anderem davon abhängig, wann eine Bewerbung Europas aus Sicht des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) am geeignetsten erscheint. Söder nannte als mögliche europäische Konkurrenten Madrid und Rom.

Wie es jetzt weitergeht

Zunächst soll am 28. Mai der Münchner Stadtrat grünes Licht für den Konzeptentwurf geben - denn bis zum 31. Mai muss das Dokument beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) landen. Dort wird der Konzeptentwurf dann sportfachlich samt "Plausibilitätscheck" geprüft.

Parallel wird in München ein Bürgerentscheid über eine Bewerbung für Olympische Sommerspiele vorbereitet. OB Reiter hat mehrfach betont, die Spiele nur bei einer Zustimmung in die bayerische Landeshauptstadt holen zu wollen. Abgestimmt werden könnte nach derzeitigem Stand voraussichtlich am 26. Oktober. Nach Vorgabe des DOSB muss die Abstimmung in jedem Fall bis Juni 2026 erfolgt sein.

Welche Städte oder welche Region für Deutschland ins Rennen um Olympische Spiele gehen soll, will der DOSB final im Herbst 2026 bei einer Mitgliederversammlung entscheiden. Das letzte Wort hat das Internationale Olympische Komitee (IOC). Wann das IOC unter der neu gewählten Präsidentin Kirsty Coventry die Spiele für 2036 und darüber hinaus vergibt, ist aktuell noch nicht klar. (dpa)
 

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