Kommunales

Es werden immer mehr: Auf gut 500 Einwohner Bayerns kommt inzwischen ein Spielhallen-Gerät. (Foto: dpa)

09.02.2018

Spielhallen drängen in den ländlichen Raum

Teure Immobilienpreise und gesetzliche Auflagen in den Metropolen machen den Betrieb dort immer häufiger unrentabel

Tatort Wilhermsdorf in Westmittelfranken: Als im Dezember vergangenen Jahres bekannt wurde, dass ein Unternehmer in der 5000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Fürth möglicherweise eine Spielhalle errichten will, brach im Internet eine heftige Diskussion ihre Bahn. Doch Wilhermsdorf ist überall: Weil in den Städten die Plätze knapp werden, zieht es Spielhallenbetreiber inzwischen immer mehr aufs Land.

„Geldspielgeräte können zur Spielsucht führen“, warnt sogar Konrad Landgraf, Geschäftsführer der Landesstelle für Glücksspielsucht in Bayern (LSG), die vom bayerischen Gesundheitsministerium finanziert wird. „Die gesetzlichen Regelungen gehen nicht weit genug oder werden nicht hart genug angewendet“, schimpft Landgraf. So dürften zwar neue Spielhallen in Städten nur im Mindestabstand von 500 Metern eröffnet werden – für bereits bestehende Einrichtungen gilt aber Bestandsschutz. Und deshalb bestehen in vielen Städten weiterhin mehrere Hallen des gleichen Betreibers direkt nebeneinander. Jede einzelne darf mit maximal zwölf Geldspielautomaten bestückt sein.

Seit der Jahrtausendwende hat sich die Zahl der Automaten mehr als verdreifacht

„Die schiere Masse an Automaten“ sind für den Experten das Hauptproblem: Gab es im Jahr 2000 im Freistaat noch 6109 Geldspielgeräte in 792 Spielhallen, so hingen 2016 bereits 21 770 solcher Daddelautomaten in 2049 Hallen. Auf gut 500 Einwohner Bayerns kommt also inzwischen ein Spielhallen-Gerät. Allerdings sind pro Automat zwölf Quadratmeter vorgeschrieben, enger dürfen die Geräte nicht stehen – ein Problem in vielen größeren Kommunen mit ihren explodierenden Mieten. Also drängen immer mehr Betreiber in den ländlichen Raum. Im kleinen Wilhermsdorf stehen bereits sechs Spielautomaten – allerdings in Wirtshäusern, wofür die Wirte eine sogenannte Geeignetheitsbestätigung beantragt haben. Und nun also noch eine richtige Halle mit zwölf weiteren Geräten.

Die LSG unterhält landesweit 22 eigene Beratungsstellen und arbeitet mit weiteren 44 Einrichtungen der Suchtkrankenhilfe zusammen, Fachstellen genannt. An die wandten sich im Jahr 2016 insgesamt 1778 Klienten, zu 90 Prozent männlich, wie Konrad Landgraf ausführt. Dass dies die Kriminalität in dem bisher noch so beschaulichen Ort erhöhen wird, ist nicht auszuschließen. Handys und Geldbeutel werden gestohlen, Falschgeld in die Automaten geworfen, Spieler geraten aneinander, Mitarbeiter werden attackiert, Automaten und Einrichtung zertrümmert, so die bisherigen Erfahrungen der Kriminalbeamtin Ulrike Rauskolb-Kunz, die auch stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) im Bezirk Mittelfranken ist.

Für den Kommunalpolitiker Herbert Kropstat, SPD-Vorsitzender in Wilhermsdorf und früher ebenfalls bei der Polizei tätig, ist die Sache klar: „Ich will keine Spielothek und keine neuen Geldspielautomaten in meinem Ort.“ Bleibt die Frage, ob er sich damit durchsetzen kann. Der Bauausschuss hat nämlich mit großer Mehrheit zugestimmt. (Heinz Wraneschitz)

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