Kommunales

Teure Maß auf der Wiesn: Der Münchenr CSU-Bürgermeister Josef Schmid will den Preis für drei Jahre bei 10,70 Euro einfrieren. (Foto: dpa)

09.05.2017

Sturm im Maßkrug

Der Münchner Stadtrat will erst in seiner Vollversammlung am 17. Mai über die umstrittene Bierpreisbremse für die Oktoberfest-Maß entscheiden

Das teure Bier auf der Wiesn, das ist in München ungefähr so ein Gesprächsthema wie andernorts das schlechte Wetter. In diesem Jahr will der Wiesnchef und zweite Bürgermeister Josef Schmid den Höchstpreis für die Maß für drei Jahre bei 10,70 Euro einfrieren, dem Maximalpreis des Vorjahres. Das ungewöhnliche Konstrukt eines von öffentlicher Seite verhängtes Preisdiktats hatte sich Schmid extra bei den Wettbewerbshütern im Freistaat abgesichert: Die Kartellbehörde gab grünes Licht. Der Vorschlag sorgte allerdings für frostige Stimmung zwischen Wiesnchef und Wirten. Und heizte die Stimmung im Rathaus auf. Zeitweise argwöhnten Medien, das Rathausbündnis aus SPD und CSU stehe auf der Kippe. Das wurde freilich dementiert: Eine Auseinandersetzung gehöre zum politischen Geschäft. Eigentlich stand das Thema heute auf der Tagesordnung des Wirtschaftsausschusses. Doch es wurde vom Ausschuss an das Plenum gegeben. Noch einmal Aufschub also. Schmid wollte sein Konzept bereits im März rasch durch den Wirtschaftsausschuss bringen - doch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nahm das Thema nicht auf die Tagesordnung. Die Bierpreisbremse ist nur ein Teil von Schmids Wiesn-Konzept, bei dem es um die Finanzierung von rund fünf Millionen Euro Zusatzkosten für Sicherheitsvorkehrungen wegen der Terrorgefahr geht. Vor allem die hohe Zahl von 450 Ordnern für die neuen Eingangskontrollen schlug 2016 zu Buche. Schmid will sich diese zusätzlichen Kosten über eine Umsatzpacht von den Wirten holen. Damit die Mehrkosten nicht über den Bierpreis beim Besucher landen, will er die Bierpreisbremse. Um den Wirten aber einen Ausgleich beim Umsatz zu ermöglichen, hat er die Verlängerung der Wiesn um einen Tag vorgeschlagen.

Grüne halten das Ansinnen für reinen Populismus

Die SPD hält sich in ihrer Haltung zu dem Konzept bedeckt, während die Grünen offen kritisieren: "Einer Deckelung des Bierpreises werden wir nicht zustimmen. Das halten wir für reinen Populismus", sagte der Sprecher der Grünen-Fraktion, Markus Viellvoye. "Wie die Wiesnwirte ihre Preise machen, da gedenken wir nicht uns einzumischen. Das ist das System in unserer Marktwirtschaft." Auch der Zusatztag stößt nicht auf Gegenliebe. 16 Festtage, manchmal, wenn der 3. Oktober dazukommt, mehr: "Wir glauben, das reicht einfach." Bei der Umsatzpacht, die den Wirten gar nicht schmeckt, dürfte es im Stadtrat kaum Widerstand geben. Ex-Wiesnchefin Gabriele Weishäupl hatte die Pacht bereits vorgeschlagen, und auch Oberbürgermeister Reiter hatte sie 2010 ins Spiel gebracht, damals als Vorgänger von Schmid als Wiesnchef und Wirtschaftsreferent.

Die hocherzürnten Wirte haben zuletzt still gehalten

Der Bierpreisdeckel hingegen brachte nicht nur die Wirte zum Schäumen. Die Stimmung zwischen dem SPD-OB und seinem CSU-Vize kühlte darüber erheblich ab. Reiter verdonnerte Schmid, den Streit mit den Wirten rasch zu lösen, Schmid konterte, er brauche keine Nachhilfe in Dialogfähigkeit. Auch auf der Fraktionsebene rumpelte es. SPD-Fraktionschef Alexander Reissl und CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl gerieten sich in die Haare. Pretzl soll nämlich in interner Runde vorgeschlagen haben, die Sicherheitskosten - genau andersherum als sein Parteikollege Schmid - über eine Erhöhung des Bierpreises hereinzuholen. Als Reissl darüber öffentlich plauderte, eskalierte der Streit. Der Vorwurf der Lüge stand im Raum. Inzwischen hätten sich beide wieder versöhnt, heißt es. Die Wirte, die hocherzürnt auf Schmid geschimpft hatten, haben zuletzt still gehalten. Wenn die Bierpreisfrage am 17. Mai ins Plenum gehen sollte, haben sie womöglich genügend Fürsprecher. Nicht zuletzt war das Bier auf dem Oktoberfest schon sehr früh teurer als "normales" Bier. Als 1872 das für die Wiesn reservierte Sommerbier ausging, begann Wiesnwirt Michael Schottenhamel mit dem Ausschank des sogenannten Märzenbieres. Es war stärker, kostete 12 Kreuzer - und war damit 3 Kreuzer teurer. Und es kam bestens an. Schottenhamel hatte die Münchner Seele durchschaut. Er wird mit den Worten zitiert: "Wann d'Münchner was richtigs kriangn, na schaug'n s'Geld net an."
(Sabine Dobel, dpa)

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