Kommunales

Eine letzte Ruhestätte inmitten der Natur. (Foto: Fuchs)

23.11.2012

Ungeliebter Friedhof

Trotz steigender Nachfrage gibt es in den Kommunen zu wenig Angebote für Baumbestattungen

Immer mehr Menschen sterben ohne Angehörige, die ihre Gräber pflegen könnten. Und bei sinkender Kaufkraft sind diese für viele Leute auch kaum noch zu bezahlen. Dennoch haben es alternative Formen der Bestattung schwer, besonders in Franken. Vorreiter ist eine Gemeinde im Landkreis Bayreuth.
Die Natur übernimmt die Grabpflege, die vier Jahreszeiten schmücken die letzte Ruhestätte: für immer mehr Menschen ist das die Idealvorstellung. Sie wollen keine Gräber mehr auf Friedhöfen, die später ohnehin niemand pflegen wird. Da es in Nordbayern nur wenige Möglichkeiten der alternativen Baumbestattung gibt, bemüht sich seit dem zurückliegenden Jahr in Bayreuth der Förderverein „Ruhewald Bayreuth und Umgebung“ um die Errichtung eines solchen Friedhofswaldes. Noch habe man allerdings kein Gelände in Aussicht, sagte Gerhard Böhner, früherer Sozialreferent der Stadt und Vorsitzender des Fördervereins.
Eine, die sich in besonderer Art und Weise für die Errichtung eines Ruhewaldes stark macht und die Belange vieler Bürger Bayreuths aufgreift, ist die Emtmannsberger Pfarrerin Beate Wihowski. Es sei doch offensichtlich, dass sich die Bestattungskultur verändert, sagt sie. Während Friedhöfe in den 1960er und 1970er Jahren sogar erweitert werden müssten, sind viele Grabstätten heute nicht mehr besetzt oder werden nicht mehr gepflegt – und wenn, dann trifft der Friedhofsbesucher auf einfach zu pflegende geschlossene Grabplatten oder unkomplizierte Urnenfelder. „Ich will da niemandem einem Vorwurf machen“, sagt die Pfarrerin und verweist auf veränderte Familienstrukturen, eine zunehmende Mobilität, die demographische Entwicklung und nicht zuletzt auch eine bei vielen Menschen schwächere Finanzkraft. Die Letzte Ruhe im Frieden der Natur ist bislang nur auf dem unterfränkischen Schwanberg, im Coburger Land und seit Juli 2010 auch im Friedwald von Ebermannstadt in der Fränkischen Schweiz möglich. Hier wird die Asche der Verstorbenen in einer biologisch abbaubaren Urne am Fuß eines Baumes der Erde übergeben.
„Beisetzungswälder sind in der Regel Mischwälder: wegen des stabileren Wurzelfundaments und der höheren Standfestigkeit der verschiedenen Baumarten“, weiß Pfarrerin Wihowski. Sie seien meist zwischen 20 und 100 Hektar groß und mit dem Auto leicht zu erreichen. Auf der einen Seite stelle der Beisetzungswald einen ganz normalen Wald dar, in dem zwei bis drei Bäume je zehn Quadratmeter als Bestattungsbäume ausgewiesen werden. Auf der anderen Seite werde ein derartiger Wald aber auch parkähnlich gepflegt, so dass sämtlich Wege ständig begehbar sind. Wihowski stellte aber auch klar: „Wer auf Schmuck Wert legt, der sollte einen Friedhof wählen.“ Gestecke oder Porzellanengel seien im Wald ausdrücklich nicht erwünscht und würden auch entfernt. Allerdings ist der Friedwald eine klare Alternative zur anonymen Bestattung, denn an dem besagten Baum gibt es in der Regel nicht nur eine Namenstafel, möglich seien sogar Sprüche oder Zitate. Auch die Angehörigen erhalten eine Urkunde mit der genauen Ausweisung des Bestattungsbaumes. Aus christlicher Sicht sieht Wihowski keinen Bruch in der Bestattungskultur: „Aus christlicher Sicht ist die Baumbestattung nicht zu verneinen.“ Die Pfarrerin plädierte eher dafür, den Trend zu alternativen Bestattungsformen als Chance und Herausforderung zu begreifen. Die Menschen hätten sich bereits entschieden, es sei eine Chance der Kirche, sie zu begleiten und zu führen, anstatt sie an den Pranger zu stellen. Zum einen sei der Glaube an die Auferstehung nicht an eine bestimmte Bestattungskultur gebunden, zum anderen habe die Kirche genügend Kenntnisse in Sachen Bestattung, so dass man das Thema nicht gewinnorientierten GmbHs überlassen sollte.
Betreiber der meisten Friedhofswälder in Deutschland sind die Friedwald- und die Ruheforst GmbH. Friedwald, der Name ist gesetzlich geschützt, betreibt bundesweit über 50 Wälder mit rund 15 000 Grabstätten. Die Preise sind aufgrund der unterschiedlichen Leistungen und Angebote jedoch schwer zu vergleichen. Auf dem kleinen Friedhof von Emtmannsberg gibt es bereits einige Baumplätze, die immer stärker nachgefragt werden. Man müsse nicht mal Einwohner von Emtmannsberg sein, um hier seine letzte Ruhestätte zu finden, versichert die Pfarrein. Außerdem sei die Bestattung mit rund 700 Euro deutlich günstiger als in den Friedwäldern der privat betriebenen GmbHs. Weitere Baumgrabstätten gibt es in Bindlach, ab dem kommenden Jahr sollen auch Baumgrabstätten auf den Bayreuther Friedhöfen angeboten werden. (Stephan Herbert Fuchs)

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