Kommunales

Der Tot der Tiere war für den kleinen Ort eine Katastrophe, von der er sich lange nicht erholte. (Foto: dpa)

10.08.2017

Untersteinach erinnert an die verheerende Rinderseuche von 1867

Gemeinde im Landkreis Kulmbach pflegt langjährige Tradition

Seit über 250 Jahren pflegt die oberfränkische Gemeinde Untersteinach im Landkreis Kulmbach eine besondere Tradition: Alljährlich am 10. August rufen die Glocken der St.-Oswald-Kirche um 12 Uhr mittags zum Brandgottesdienst - als Erinnerung an ein Großfeuer, das im Hochsommer 1706 fast den gesamten Ort in Schutt und Asche legte. In diesem Jahr steht der 1749 erstmals begangene Gottesdienst im Zeichen eines weiteren traurigen Jubiläums: Vor 150 Jahren war Untersteinach Schauplatz eines besonders folgenreichen Ausbruchs der Rinderpest. "Es weinten Eltern, weinten Kinder, / Weil ihnen keine Hoffnung blieb, / Indem man ihre schönen Rinder / Aus ihrem Stall zum Schlachtplatz trieb." So steht es in einer langen Ballade, die ein gewisser Peter Grampp als "Traurige Erinnerung" an die Seuche zu Papier brachte. Gemeindepfarrer Wolfgang Oertel hatte das Gedicht bei den Vorbereitungen zum diesjährigen Brandgottesdienst ausgegraben. Wie groß die Verzweiflung unter den Untersteinacher Bauern gewesen sein muss, lässt sich an Versen wie diesem ablesen: "Zerstört ward manches Hauses Glück."

3736 Taler als Entschädigung

Mehrere Regionen in Deutschland waren 1867 von der Rinderpest betroffen: Neben den fränkischen Regierungsbezirken unter anderem auch die damaligen Herzogtümer Coburg und Meiningen. Eingeschleppt wurde die Seuche vermutlich durch reisende Viehhändler, die einen "förmlichen Hausierhandel" mit den Tieren trieben, wie es in einem Bericht heißt. Amtliche Veterinärkontrollen fanden den Quellen zufolge nachlässig oder gar nicht statt, was den Ausbruch der Krankheit begünstigte. Als die Fälle in Untersteinach bekannt wurden, stellten die Behörden den Ort sogar unter militärisch beaufsichtigte Quarantäne. Weil das Vieh in den Ställen bleiben musste, konnten viele Bauern auch ihre Felder nicht mehr selbst bestellen und waren auf die Unterstützung von Nachbarn angewiesen. Traurige Bilanz: Rund 150 Tiere starben an der Rinderpest oder mussten als Verdachtsfälle getötet werden. Immerhin wurden für Untersteinach laut einer offiziellen Statistik 3736 Taler an Entschädigung ausbezahlt - die höchste Summe, die für die Seuche von 1867 an eine einzelne bayerische Gemeinde ging. (epd)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Soll man die AfD verbieten?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
X
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.