Kommunales

Markus Ellenrieder wirkte 15 Jahre als Chef, davor war er Stellvertreter. Sophie Sauer ist erst seit September 2020 in der Einrichtung tätig. (Foto: Schalk)

15.12.2021

Wechsel in der Berufsfachschule für Pflege

Der bisherige Leiter Markus Ellenrieder geht zum Jahresende in den Ruhestand – Sophie Sauer wird seine Nachfolgerin

Wenn Markus Ellenrieder im Allgäu oder in Nordschwaben unterwegs ist, wird er oft angesprochen: „Hallo Herr Ellenrieder, kennen Sie mich noch?“ Meist ist es ein ehemaliger Schüler oder eine ehemalige Schülerin. „Man fühlt sich fast so wie ein Promi“, sagt der 63-Jährige und lacht. Dabei ist er alles, bloß kein ehrenkäsiger Mensch. Ellenrieder ist Leiter der Berufsfachschule für Pflege am Bezirkskrankenhaus (BKH) Kaufbeuren – und das schon seit 15 Jahren. Davor war er zehn Jahre stellvertretender Leiter. Und an der Schule arbeitet er schon seit 1986. In all der Zeit ist der gebürtige Augsburger, der seit 1987 mit seiner Familie in Kaufbeuren wohnt, bodenständig geblieben.

„Ich habe in meiner Zeit hier an der Schule 1380 Schülerinnen und Schüler in 51 Klassen ausgebildet“, hat er errechnet. Kein Wunder, dass ihn viele kennen. Die Zeit als Schulleiter neigt sich nun dem Ende entgegen: Zum Jahresende geht Ellenrieder in den Ruhestand. Sein letzter Arbeitstag war am 1. Dezember. „Es ist ein großes Privileg, dass ich in den Ruhestand gehen darf. Darüber bin ich froh. Ob ich mich freue, weiß ich noch nicht“, sagt er vor besagtem Tag etwas nachdenklich.

 

1380 Schüler*innen in 51 Klassen ausgebildet


 Bevor er 1976 am damaligen Westkrankenhaus in Augsburg eine Ausbildung zum Krankenpfleger begann, wollte er eigentlich Logopäde werden. Doch es gab keine Aussicht auf eine Arbeitsstelle. Er schloss eine Ausbildung als Krankenpfleger ab und arbeitete drei Jahre auf einer internen Intensivstation, anschließend in einem Dialysezentrum am Stadtrand. 1984 absolvierte er eine Lehrerausbildung in München. „Damals gab es eine freie Stelle an der Berufsfachschule am BKH Kaufbeuren. Ich bewarb mich und bekam die Stelle“, erzählt er. Damals war das BKH wie eine „Stadt in der Stadt“: Man war quasi autark und versorgte sich selbst.

 Es folgte ein Studium der Pflegewissenschaften im englischen Cardiff mit dem Schwerpunkt Gesundheitsförderung und Pädagogik. Dieses schloss er 2010 mit dem Master of Science ab. Wissbegierig und innovativ ist Ellenrieder Zeit seines Berufslebens geblieben. Ab 2004 nahm die Berufsfachschule der Bezirkskliniken Schwaben am BKH Kaufbeuren (auf dem Klinikareal nebenan gibt es eine zweite Pflegeschule; sie gehört zum Klinikverbund Ostallgäu-Kaufbeuren) im Auftrag der bayerischen Staatsregierung am Schulversuch „Integrative Ausbildung“ teil.

Ab 2010 war sie beim Modellversuch „Generalistische Pflegeausbildung“ dabei. Sie war damit anfangs eine von drei in Bayern und die einzige in Schwaben. Das Modell stand Pate für das neue Pflegeberufegesetz, dass seit Anfang 2020 in ganz Deutschland gilt.

 

Im Auftrag des Kultusministeriums


 Was viele nicht wissen: Ellenrieder unterstützte die neue Weichenstellung nicht nur, er wirkte sogar zweimal am Rahmenlehrplan für die generalistische Pflegeausbildung aktiv im Auftrag des bayerischen Kultusministeriums mit. Der Lehrplan gibt genau vor, wie die Ausbildung in Theorie und Praxis ablaufen soll und welche Inhalte sie hat. „Die Generalistik war genau mein Ding“, sagt der 63-Jährige aus voller Überzeugung. Mit ihr wurden die bis dato getrennten Berufsausbildungen der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege zusammengeführt. „Die jetzige Ausbildung bedeutet eine generationenübergreifende Fürsorge von Menschen – vom Neugeborenen bis zum betagten Senior.“

Der scheidende Schulleiter wirft an dieser Stelle ein, dass Deutschland zuvor innerhalb Europas und der Welt das einzige Land war, das diese Berufe getrennt ausgebildet hatte. „Man konnte sich mit anderen gar nicht richtig austauschen, weil ihre und unsere Lerninhalte nicht miteinander vergleichbar waren.“

 

Einrichtung des BKH feiert nächstes Jahr Jubiläum



 Die Pflegeschule des BKH – sie feiert 2022 übrigens ihr 100-jähriges Bestehen – musste im Allgäu ein enges Netzwerk mit aufbauen, um die Schüler*innen für ihren Praxiseinsatz mit den Kooperationspartnern austauschen zu können. Auch das hat Markus Ellenrieder forciert. Seine Einrichtung arbeitet eng zusammen mit den Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren und ihren Häusern in Kaufbeuren, Buchloe und Füssen, mit dem Klinikum Kempten, mit dem Krankenhaus in Pfronten, mit der Klinikgruppe Enzensberg und diversen Pflegeheimen. „Das war nur möglich dank meines sagenhaften Teams, das meinen Weg mitgegangen ist. Wir denken alle generalistisch“, betont Ellenrieder. Das Team besteht aus 14 Mitarbeitenden, darunter elf Pädagog*innen.

In den bayerischen Schulversuchen wurde eine Zentralprüfung eingeführt: Wie beim Abitur wurde den Absolvent*innen am gleichen Tag zur gleichen Zeit die gleiche Prüfung vorgelegt. Die Fragen hat Ellenrieder erstellt. „Kaum jemand weiß, dass viele junge Menschen in Bayern Fragen beantworten mussten, die von mir mitentwickelt wurden“, sagt der 63-Jährige mit einem Augenzwinkern.

 Innerhalb seiner Berufsfachschule wurde der digitale Wandel vorangetrieben. Die Einrichtung führte im September 2020 die digitale Kommunikations-Plattform Myike für Schüler, Lehrer und Dozenten ein. Im Gebäude halten neue Medien Einzug. Gelehrt wird in den Klassenzimmern an sogenannten Aktivboards, Daten können bald aus einer Cloud abgerufen und darauf dargestellt werden. Außerdem beschäftigt man sich mit Team-Teaching und der künstlichen Intelligenz als Teil des Krankenhauses der Zukunft. „Nur so kann man die jungen Leute heutzutage abholen und gewinnen“, sagt der Schulleiter. Die Corona-Pandemie hat bei der Digitalisierung einiges beschleunigt.

 

In Teilzeit arbeitet er die Nachfolgerin noch ein

 

Dennoch hätte Markus Ellenrieder zum Ende seiner beruflichen Karriere gerne auf Corona verzichtet. Zum einen, weil er 19 Monate lang stapelweise Verordnungen und Bestimmungen lesen, umsetzen und wissen musste, welche Regelungen nun gerade gelten; zum anderen, weil er selbst schwer an dem Virus erkrankte. An Weihnachten 2020 musste er sechs Tage im Krankenhaus verbringen. „Ich bin glücklicherweise so um eine Beatmung herumgekommen. Aber ich leide immer noch an Long-Covid.“ Treppensteigen fällt ihm schwer, Schnee schnippen geht gar nicht. Ellenrieder: „Das Coronavirus ist keine Grippe. Es kennt kein Mitleid.“

 Ganz wird er seiner Schule aber nicht verloren gehen. Markus Ellenrieder hat sich nämlich auf Bitten des Vorstands der Bezirkskliniken bereit erklärt, seine Nachfolgerin einzuarbeiten und ihr mit Rat und Tat zur Seite zu stehen – allerdings nicht mehr in Vollzeit. Sophie Sauer, so heißt seine Nachfolgerin, ist 31 Jahre alt, Pflegepädagogin und erst seit September 2020 an der Schule. Ansonsten freut sich der dreifache Familienvater, der drei Enkelkinder hat, auf die Zeit danach. „Alles hat seine Zeit. Bis dato war meine Zeit, jetzt kommt eine andere“, sagt er in sich ruhend. (Georg Schalk)

 

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