Kommunales

Wollen Roboter "Schrödi" zum "Feuerwehrmann" ausbilden: Professor Stefan May (links) von der TH Nürnberg und Wachleiter Horst Gillmeier von der Berufsfeuerwehr Nürnberg. (Foto: Schweinfurth)

24.08.2016

Einen Roboter zum Feuerwehrmann ausbilden

Technische Hochschule Nürnberg und Berufsfeuerwehr Nürnberg kooperieren

Mit einem hohen Pfeifton düst er los, die Treppen empor in eine verrauchte Wohnung. Wo sich ein Feuerwehrmann fast blind durch dichten Rauch kämpfen muss, fährt der kettengetriebene Rettungsroboter "Schrödi" dank Infrrotkamera mühelos voran.

Das Ganze ist kein Science Fiction, sondern mittelfränkische Realtität auf Wache 3 der Berufsfeuerwehr Nürnberg. Dort stellte diese Woche die Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm die Neuentwicklung vor. "Bis der Roboter einmal bei einem echten Einsatz mithelfen kann, werden wohl aber noch fünf bis zehn Jahre vergehen", meint Horst Gillmeier, Leiter der Feuerwache 3. Er hat von dem Roboterprojekt an der TH Nürnberg erfahren und initiierte die Kooperation zwischen Berufsfeuerwehr und Hochschule.

Künstliche Sinne weiterentwickeln


Hauptaufgabe der Forschungs- und Entwicklungsarbeit der kommenden Jahre wird die Senorik sein. "Schrödi soll einmal wie ein Mensch schauen, hören und sich orientieren können", betont Professor Stefan May vom Forschungsbereich Automation der TH Nürnberg. Doch selbst wenn "Schrödi" seine künstlichen Sinne weiterentwickeln kann, wird er doch niemals einen echten Feuerwehrmann ersetzen können, ist sich Wachleiter Gillmeier sicher. "Er wird für uns wie ein Hilfsgerät oder ein Werkzeug sein, um schneller einen Überblick zu haben", erklärt er.

"Schrödi" könne aufs iPad des Einsatzleiters den Grundriss einer Wohnung funken und genau lokalisieren, wo sich eine oder mehrere Personen befinden. "Das kann uns viel Zeit ersparen, wenn ich meine Leute genau dirigieren kann und sagen: noch zwei Türen weiter, dann links, da liegt jemand", illustriert Gillmeier die Möglichkeiten. Heute müssen sich die Feuerwehrleute mühsam, nahezu blind, durch völlig verqualmte, ihnen unbekannte Räume kämpfen.

Steuern mittels Joystick


Ganz aktuell könnte "Schrödi" sogar bei der Suche nach Verschütteten nach dem schweren Erdbeben in Mittelitalien helfen. Aber noch ist er zu langsam. Wie bei einer Playstation wird er mittels Joystick gesteuert. "Ziel ist es, dass er sich völlig selbstständig orientiert und fortbewegt", so Projektleiter May.

Um wirklich einmal in brennenden Räumen nach Menschen zu suchen, muss "Schrödi" auch noch mit einem entsprechenden Hitzeschutz ausgestattet werden. Derzeit hält er gerade einmal 80 Grad stand. Bei einem Wohnungsbrand entstehen laut Gillmeier aber leicht Temperaturen von über 400 Grad.

"Schrödi" ist etwa 70 Kilogramm schwer, 5 km/h schnell und sein Akku hält etwas über eine Stunde. Eine Farbkamera ermöglicht ihm, Gefahrenzeichen und QR-Charts zu erkennen, ein Laserscanner hilft ihm, Hindernissen auszuweichen. Mit diesem Scanner erstellt er auch eine Karte von seiner Umgebung, in der er sich gerade bewegt. Mittels Wärmebildkamera erkennt er Brandherde oder Personen. Ein Messfühler ermittelt permanent die aktuelle Umgebungstemperatur. "Schrödi" hat auch Greifarme, an deren Spitzen sich Senoren befinden. Damit kann er Engstellen inspizieren. Außerdem können die Greifarme Lasten von bis zu einem Kilogramm anheben oder Türen öffnen. Material im Wert von bis zu 60.000 Euro sind in "Schrödi" verbaut (Forschungs- und Entwicklungskosten nicht quantifizierbar).

Chassis kommt aus Österreich


Das fahrbare Chassis von "Schrödi" haben Forschungskollegen von Professor May an der Fachhochschule Kärnten in Österreich entwickelt. "Darum auch der Name Schrödi. Denn nach Georg und Simon von unsere Hochschule gingen uns die Namen für unsere Roboter aus. Da haben wir ihn wegen unserer österreichischen Partner kurzerhand nach dem österreichischen Physiker Erwin Schrödinger benannt", erklärt May.

Er will sich nicht festlegen, bis wann sein 50-köpfiges Forscherteam "Schrödi" soweit aufgerüstet hat, dass er echte Feuerwehreinsätze absolvieren kann. May ist aber froh um die Kooperation mit der Berufsfeuerwehr Nürnberg, weil dann in unmittelbarer Nachbarschaft der Hochschule getestet und entwickelt werden kann. Und egal wie lang es dauert, für Wachleiter Gillmeier steht fest: "Es ist wichtig, dass ein erster Schritt gemacht wurde und der Roboter jetzt entwickelt wird."
(Ralph Schweinfurth)

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