Kommunales

Bezirkstagspräsident von Niederbayern: Olaf Heinrich. (Foto: Bezirk Niederbayern)

22.03.2019

„Wir haben eine Vorbildfunktion“

Niederbayerns Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich über Klimaschutzmaßnahmen in seiner Region

Klimaschutz wird immer wichtiger. aus diesem Grund hat der Bezirk Niederbayern vor einem Jahr beschlossen, einen Klimaschutzmanager einzustellen. Wir sprachen mit Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich über dessen konkrete Aufgaben.

BSZ: Herr Heinrich, der Klimaschutz ist spätestens durch das Volksbegehren Artenvielfalt wieder in aller Munde. Was trägt der Bezirk Niederbayern zum Schutz des Klimas derzeit bei?
Olaf Heinrich: Der Bezirk Niederbayern ist schon sehr lange mit dem Thema beschäftigt. Bereits unter meinem Vorgänger Manfred Hölzlein wurde im Jahr 2004 in ein Biomasse-Heizkraftwerk für das Bezirksklinikum in Mainkofen investiert. Seither sparen wir dort 2 Millionen Liter Heizöl und damit 500.000 Euro jährlich ein und erzeugen neben Wärme auch Strom. Damit waren wir sehr früh Vorreiter in der Region. Zum einen haben wir unseren CO2-Ausstoß enorm verringert, zum anderen profitiert auch die Region, weil der Rohstoff Holz direkt vor der Haustüre nachwächst. Und andere Einrichtungen bekommen dadurch vor Augen geführt, dass es sowohl ökologisch als auch ökonomisch eine lohnende Zukunftsinvestition ist. Heute sind Biomasse-Heizkraftwerke selbstverständlich geworden, vor 15 Jahren waren sie weithin unbekannt.

BSZ: Der Bezirk ist ja Eigentümer zahlreicher öffentlich genutzter Liegenschaften in ganz Niederbayern – was passiert in diesen Gebäuden?
Heinrich: Hier besteht Handlungsbedarf, denn ein Großteil der Gebäude wurde seit seiner Errichtung nicht oder nur in einem geringen Umfang energetisch saniert. Entsprechend hoch sind der Energieverbrauch und der CO2-Ausstoß – und damit auch das Einsparpotenzial. Aus diesem Grund haben wir ein Klimaschutzteilkonzept erstellt, gefördert aus Bund- und Landesmitteln, das den Ist-Zustand aller älteren Immobilien des Bezirks erfasst hat. Aufgrund dieses Konzepts können wir nun zielgenau in den eigenen Liegenschaften deutliche Mengen an Energie und Kohlendioxid einsparen. Dabei stellen wir sowohl die äußere Hülle als auch die komplette Haustechnik von insgesamt 28 Gebäuden auf den Prüfstand. Mit den erarbeiteten Maßnahmen könnten im Schnitt jährlich bis zu 935 Tonnen Kohlendioxid und bis zu 400.000 Euro eingespart werden.

BSZ: Welchen Zeitplan haben Sie sich für die Umsetzung vorgenommen?
Heinrich: Der Bezirkstag hat im vergangenen Jahr die Einstellung eines Klimaschutzmanagers beschlossen, der sich um die sukzessive Umsetzung kümmern wird. Diese Stelle wird ebenso wie das Klimaschutzteilkonzept aus staatlichen Mitteln gefördert. Wir rechnen damit, dass der Förderbescheid in den kommenden Wochen eingeht und der Klimaschutzmanager loslegen kann. Klar ist aber auch: Wir setzen die wirtschaftlich sinnvollen Maßnahmen um. Vorschläge, die sich in 50 oder mehr Jahren amortisieren, machen keinen Sinn.

BSZ: Mit dem Agrarbildungszentrum in Schönbrunn, dem Obstlehrbetrieb in Deutenkofen und dem fischereilichen Lehr- und Beispielbetrieb in Lindbergmühle unterhält der Bezirk auch Bildungseinrichtungen, die direkt mit Natur und Landwirtschaft zu tun haben.Welche Rolle spielt dort der Klimaschutz?
Heinrich: In vielerlei Hinsicht. Im ABZ Schönbrunn läuft zum Beispiel im Moment gemeinsam mit der Fachhochschule Landshut ein Forschungsprojekt, in dem es um Kleinbiogasanlagen für Landwirte geht, die so in kleinem Maßstab ihre Gülle in Energie umwandeln können. Auch die Anwendung der Elektromobilität und das Thema Stromspeicherung treiben wir mit Pilotprojekten voran, da viele Landwirte sich die Frage stellen, wie sie den Strom aus ihren PV-Anlagen sinnvoll weiter nutzen können, nachdem die Einspeisevergütung nach 20 Jahren wegfällt.

BSZ: Und wie kommen diese Erkenntnisse dann an die Betroffenen?
Heinrich: Im Agrarbildungszentrum werden diese an die Teilnehmer von Aus- und Fortbildungen sowie Schulungen weitergegeben – ebenso wie in den Lehr- und Beispielbetrieben in Deutenkofen und Lindbergmühle. In Lindbergmühle entsteht derzeit ein modernes Fortbildungszentrum, das baulich Energie einspart und inhaltlich den Schwerpunkt auf Fisch aus der Region legt. Viel mehr Menschen sollten zukünftig auf heimischen Fisch setzen anstatt Importe aus dem Ausland zu kaufen. Auch das ist Klimaschutz. Und eine Stärkung der regionalen Kreisläufe tut außerdem unserer Wirtschaft gut.

BSZ: Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, dass sich auch die Bezirke den Klimaschutz auf die Fahnen schreiben – ihre Hauptaufgaben liegen ja eigentlich in anderen Bereichen?
Heinrich: Es gibt kaum einen vernünftigen Menschen, der noch bestreiten würde, dass es den Klimawandel gibt. Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, müssen alle ihren Beitrag leisten. Der Bezirk nimmt eine Vorbildfunktion ein – sowohl was den Energieverbrauch in seinen eigenen Liegenschaften angeht als auch die Lehrtätigkeit in seinen Bildungseinrichtungen. Wir stehen am Anfang eines langen Weges, den wir Schritt für Schritt beschreiten müssen, damit unsere Heimat ihr Gesicht behält und auf Dauer das Leben in Niederbayern so lebenswert wie heute bleibt.
(Interview: Manuela Lang)

Die vollständigen Seiten des Bayerischen Bezirketags Teil I

Die vollständigen Seiten des Bayerischen Bezirketags Teil II

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.