Kommunales

In der Stube müssen noch die Fenster trocknen, im Sommer können hier die Besuchenden eintreten. Davon überzeugten sich (von links): Niederbayerns Bezirksheimatpfleger Maximilian Seefelder, Architekt Harald Bader, Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich und Museumsleiter Timm Miersch. (Foto: Lang)

02.02.2022

Zeitreise zurück und in die Zukunft

In der Görgenmannsölde im Freilichtmuseum in Massing soll altes Wissen an eine neue Generation weitergegeben werden

Betritt man die Görgenmannsölde im Freilichtmuseum Massing, begibt man sich auf eine Zeitreise. Das Gebäude, das ursprünglich aus dem Jahr 1565 stammt, wurde 2018 in Kleinbettenrain abgebaut und ins Freilichtmuseum Massing verlagert. Seit 2019 wird es dort wieder aufgebaut, im Juli 2022 soll es offiziell eröffnet werden.

Um sich über den Stand der Bauarbeiten zu informieren, stattete Niederbayerns Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich dem Team vor Ort einen Besuch ab. „Zum Glück haben wir hervorragende Leute, die vieles selbst machen können“, schwärmt Niederbayerns Bezirksheimatpfleger Maximilian Seefelder, der den Wiederaufbau begleitet.

 

Vorfreude auf Eröffnung im Sommer dieses Jahres


Die Museumshandwerker Rupert Hofer, Josef Reinberger und Robert Gmeineder haben in liebevoller Detailarbeit das Haus Stück für Stück wiederaufgebaut. Die Entscheidungen, was erhalten werden kann und was durch neues Material ersetzt werden muss, traf Architekt Harald Bader, der auf solche historische Häuser spezialisiert ist.

Der „Hausarzt“, wie ihn Seefelder nennt, erklärte dem Bezirkstagspräsidenten beim Rundgang die Besonderheiten des ursprünglichen Blockbaus, der immer schon ein Hafneranwesen war, in dem Keramik hergestellt wurde.

Bezirkstagspräsident Heinrich zeigte sich schon jetzt voller Vorfreude auf die Eröffnung im Sommer. „Wir schaffen damit einen weiteren Anziehungspunkt im Freilichtmuseum Massing und dokumentieren eine traditionsreiche Handwerkskunst.“ Außerdem findet er die Art und Weise, wie sparsam früher mit Baumaterialien umgegangen wurde, spannend. „Das Wiederverwenden sämtlicher Teile ist ein Beispiel, wie Nachhaltigkeit am Bau tatsächlich über Jahrhunderte gelebt wurde.“

 

Vier Bauzustände gleichzeitig



Sogar wahre Schatzkisten tauchten beim Wiederaufbau auf – zumindest ist es aus Sicht des Museumsleiters wie ein Schatz: Über der Stubentür sieht man anhand der unterschiedlichen Oberflächen, vom Holzbalken bis zur Wandbemalung, vier Bauzustände gleichzeitig. Die Deckenbalken sind geschwärzt, wie in vielen historischen Häusern. „Diese Färbung kam durch den Rauch der Kienspäne, die man damals abends als Lichtquelle verwendet hat“, weiß Bader, der die kleine Öffnung in der Wand gegenüber entsprechend als Rauchabzug identifiziert.

Rauchen wird es hier künftig aber nicht – denn der große Brennofen, der in der Stube rekonstruiert wurde, wird nur zu Demonstrationszwecken dienen. Er wird demnächst mit Rohlingen bestückt und die Öffnung halb zugemauert, um den Besucher*innen zu zeigen, wie damals Keramik entstanden ist.

Ein funktionsfähiger Brennofen wird hingegen in einem kleinen Nebengebäude entstehen, kann aber erst nach der Frostperiode gebaut werden. Denn neben den baulichen Besonderheiten des Hauses – das um 1795 seine heutige Gestalt bekommen hat – steht hier vor allem die Keramikherstellung, also das Hafnerhandwerk, im Mittelpunkt.

 

Kooperation mit der Keramikfachschule Landshut

 


Die Kooperation mit der Keramikfachschule Landshut ist dabei eine Win-win-Situation für beide Seiten. „Die Schüler sind sehr motiviert, denn sie können hier Sachen erforschen, die verloren gegangen sind. Sie freuen sich total“, sagt Museumsleiter Timm Miersch und verweist auch auf die modernen Aspekte der Keramik, die damit Einzug in das Museum halten.

Und so passt es gut, dass nebenan im ehemaligen Stall zwei Meisterschülerinnen der Keramikschule ein Atelier betreiben, in dem sie selbst arbeiten, aber auch etwas zeigen können. „Ich halte diese Zusammenarbeit für eine echte Chance für beide Seiten. Die Keramikerinnen vor Ort arbeiten zu sehen, wird für die Besuchenden sicher sehr interessant werden. Die jungen Meisterinnen bekommen direkten Kontakt zur möglichen Kundschaft – was zu Beginn der Selbstständigkeit nur hilfreich sein kann“, so Bezirkstagspräsident Heinrich.

Die Görgenmannsölde ermöglicht ab Juli 2022 nicht nur die Zeitreise zurück bis ins 16. Jahrhundert, sondern durch die Kooperation mit einer jungen Keramikschülerschaft auch in die Zukunft. „Immaterielles Kulturgut verändert sich und muss sich auch verändern, sonst stirbt es“, findet Timm Miersch. „Altes Wissen an eine neue Generation weiterzugeben – davon träumt jeder, der sich mit historischem Handwerk beschäftigt.“
(Manuela Lang)


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