Kommunales

Nürnberg hat viel mehr zu bieten als die Kaiserburg. (Foto: dpa)

02.06.2016

Zwischen Hängendem Stein und Pellerhaus

Neue Stadtführung zeigt die unbekannten Seiten von Nürnberg abseits der touristisch bekannten Sehenswürdigkeiten

Ein fast unbekanntes Werk des Bildhauers Adam Kraft (1455 bis 1509) oder die Kopie eines Albrecht-Dürer-Gemäldes: Abseits der üblichen Touristenwege stoßen Nürnberg-Besucher während einer neuen Stadtführung in Kapellen, Patrizierhäusern und Innenhöfen auf versteckte Schätze, die sonst nicht jederzeit zu besichtigen sind, wie die Leiterin des Tucherschlosses, Ulrike Berninger, bei der Vorstellung der Stadtführung am Dienstag sagte. Das Egidienviertel liegt Luftlinie nur etwa 200 Meter von der Kaiserburg oder dem Hauptmarkt entfernt. Das Viertel war nach dem Zweiten Weltkrieg das am stärksten zerstörte Quartier Nürnbergs. Einige Jahre nach Kriegsende hieß es noch wegen des hoch wachsenden Grases die "Sebalder Steppe", wie Thomas Schauerte weiß, der Leiter des Dürer-Hauses. Immer noch verlassen wenige Touristen die eingetrampelten Pfade und wandern den Berg hinauf, vorbei am Denkmal für den Reformator Melanchthon, zur barocken evangelischen Egidienkirche, deren Vorgängerbau der älteste Kirchenort Nürnbergs war. Die unterhalb gelegene Euchariuskapelle zeugt davon. Ulrike Hess, die die neue Führung ausgearbeitet hat, erläutert in der zweischiffigen Kapelle die Spuren der Romanik. In der benachbarten Tetzelkapelle, vollgehängt mit Epitaphien der Patrizierfamilie Tetzel, stoßen die überraschten Besucher auf die etwa drei Meter hohe und vier Meter breite "Krönung Marias" des bekannten Künstlers Adam Kraft, an dessen Sakramtenhäuschen in der Lorenzkirche kaum ein Kunstinteressierter vorbeigeht. Ulrike Hess deutet auf die filigranen Gesichtchen, die der Meister in den Sandstein gehauen hat. Marias betende Hände aber sind im Laufe der Jahrhunderte verschwunden. Gestiftet hat das Epitaph der Patrizier Matthäus Landauer. Er hat auch die Landauerkapelle bauen lassen, hinter dem Laufer Schlagturm gelegen. Landauer bestellt hierfür das Allerheiligenbild Albrecht Dürers, das heute im Kunsthistorischen Museum in Wien hängt. Stadtführerin Hess hat den Schlüssel für das kleine Gotteshaus, in das sonst die Besucher keinen Blick hineinwerfen können. Sie zeigt auf den "hängenden Schlussstein", eine Besonderheit der Gotik, die es außer in dieser Kapelle noch in der Sakristei des Veitsdoms in Prag zu sehen gibt. Gegenüber der Egidienkirche steht das Pellerhaus, das früher Nürnbergs prächtigstes Bürgerhaus war. Ein Protzbau, der den Nachbarn von 1605 gar nicht gefiel, wie die Stadtführerin Hess erläutert. Der Stil entsprach nicht dem fränkischen Understatement der Patrizier, die ihren Reichtum nicht nach außen zeigten. Das vom Bomben zerstörte und in den 1950er Jahren wiederaufgebaute Haus hat heute keine Spätrenaissance-Fassade mehr. Aber derzeit rekonstruieren Handwerker originalgetreu den Innenhof des Gebäudes in rotem Sandstein. Der Spaziergang durch das Egidienviertel mit dem Titel "Verschwiegene Plätze, versteckte Plätze" findet bis 15. September 2016 jeden Donnerstag um jeweils 14 Uhr statt. Die Führung beginnt am Tucherschloss und endet am Stadtmuseum Fembohaus unterhalb der Burg. (epd)

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