Kultur

Ein Hauch Byzanz im Bayerischen Wald: Sämtliche Wandflächen der Herz Jesu Kirche sind in Secco-Technik vollständig bemalt. Die Bildmotive (hier von einem Seitenaltar) kreisen vor allem um die Heilsbotschaft. Sehen Sie weitere Ansichten in der Bildergalerie am Ende des Beitrags. (Foto: Ines Kohl)

09.12.2016

Aufgefrischte Heilsbotschaft

Die Restaurierungsarbeiten an der außergewöhnlich bemalten Pfarrkirche Herz Jesu in Ludwigsthal sind fast abgeschlossen

„Eine Perle unserer Diözese“, begeisterte sich einst Bischof Antonius von Henle über die die Pfarrkirche Herz-Jesu in Ludwigsthal (Gemeinde Lindberg, Landkreis Regen) – das war in seiner Predigt anlässlich der Weihe der Kirche am 24. April 1902. Über 100 Jahre vergingen, bis diese Perle im Bayernwald an Glanz verlor – sie musste restauriert werden. Diese Arbeiten wurden vor drei Jahren begonnen – der Passauer Bischof Stefan Oster konnte vor Kurzem einen neuen Altar in dieser bemerkenswerten Kirche am Übergang zwischen Neoromanik und Jugendstil weihen. Die Münchner Künstlerin Sabine Straub schuf für den Altar einen schlichten Unterbau aus zu einem Block gefügten, grün schimmernden Glasplatten; der Tisch besteht aus Tombak, einer Messinglegierung. Die Restaurierung der Pfarrkirche ist zwar noch nicht völlig abgeschlossen, doch der größte Teil ist geschafft. Die neue Beleuchtung ermöglicht eine genaue Betrachtung des Kircheninnenraumes mit seiner außergewöhnlichen Bemalung – ursprünglich war der Kirchenraum in mystischem Dunkel gehalten, an das sich das Auge langsam gewöhnen muss. Der Innenraum wurde mit einem inhaltlich zusammenhängenden, einheitlich konzipierten Programm komplett ausgemalt.

Einzigartig in Deutschland

In der Fachliteratur wird die Herz-Jesu-Kirche in Ludwigsthal als die einzige neuromanische Kirche Deutschlands bezeichnet, die mit einem voll ausgeführten Bildprogramm ausgestaltet ist und wohl einen der letzten Versuche in der abendländischen Kunst darstellt, einem Kircheninnenraum eine Ganzbemalung zu geben. Die Kirche wurde 1893/94 von dem Architekten Johann Baptist Schott (1853 bis 1913) erbaut. Der aus München stammende Franz Hofstötter (1871 bis 1958) arbeitete von 1895 bis 1901 an den Malereien. Er zeichnete nicht nur für die gesamte Innenausstattung verantwortlich, auch die Entwürfe für die Glasfenster stammen von ihm sowie Reliefs, Kanzel, Altar und Taufstein. Das theologische Bildprogramm schrieb der damalige Expositus in Ludwigsthal, Johann Baptist Wolfgruber, zusammen mit dem Maler Eugen Hasenfratz aus Zürich und dem Bildhauer Franz Kruis aus Passau. Wolfgruber hat das Programm ganz auf das Herz-Jesu-Motiv hin ausgerichtet und bis ins Detail theologisch begründet. Für Franz Hofstötter war die Herz-Jesu-Kirche in Ludwigsthal sein Erstlingswerk. Auf der Grundlage einer bei den Spätnazarenern wurzelnden byzanthinisch-neoromanischen Bildersprache entwickelte er im Laufe der fast siebenjährigen Entstehungszeit einen ganz persönlichen Malstil, den er mit Einflüssen aus dem Münchner und Wiener Jugendstil verknüpfte und zu einmaligen Bildfindungen weiterführte. Das gesamte Programm kreist um die Heilsbotschaft Gottes, das ewige Heil, dargestellt von Christus auf dem Hochaltar, der die Menschen mit ausgebreiteten Armen empfangen will, um den Weg zur Erlösung durch die Seligpreisungen Jesu, die Werke der Barmherzigkeit und die Heiligen als die Vorbilder auf diesem Weg. Auf der Emporenbrüstung befinden sich Reliefbilder heiliger und seliger Kirchenleute, die mit Geschichte und Glauben des Bayerischen Waldes in Zusammenhang stehen. (Ines Kohl)

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