Kultur

Mit Ausschnitten aus Goyo Monteros "Goldberg" begeisterte auch das Ballettensemble des Staatstheaters Nürnberg bei der Galavorstellung. (Foto: Bettina Stöß)

24.07.2023

Das „ABC“ des Bühnentanzes auf Spitzenniveau

Ovationen für Nürnbergs Ballettchef Goyo Montero und seine internationale Ballettgala

Eine mit international renommierten Gastsolistinnen und -solisten besetzte Ballettgala ist logistisch aufwändig und eines der kostspieligeren Theaterformate. Aber sicher auch eines, das den Publikumstun auf die ebenso kostspieligen Tickets garantiert. Mehrfach gelohnt hat sich diese Investition am Wochenende in der Ballettstadt Nürnberg, wo sich im Rahmen einer Spitzengala  - realisiert unter anderem dank des Engagements des „Fördervereins Ballettfreunde Staatstheater Nürnberg e.V“ - der Facettenreichtum aktuellen Tanzgeschehens und der „State of the Art“ in puncto Ballettkompetenz miterleben ließ.

Seit 15 Jahren setzt Goyo Montero gemeinsam mit seinem erlesenen 24-köpfigen Ensemble Glanzlichter – sein Vertrag wurde bis 2028 verlängert. Wer Monteros Stärken kennt, wunderte sich kaum, dass er auch „Gala“ kann, und zwar auf höchstem Niveau. Anders als andernorts oft erlebt, setzte er nicht auf Quantität und Überlänge, sondern ganz wie in seinen Ballettabenden auf Qualität, Originalität, perfektes Timing und Exzellenz. Weltweit bestens vernetzt, weiß Montero auch genau, wen der zahlreichen Kolleg*innen er mit entsprechenden Petitessen und hochkarätigen Solisten einlädt, um das Spektrum dieser bewegten und die Menschen bewegenden Sparte raffiniert ins Galalicht zu rücken.

Sieben Nummern vor, sieben Nummern nach der Pause inklusive des mit „Interval“ betitelten und im Rahmen der Gala uraufgeführten Duo-Stücks „Interval“, das der Gastgeber der in St. Petersburg geborenen, weltweit agierenden Primaballerina Diana Vishneva auf den Leib choreografierte. Companybitglied Lucas Axel stand ihr hier ebenbürtig als athletisch und gefühlvoller Partner zur Seite. 13 Gastsolist*innen hinterließen an diesem Abend eindrucksvoll den choreografischen Fußabdruck ihrer jeweiligen Homebase: das „Ballett Zürich“, das Ballett von Monte Carlo, das in Stuttgart etablierte Gauthier Dance, das royale Birmingham Ballet und das Schwedische National- in Fusion mit dem Osloer Staatsballett.

Das „Applausometer“ machte deutlich, was sehr gut und was noch besser gefiel und welche Tanzstücke die Zuschauer mehrheitlich vor Begeisterung und Bewunderung zu frenetischem Jubel veranlasste. Gar nicht so erstaunlich waren dies unter anderem  die beiden Beiträge aus dem gerne mit Sensationen verblüffenden Hause Gauthier: Pacopepepluto nennt Alejandro Cerrudo sein geistreich choreografiertes, durchaus anregendes und lediglich in Minislips getanztes Männertriple zu Dean Martin-Hits. Das schweißtreibende Solo aus ABC ist - salopp gesagt - ein wahrer Coup und an Genialität kaum zu toppen, gerade wenn es so gekonnt verkauft beziehungsweise  tänzerisch bewältigt wird wie von Shori Yamamoto. Präzise übersetzte der Japaner die stimmlich aus dem Off kommende Nomenklatura des Ballettlateins von Arabesque bis „Quichote“ in aberwitzige Bewegungen und schien bei aller Konzentrationshöchstleistung noch Spaß zu haben.

Das galt auch für die temperamentvolle Zähmung einer furios „Widerspenstigen“: Jean-Christophe Maillot schuf sein Ballett La Mégère Apprivoisée 2014 für das Bolschoi-Ballett und fand hier in Alessandra Tognoloni und Francecso Mariottini zwei kongeniale Interpreten seiner erfrischenden Choreografie. Bewusst gab es mit den Pas de Deuxs aus Romeo & Juliet, aus Cendrillon sowie dem Grand Pas de Deux aus dem Schwanensee, das Celine Gittens und Brandon Lawrence in jedem  Moment souverän, sprungstark  und technisch vollkommen zum Highlight machten, den berechtigten (Rück)-Blick und die Reverenz auf ikonische Meisterwerke des klassischen Balletts. Unwiderstehlich und hinreißend, wenn wie hier Finesse mit Virtuosität verschmilzt, Präsenz auf ausgefeilte Spitzentechnik trifft.

Kurze Auszüge aus Monteros Goldberg-Choreografie rundeten dieses so genussreiche Event ab, in dem natürlich auch ein anspruchsvoller Forsythe-Pas de Deux (aus dem 1987 kreierten In the Middle, Somewhat Elevated) bestens platziert war. Als Idealbesetzung machten Elena Vostrotina und Cohen Aitchison-Dugas (Zürich) die zeitlose Güte von William Forsythe deutlich. (Renate Baumiller-Guggenberger)

 

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