Kultur

Kein Zuckerschlecken: Tanzchef Karl Alfred Schreiner fordert diesmal von seiner Truppe besonderes Vertrauen in seine choreografischen Ideen. Bei allen tänzerischen Naschereien steht am Ende die Frage, was generell der Überkonsum bewirkt. (Foto: Christian Pogo Zach)

05.12.2014

"Diese Musik hat mich brutal gefordert"

Gärtnerplatz-Ballettchef Karl Alfred Schreiner über seine Choreografie von "Schlagobers"

Drei Ballette schrieb Richard Strauss – seine „Couperin Suite“ wurde 1923 vom Bayerischen Staatsballett getanzt. Das Strauss-Ballett, das ein Jahr später für Wien kreiert wurde, war in München dagegen unerwünscht. Jetzt kann sich Gärtnerplatz-Tanzchef Karl Alfred Schreiner die Münchner Erstaufführung von „Schlagobers“ am 11. Dezember ans Revers heften. BSZ Herr Schreiner, Strauss hat in „Schlagobers“ mit Gusto der Wiener Kaffeehauskultur gehuldigt, auch, um die damalige Weltwirtschaftskrise ein wenig vergessen zu machen. Das Libretto über einen Firmling, der sich in einer Konditorei überfuttert, hat Strauss selbst verfasst...
Karl Alfred Schreiner Strauss hat in der Tat zwischen schwierigen Themen auch immer mal Leichteres gewählt. Er selbst war übrigens ein Mehlspeisenliebhaber und seine Frau hat ihm die Wiener Spezialitäten gekocht. BSZ Hört man das?
Schreiner Sicher geht es inhaltlich um Süßigkeiten, aber in seiner Partitur nimmt Strauss sich nicht ernst. Hören Sie diesen Walzer (Schreiner legt eine CD auf). Das ist große symphonische Musik mit Wiener Ironie, die mich brutal gefordert hat. Thema, Motive, Rhythmus – das wechselt dauernd, baut sich auf, bricht ab, kommt unvermutet aus einer anderen Ecke. Ich habe dadurch aber wahnsinnig viel gelernt. BSZ Wie gestalten Sie alle diese Leckerli-Figuren wie Don Zuckero, Prinz Kakao, Prinzessin Praliné?
Schreiner Nicht mit dem Kostüm, sondern über die Geschmacksrichtung. Karamellig, cremig, fruchtig bis saftig, sahnig, knusprig und pikant – dafür habe ich entsprechende Bewegungen gesucht. Wenn es Bitterschokolade mit Peperoni ist, muss ich im Tanz eben ein Äquivalent finden. Für die Tänzer wird es ein schwieriger Abend, weil ich so viele Qualitäten wie möglich reinbringen will. Es ist für mich deshalb schon eine Luxussituation, mit Tänzern arbeiten zu können, die einem vertrauen. BSZ Akt II spielt im Krankenzimmer, wo der angeschlagene Junge von dem ganzen Naschwerk träumt. Besteht da nicht die Gefahr der Wiederholung?
Schreiner Das choreografische Material wird modifiziert. Man sieht nun das Konfekt aus der Sicht des Kranken. Wie ich das szenisch mache, will ich noch nicht verraten. Aber es ist doch so: Wenn man zu viel Schokolade oder was auch immer isst, geht der Genuss verloren oder schlägt sogar in Widerwillen um. Und das ist auch eine Frage, die ich gerade heute stellen will: Was passiert mit uns durch Überkonsum? (Interview: Katrin Stegmeier) Abbildung:
Tanzchef Karl Alfred Schreiner. (Foto: Christian Pogo Zach) 

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