Kultur

Roberto Ortiz in der Rolle des armen Poeten Rodolfo und Silke Evers als Mimi. (Foto: Nik Schölzel)

19.10.2018

Eine fatale Lovestory endet im Altenheim

Puccinis „La Bohème“ am Mainfranken Theater Würzburg

Ein ganzes Lebensalter umfasst die Inszenierung von Puccinis Oper La Bohème am Mainfranken Theater Würzburg: von der Studenten-WG bis ins Altersheim, beginnend in den 1968er-Jahren bis in unsere Gegenwart. Regisseurin Martina Veh führt im Bühnenbild von Émilie Delanne zuerst in eine studentische Bruchbude, wo vier Künstlertypen recht lustig hausen. Später gehts ins konsumfreundliche Weihnachtstreiben vor einer Shoppingmall, dann sieht man die gescheiterten Künstler auf der Straße in einem klapprigen Kombi vor einem ruinösen Bau campen. Letztendlich landen alle im Gemeinschaftsraum eines Seniorenheims, wo Mimi im Kreis ihrer gealterten Gefährten stirbt.

Groteskes Ende

Während der langen Umbaupausen werden die zwei gegensätzlichen Paare Mimi/Rodolfo und Marcello/Musetta in Übergröße und in zeitlupenhaften Bewegungen auf den „Eisernen Vorhang“ projiziert. Dieser ist auch der quasi leere Hintergrund für das Ende des dritten Akts, wenn sich Mimi und Rodolfo wiederfinden.
Die Kostüme von Magali Gerberon machen den Wandel der Zeit sichtbar. Dass aus der lockeren Künstlerkommune zuletzt eine Runde zittriger Greise wird, wirkt grotesk. Mit Mimis Tod und einem Riss in der Wand ist Schluss.
Puccinis Musik mit ihren breiten ariosen Partien, dem weichen Orchesterklang, den schnell wechselnden Dialogen fesselt von Anfang an. Enrico Calesso am Pult des Philharmonischen Orchesters ließ seine Musiker melodischen Schmelz entfalten und bei den intimen Szenen kammermusikalische Momente aufleuchten; er trug damit die Sänger zu Höchstleistungen. Die Chöre lieferten beim bewegten Durcheinander im zweiten Akt ein eindrucksvolles, abwechslungsreiches Klangbild ab. Silke Evers war eine anrührende, nicht allzu schüchterne Mimi und begeisterte mit ihrem glänzenden, voll tönenden Sopran. Die leichtlebige Musetta, von AkihoTsujii als zierlicher, temperamentvoller Wirbelwind kokett gezeichnet, war auch sängerisch ein Ereignis durch ihre strahlend hellen Höhen, ihre vielfältigen emotionalen Facetten. Der romantische Poet Rodolfo (Roberto Ortiz) gefiel sehr mit seinem lyrisch betonten Tenor und schimmernden Höhen als schmerzlich Liebender. Daniel Fiolka als Maler Marcello imponierte mit seinem klaren, sicheren Bariton. Igor Tsarkov als sensibler Philosoph Colline und Kosma Ranuer als Musiker Schaunard komplettierten das harmonische Quartett. Begeisterung nach der Premiere. (Renate Freyeisen)

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