Kultur

Bernd Zimmers Gemälde sind in der Regel großformatig. Hier seine Bilder „Unendlicher Beginn. Chromwolke“ (2007) und rechts „Gespannte Stille I“ (2008). (Foto: Ines Kohl)

20.07.2018

Farbige Eruptionen

Bernd Zimmers Arbeiten in der Städtischen Galerie Leerer Beutel Regensburg zeugen vom naturphilosophischen Ansatz seiner Malerei

Bernd Zimmer ist ein furioser Maler großer Formate, der stürmischen Geste und der eruptiven Farben. Sein ganzes Werk dreht sich um die Natur, die Entstehung des Universums und um das Verhältnis des Menschen zur Schöpfung. Der Mensch selbst tritt nicht in Erscheinung – das Bild ist sein Spiegel.
Orientiert an der Realität, entstehen überwältigende Gemälde wie Gleichnisse der Schöpfung, spontan, expressiv, monumental. Natur wird zum Ereignis. Leuchtendes Farblicht lässt verlorene Paradiese, Visionen einer Welt vor dem Sündenfall entstehen.
Das Arbeiten in Serie, sowohl in der Malerei als auch im Holzschnitt, ist bei Zimmer die Basis, um die Struktur eines Motivs zu erforschen. Die Entstehung des Universums aus dem Nichts, Sternennebel, Eruptionen, imaginäre Planeten, Wälder und Wasserfälle, üppige Vegetation und Wüsten werden erkundet. Im Spiegel einer Wasserfläche erscheint die Welt neu. Das Nachdenken über transzendentale Fragen spielt für Zimmer eine große Rolle.

Gelenkter Zufall

Die Üppigkeit der Farben und vegetativen Formen erinnert an Per Kirkeby, die Transluzenz an Turner. Zimmer malt mit fließenden Farben auf Leinwänden, die auf dem Boden liegen. Die Farbe wird geschüttet, das Bild gekippt, sodass Pfützen und Rinnsale entstehen. Dem gelenkten Zufall wird Raum gegeben, fast scheint das Bild von selbst zu entstehen – so jedenfalls wünschte es sich der Maler.
Der in Planegg bei München geborene Künstler kam auf Umwegen zur Malerei. Nach einer Lehre als Verlagsbuchhändler und Herstellungsassistent für Grafik studierte er Philosophie und Religionswissenschaften in Berlin. Während eines mehrmonatigen Aufenthalts in Mexiko und im Süden der USA wird die Malerei der Muralisten um Diego Rivera zum Schlüsselerlebnis für ihn. Nach seiner Rückkehr begann Zimmer als Autodidakt zu malen – ohne Vorzeichnung, mit reinen Farben und schon von Anfang an auf große Formate. Zusammen mit den Neuen Wilden erfolgte in den frühen 1980er-Jahren der Durchbruch.
Mit seiner Kunst erteilt Zimmer eine Lektion über die Schönheit der Natur und wie sie zu begreifen sei. Der naturphilosophische Ansatz vereint Sinnlichkeit, Ästhetik und Spiritualität und gibt eine Ahnung von einer Welt hinter der Realität.
Aus Anlass von Bernd Zimmers 70. Geburtstags im November gibt es in diesem Jahr mehrere Ausstellungen zu sehen. Die retrospektiv angelegte Schau im Leeren Beutel Regensburg zeigt einen repräsentativen Querschnitt durch sein umfangreiches Werk, der Kunst- und Gewerbeverein Regensburg zeigt unter dem Titel Alles fließt teils riesige Holzschnitte, Lithografien und Malerei. (Ines Kohl)

Information: Bis 2. September. Städtische Galerie Leerer Beutel Bertoldstraße 9, 93047 Regensburg, Di. bis So., Fei. 10-16 Uhr.
Bis 22. Juli im Kunst- und Gewerbeverein, Ludwigstraße 6, 93047 Regensburg. Di. bis So. 12-18 Uhr.

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