Kultur

Die Schauseite des Neuen Museums mit der geschwungenen Glasfassade. (Foto: Annette Kradisch)

21.02.2020

Feier mit dem Stararchitekten

Vor 20 Jahren wurde das Neue Museum in Nürnberg eröffnet. Zum Jubiläum richtet man Volker Staab eine umfassende Ausstellung ein

Mit seiner eleganten Erscheinung darf es in keinem Reiseführer fehlen: Jetzt feiert das Neue Museum in Nürnberg sein 20-jähriges Bestehen. Zum Höhepunkt der Jubiläumsveranstaltungen wird mit Volker Staab der Architekt des Hauses in einer Ausstellung gewürdigt.

Wie eine Welle ans Ufer schwappt sanft die 100 Meter lange Glasfassade in einem eleganten Bogen über den Nürnberger Klarissenplatz. Durch diese Schwingung scheint die transparente Außenhaut des Neuen Museums die Grenzen zwischen Außen und Innen, Kunst und Wirklichkeit auflösen zu wollen. Die grazile Gestalt des spiegelnden Glaspalasts lockt Selfie-Macher genauso wie Profi-Fotografen an.

Zur Eröffnung des staatlichen Musentempels für moderne Kunst und Design im April vor 20 Jahren dürfte die von Volker Staab gezeichnete Silhouette den Nürnbergern fast die Sprache verschlagen haben. „Selbst in Nürnberg hat nun die Moderne begonnen“, hat Dietmar Bruckner seinerzeit in der Wochenzeitung Die Zeit über den Bau geschwärmt.

Tatsächlich dürften die Nürnberger dem Berliner Architekten noch heute dafür danken, dass er mitten im Herzen der Altstadt, nur ein paar Schritte von der Stadtmauer entfernt, diese filigrane Konstruktion aus Spiegelreflexen und Sonnenlicht geschaffen hat. Mit seinem Entwurf hat der 1957 in Heidelberg geborene Architekt zwischen Luitpoldstraße, Königstraße und Frauentormauer obendrein einen völlig neuen Platz entstehen lassen. So kühn und so schön haben in der Nürnberger Altstadt wohl wenige zeitgenössische Baumeister zuvor eine derartig harmonische Symbiose zwischen Moderne und Historie hinbekommen. Alt und Neu verbinden sich auf wundervolle Weise zum großen Ganzen.

Schwer verdauliche Kost

Im Innern des Baus geht der Zauber weiter. Die markante Wendeltreppe ist längst zum Markenzeichen des Neuen Museums geworden. Die spiralförmige Treppe verbindet die verschiedenen Ausstellungsebenen miteinander.

Apropos Ausstellungen: Leichte Kost haben die Nürnberger im Neuen Museum von Anfang an nicht serviert bekommen. Diese schwere Verdaulichkeit des Kunstgenusses hat in den Anfangsjahren wohl auch daran gelegen, dass sich die Nürnberger mit der zeitgenössischen Kunst erst noch mehr als anderswo anfreunden mussten. Manche Besucher der ersten Stunde mögen sich auch an der Diskrepanz zwischen grandioser Außenhaut und minder spektakulärem Kunstinnenleben gestoßen haben.

Bühne für Gerhard Richter

Allerdings ist großen Malerfürsten der Moderne wie Gerhard Richter von Anfang an im Neuen Museum viel Raum gegeben worden. Dank einer Dauerleihgabe aus der Sammlung der Eheleute Ingrid und Georg Böckmann hat Richter schon zur Eröffnung einen ganzen Saal für sich und seine Werke bekommen. Überhaupt spielte Richter für die Entwicklung des Neuen Museums eine entscheidende Rolle. 2013 landete das Haus einen Coup und erhielt auf einen Schlag weitere 69 Richter-Originale als Dauerleihgabe von der international renommierten Kunstkollektion Böckmann.

Der wahre Star des Neuen Museums ist aber ohne Zweifel das Haus selbst. Zum Festakt anlässlich des 20-jährigen Jubiläums (15. April) wird daher eine Ausstellung über den künstlerischen Urheber des Hauses eröffnet. Die Schau über Volker Staab in den Fassadenräumen des Museums soll den tiefgreifenden Einfluss des Kontextes auf das Werk des Berliner Architekten zeigen. Die Ausstellung wird anhand von Bildern, Modellen und Animationen zeigen, wie vielfältig die Einflüsse für die Konzeption und Gestaltung der Bauprojekte aus der Hand Volker Staabs sein können. Nicht selten widersprüchliche Bezugsebenen des Orts werden analysiert und gewichtet, damit Volker Staab diese in einem intuitiven Abwägungsprozess in eine zeitlose, überraschende und präzise räumliche Idee überführen kann.

Zum Ausgangspunkt der Ausstellung haben die Kuratoren den siegreichen Entwurf für das Neue Museum gemacht. Mit diesem Wettbewerbsbeitrag habe 1991 schließlich nicht nur die Geschichte des „radikal zeitgenössischen Kunstmuseums inmitten der Nürnberger Altstadt“, sondern auch die Karriere des Architekten begonnen. In der (so betitelten) Kontext-Ausstellung über das architektonische „Staab-Prinzip“ sind auch Bilder anderer Projekte zu sehen: wie das Museum der bayerischen Könige in Hohenschwangau und das Jüdische Gemeindezentrum mit Synagoge in Regensburg.

Übrigens: Volker Staab zeichnet auch für die Gestaltung des derzeit in Nürnberg im Bau befindlichen Augustinerhofs als Heimat der neuen Zweigstelle des Deutschen Museums am Pegnitzufer verantwortlich. (Nikolas Pelke)

Information: Die Ausstellung „Staab Architekten – Kontext“ wird am Jubiläumsfesttag (14. April) eröffnet und ist bis zum 30. August zu sehen. Bereits am 3. April eröffnet die Ausstellung „Was, wenn... ? Zum Utopischen in Kunst, Architektur und Design“ (bis 20. September).

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