Kultur

Dramatische Situation auf dem wild bewegten See: Vor allem die „Verfolgung von Wilderern auf dem Chiemsee“ (1884/87) machte Josef Wopfner berühmt. (Foto: Museum Georg Schäfer)

12.07.2019

Gefragter Chiemseemaler

Das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt zeigt das Werk von Josef Wopfner und legt ein wichtiges Buch dazu vor

Seine Bilder vom Chiemsee hatte Josef Wopfner (1843 bis 1927) nicht nur fürs heimische Publikum gemalt. Sie waren begehrt auf dem Kunstmarkt, verkauften sich bis in die USA. Auch heute noch bezahlt man ein stolzes Sümmchen dafür. Das Schweinfurter Museum Georg Schäfer verfügt über einen der umfangreichsten Bestände seines Werks: neben Gemälden 116 Skizzenbücher und 81 Arbeiten auf Papier. Erstaunlich ist, dass es bis heute über diesen einst populären Maler keine umfassende Publikation gibt. Katalog und Ausstellung unter dem Motto Landschaftsmalerei zwischen Naturidylle und Dramatik schließen nun diese Lücke.

Josef Wopfner, in Schwaz/Tirol geboren, lernte zunächst im väterlichen Betrieb das Bäckerhandwerk. Aber er wollte unbedingt Künstler werden. Nach beschwerlichen Anfangsjahren in München, wo er sich unter anderem Fertigkeiten in der Lithografie aneignete, wurde sein Talent erkannt. Er befreundete sich mit Franz Defregger und Wilhelm Leibl und wurde in die Meisterklasse von Carl Theodor von Piloty aufgenommen.

Bald hatte er Erfolg mit seinen Bildern. Später erregten seine Werke Aufmerksamkeit bei Weltausstellungen. Leider gibt es keine Aufzeichnungen über seine theoretischen Ansichten.
1872 entdeckte er die Fraueninsel im Chiemsee für sich. Bis ein Jahr vor seinem Tod verbrachte er dort die Sommer, zeichnete und malte den See, die Landschaft, den Alltag der Fischer und Bauern. Im Winter lebte er in München. Freundschaft verband ihn mit dem späteren Prinzregenten Luitpold, mit dem er auch seine Jagdleidenschaft teilte. So zeigt eine frühe Zeichnung von 1862 einen erlegten Hirsch und ein Gemälde der Jagdgesellschaft von 1880 neben einer Selbstdarstellung Wopfners auch Luitpold mit Hund. Als Jäger hatte der Maler ein aufmerksames Auge für die Natur.

Dass er einige Reisen unternahm, etwa nach Italien, lässt sich aus seinen Skizzenbüchern entnehmen. Auch einige Bilder zeugen davon, eine Küstenlandschaft (1906) von der Nordsee. Wahrscheinlich war er auch in Paris, kannte wohl die neuen impressionistischen Tendenzen, wie sich aus seinen späten Bildern ablesen lässt. Doch er blieb seinem bewährten Stil treu, was sich schon aus dem Kaufinteresse seiner Kunden erklären lässt.

Bedrohte heile Welt

Auch wenn er gerne die Arbeit der Menschen am Chiemsee wiedergab, so schwebt doch über allem eine Art melancholische Nostalgie, das Bewusstsein, dass die Schilderung dieser Tätigkeiten eine bedrohte „heile Welt“ festhält. Symbol dafür ist der Einbaum, den Wopfner benutzte, der aber eigentlich ein Relikt der Vergangenheit war. Wopfner setzte ihm 1887 mit Der letzte Einbaum ein Denkmal.

Eigentlich aber lag ihm die Thematik der „heilen Welt“ fern. Was ihn interessierte, waren Licht, Wolken, Wellen, Spiegelung auf dem Wasser und die Menschen, die unter solchen Bedingungen der Natur arbeiteten. Die rückte er gerne nach vorne, zum Beispiel bei der Kartoffelernte, während ein Gewitter aufzieht, oder beim Torfeinladen am Chiemsee. Bekannt wurde er durch sein großes, äußerst dramatisch bewegtes Gemälde Verfolgung von Wilderern auf dem Chiemsee (1884), auf dem der Kampf des Bootss gegen Wind, Gischt, aufgewühlte Wellen geradezu spürbar wird; auf einem kleineren Bild fliehen die Wilderer, den erlegten Hirsch vor sich und die Flinte schussbereit. Solche kleinformatigen Gemälde waren beliebt bei den Käufern. Szenen auf dem See, bei stürmischem oder klarem Wetter, bei aufreibender Arbeit, etwa beim Steuern eines Heuboots oder bei der Überfahrt eines alten Ehepaars im Herbst mit seiner Ziege, oder bei den Fischern am Ufer atmen die besondere Atmosphäre der Landschaft.

Wopfner schuf aber auch anderes: Singulär ist die Szene von der Belagerung Straßburgs im September 1870, wobei den Maler wohl die Brände und Rauchwolken am Himmel am meisten interessierten; die Flüchtlinge vorne schauen dem Kriegsgeschehen zu. Wopfner verabscheute den Krieg. Er verklärte ein wenig den Frieden in der Natur, etwa bei dem einst berühmten Bild Ave Maria, von dem es mehrere Varianten gibt, mit den betenden Nonnen auf dem Boot auf der nächtlichen Rückkehr zur Fraueninsel. Spiegelungen auf dem Wasser bei Mondschein zeigt auch die Nächtliche Kahnfahrt auf dem Chiemsee mit dem festlich erleuchteten Boot anlässlich der Feier zum 60. Geburtstag von Prinzregent Luitpold. Oft malte Wopfner auch Bootsprozessionen auf dem See.

In späteren Jahren wurde der Pinselduktus des Malers lockerer. Besondere, ruhig-stille Atmosphäre verströmt die Stickende Dame im Garten (1903), wohl ein Bild seiner Frau Mathilde, das ein wenig an Renoir erinnert. (Renate Freyeisen)

Information: Bis 1. September. Museum Georg Schäfer, Brückenstraße 20, 97421 Schweinfurt. Di. bis So. 10-17 Uhr, Do. 10-21 Uhr.

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