Kultur

"Wotans Abschied" - Ausschnitt aus einem Gemälde von Ferdinand Leeke aus dem Jahr 1932. Das komplette Bild sehen Sie in den Text eingeblendet. (Foto: Nationalarchiv der Richard-Wagner-Stiftung, Bayreuth)

17.03.2016

Germanenkult

Das Wagner-Museum in Bayreuth zeigt, wie Ferdinand Leeke das Bild eines "germanischen" Wagners festigte

Friedrich Nietzsche war schockiert über das, was er 1876 bei den ersten Bayreuther Festspielen erlebte: „Man hatte Wagner ins Deutsche übersetzt! (…) Die deutsche Kunst! Der deutsche Meister! das deutsche Bier!“ Cosima Wagner, ihr künftiger Schwiegersohn Houston Stewart Chamberlain und der sie umgebende „Bayreuther Kreis“ hatten das Erbe und das Bild Richard Wagners fest im Antimodernismus des Deutschen Kaiserreichs verankert. Sie stellten es nicht nur uneingeschränkt in den Dienst des aufkommenden völkischen Nationalismus - sondern an dessen Spitze. Ungeheure Verbreitung und damit Verfestigung erfuhr das Bild eines „germanischen“ Wagner in den Gouachen des Malers Ferdinand August Leeke (1859 bis 1937), die Siegfried Wagner Ende des 19. Jahrhunderts im Andenken an seinen Vater beim Künstler in Auftrag gab. Sie dienten als Druckvorlagen für aufwendige Mappenwerke und unzählige Postkarten. Leeke, Absolvent der Königlichen Akademie der Künste in München, war als Maler und Illustrator tätig und schuf neben Genrebildern und Porträts vor allem Darstellungen der germanischen Sagenwelt. Ferdinand Leekes Illustrationen der Musikdramen Wagners sind nicht nur ein Spiegel des damaligen realistischen und pathetischen Aufführungsstils, sondern auch das Abbild des politischen Zeitgeists, der die „Deutsche Kunst“ und den „Deutschen Geist“ über alles andere stellte und als Ausdruck des „deutschen Wesens“ missverstand, an dem angeblich „die Welt genesen“ sollte. Das Richard Wagner Museum blickt 2016 in zwei sehr unterschiedlichen Ausstellungen auf das Wagner-Bild damals und heute. Nach den Illustrationen von Ferdinand Leeke, die die bis weit ins 20. Jahrhundert die verbindliche Wagner-Ikonographie repräsentieren, bringt die Sommerausstellung 2016 Theaterfotografien von Monika Rittershaus. Diese zeigen die vielfältige und vielschichtige moderne und postmoderne Wagner-Rezeption der vergangenen 20 Jahre auf den Opernbühnen weltweit und illustrieren damit auch die Auseinandersetzung mit einem Wagner-Bild, das nicht zuletzt durch die Werke Leekes zu Beginn des letzten Jahrhunderts geprägt wurde. (BSZ) Information: Bis 29. Mai.Richard Wagner Museum, Wahnfriedstraße 2, 95444 Bayreuth. di. bis so. 10-18 Uhr. www.wagnermuseum.de Abbildung: "Wotans Abschied" - Gemälde von Ferdinand Leeke aus dem Jahr 1932 (Foto: Nationalarchiv der Richard-Wagner-Stiftung, Bayreuth)

    

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