Kultur

Ausschnitt aus Milada Marešovás "Wohltätigkeitsbasar" (1927). Die Gesamtansicht finden Sie im Beitrag. (Foto: Kunstforum Ostdeutsche Galerie / Wolfram Schmidt)

01.08.2018

Hochkarätige Neuerwerbungen

Sondermittel des Bundes ermöglichen den Erwerb von zwei hochkarätigen Kunstwerken für das Kunstforum Ostdeutsche Galerie

Die großformatige Fotografie "Deutschland wird deutscher" (1992) von Katharina Sieverding und das Gemälde "Wohltätigkeitsbasar" (1927) der tschechischen Künstlerin Milada Marešová bereichern die Sammlung des Kunstforums Ostdeutsche Galerie. Beide Werke erwarb das Deutsche Historische Museum Berlin und stellt sie dem Regensburger Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung. Der Ankauf wurde durch Sondermittel des Deutschen Bundestages und die Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien ermöglicht.

Die beiden Neuerwerbungen für das Kunstforum Ostdeutsche Galerie führen die Spannbreite seiner thematisch profilierten Sammlung vor Augen. Im Fokus steht Kunst mit historischen, biografischen und inhaltlichen Zusammenhängen zu den ehemals deutsch geprägten Gebieten im östlichen Europa.

Der "Wohltätigkeitsbasar" von Milada Marešová repräsentiert eine spezifische Parallele in der Tschechoslowakei der 1920er Jahre zur deutschen Strömung der Neuen Sachlichkeit. In Deutschland wurde diese herausragende tschechische Künstlerin der Zwischenkriegszeit erstmals 2015 im Rahmen der Ausstellung "Messerscharf und detailverliebt. Werke der Neuen Sachlichkeit" im Kunstforum Ostdeutsche Galerie vorgestellt. Im Herbst 2017 konnte Marešovás "Wohltätigkeitsbasar" zunächst noch zeitlich befristet für die neu konzipierte Dauerausstellung ausgeliehen werden. Hier fügt sich das Gemälde in jenen Raum ein, der der Neuen Sachlichkeit im Osten der Weimarer Republik und über deren Grenzen hinaus gewidmet ist, und tritt in den Dialog mit Werken von Otto Dix, Paul Kleinschmidt, Erich Drechsler u.a.

Die mehrfigurige Szene zeigt die gehobene Gesellschaft der so genannten Goldenen Zwanziger bei einem Wohltätigkeitsball, wie ihn die Künstlerin selbst in Paris erlebt hat. Mit feiner Detailgenauigkeit und subtiler Ironie erfasst sie die extravagant gekleideten, mitunter gelangweilt blickenden Damen und Herren, denen es insgesamt weniger um den karitativen Zweck als um das Sehen und Gesehen werden geht. Stilistisch und motivisch sind Einflüsse von Otto Dix offensichtlich, dennoch entwickelte Marešová eine individuelle und unverwechselbare Handschrift.

Mit Katharina Sieverdings "Deutschland wird deutscher" kehrt ein Werk in das Kunstforum Ostdeutsche Galerie zurück, das zeitweise bereits Teil der vormaligen Dauerausstellung war. Die ebenfalls in Prag geborene Künstlerin, die 1996 als erste Frau mit dem Lovis-Corinth-Preis ausgezeichnet wurde, reagierte in dieser Arbeit auf rechtsradikale Vorfälle nach dem Mauerfall von 1989. Der Schriftzug "Deutschland wird deutscher" stammt aus einem Bericht über diese rassistischen Ausschreitungen. Jenes Motto machte Sieverding 1993 zum Aufhänger einer großflächigen Plakataktion in Berlin, die sie mit Unterstützung von Klaus Biesenbach (heute Direktor des MoMA PS1 und Chief Curator at Large am MoMA, New York), der Museen in Berlin und der Hochschule für Bildende Kunst, wo sie lehrte, durchführte. Im Vordergrund stand dabei das Hinterfragen der neuen Identitätsfindung einer (wiedervereinten) Nation. Wie in vielen ihrer Arbeiten wählte Sieverding ihr eigenes Porträt als Motiv - in diesem Fall eine Fotografie, die der Künstler Klaus Mettig 1974 bei einer Messerwurfperformance von ihr angefertigt hat.

Die Frage nach den Umbrüchen in der Geschichte Deutschlands gehört zu den zentralen Themen im Stiftungsauftrag des Kunstforums Ostdeutsche Galerie, zumal Sieverdings Arbeit sich auch auf Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg und heute beziehen lässt. (BSZ)

Information: Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Dr.-Johann-Maier-Str. 5, 93049 Regensburg. Di. bis So. 10–17 Uhr, Do. 10–20 Uhr.

Abbildungen:
Milada Marešová, Wohltätigkeitsbasar, 1927, Öl auf Leinwand, Leihgabe des Deutschen Historischen Museums, Berlin, C Milada Marešová / Rechtsnachfolger (Foto: Kunstforum Ostdeutsche Galerie / Wolfram Schmidt)
Katharina Sieverding, Deutschland wird deutscher, 1992, Pigmenttransfer auf Metall, Leihgabe des Deutschen Historischen Museums, Berlin, C VG Bild-Kunst, Bonn 2018 (Foto: Kunstforum Ostdeutsche Galerie / Wolfram Schmidt)

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