Kultur

Markante Logos sind die der Deutschen Bahn, der Deutschen Bank und des Langenscheidtverlags. Neu ist die als „Wabingo“ bezeichnete Arbeit, die Ben Hübsch in Zusammenarbeit mit der Stiftung für Konkrete Kunst und Design extra zur Ausstellung als Künstleredition entwickelt hat. (Foto: MKK)

11.11.2016

Ins Bewusstsein eingehämmert

Das Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt zeigt die Entwicklungslinien bekannter Logos

Anscheinend hat das Museum für Konkrete Kunst (MKK) in Ingolstadt mit seiner Ausstellung eine Spur von schlechtem Gewissen. Denn es begründet Logo. Die Kunst mit dem Zeichen erst einmal mit einem Zitat des Grafikdesigners Karl Duschek (1947 bis 2011): „Klassische, zeitlose Firmenmarken haben eine artistische Komponente, sie können … problemlos der Konkreten Kunst zugeordnet werden.“
Der Kenner Konkreter Kunst wird zustimmen und sich bestätigt fühlen durch das, was das MKK geschickt aufbereitet vorführt – und wobei man diesem Duschek dann mehrfach begegnet. Zum Beispiel beim Logo für die Messe Frankfurt: Da kann man nachlesen und nachschauen, was er in der Bauhaustradition gedacht und wie er es umgesetzt hat: ganz einfach und aus vier Quadraten. Oder bei der BASF mit ihrem Logo: Das erste gab es schon 1873, und interessant ist an dessen Entwicklung, wie Zeitgeist und Kunstgeschmack daran mitgewirkt haben.
Das kann man auch bei der Badischen Anilin beobachten, wo einst ein stolzer weiblicher Leuchtturm für chemischen Fortschritt stand. Bei der Deutschen Bank fragt man sich, ob sie nicht bald ein neues Logo als Ersatz für den blauen Schrägstrich im Quadrat braucht. Anton Stankowski hat ihn erfunden, und Bild moserte: „Maler verdient mit fünf Strichen 100 000 Mark.“ Das war 1974, und der Auftraggeber erklärte rechtfertigend: „Das Quadrat steht als Zeichen für Sicherheit und ein kontrolliertes Umfeld. Der Querstrich für kontinuierliches Wachstum.“
Was vor allem die Entwürfe aus den 70er Jahren mit Konkreter Kunst zu tun haben, wird in Ingolstadt ausführlich und schlüssig dokumentiert: Der Schritt von der Grafik zum Werbelogo ist meist nicht weit, und die Verbindung zu Wort oder Literatur ergibt sich auch ohne Werbefunktion: Etwa mit den 6 Konstellationen von drei Sätzen des Eugen Gomringer zu den Serigrafien von Anton Stankowski (Die Balz von 1986).
Grundformen, Signalfarben, Reduktion, so liest man schon am Eingang, seien die Kennzeichen des Logos. An konkreten Beispielen lässt sich überprüfen, was ein gutes Logo ist: vielleicht das von Renault? Gegenüber dem schnörkelig verschlungenen Logo von 1900, das auch zu Damenunterwäsche oder Pralinen passen würde, führt die Entwicklung zum Rhombus von Victor Vasarely – die Franzosen haben sich einen berühmten Künstler geleistet.
Natürlich die vier Ringe
Die Ingolstädter Ausstellungsmacher leisten sich für einige Brands eine besonders ausführliche Logo-Dokumentation: Sechs Kästen Apollinaris stehen als Zeugen bereit, die das rote Dreieck in die Ausstellung hinausposaunen. Das gibt es schon seit dem späten 19. Jahrhundert, wo es in London auf den Markt gekommen ist und vielleicht von Bass Pale Ale abgekupfert wurde: Der Mineralwasser- und der Bierproduzent verkehrten in der gleichen Kneipe.
Natürlich dürfen in Ingolstadt die vier Ringe von Audi nicht fehlen. 1932 wurde die Vereinigung von Audi, DKW, Horch, Wanderer mit ihnen gefeiert. Wechselvoll war danach die Geschichte und gar nicht so einfach wie das Logo. Davon bleiben nur die Ringe in Flat Design übrig – Audi braucht man nicht mehr dazuzuschreiben.
Höchste visuelle Güte ist nicht nur eine Frage der Form, behauptet das MKK, sondern auch der Farbe: Das Blau von Nivea, das Rot der Deutschen Bahn – die Besucher können selber probieren, wie das funktioniert und ob sich ein Logo wirklich richtig in ihr Bewusstsein eingehämmert hat: „Ein Logo ist dann gut, wenn man es mit dem großen Zeh in den Sand kratzen kann“, so der Grafikdesigner und Typograf Kurt Weidemann (1922 bis 2011). Eine tolle Ausstellung, die einem plausibel und mit Erkenntnisgewinn den Zusammenhang von Kunst und Kommerz erklärt.
> uwe mitsching
Bis 19. März 2017. Museum für Konkrete Kunst, Tränktorstr. 6-8, 85049 Ingolstadt. Di. bis So. 10-17 Uhr. www.mkk-ingolstadt.de

Kommentare (2)

  1. Kris am 25.09.2017
    Sehr interessant, wie sich die Trends verändert haben, aber viele Designprinzipien trotzdem gleich geblieben sind. Designprinzipien wie z.B. in diesem Artikel - http://www.business-punk.com/2017/06/step-by-step-sechs-schritte-zu-einem-gelungenen-firmenlogo/ - die zugrunde liegenden Regeln sind immer gleichen :)
  2. Anna am 29.11.2016
    Buntes Logo, ich mag das! Gerade macht ich auch tolles Logo https://www.logaster.de/ mit verschiedenen Farben.
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