Kultur

Dort, wo der Lebkuchenmann (Rajko Geith) auftaucht, geht es ganz schön turbulent zu. Ihm zur Seite Herr Salz und Frau Pfeffer (Daniel Friedl, Christina Völz). (Foto: Ludwig Olah)

24.11.2023

Ja, zum Kuckuck!

Das Junge Theater Ingolstadt begeistert mit dem Wintermärchen „Der Lebkuchenmann“

Weil lehrreich und zugleich überhaupt nicht aufdringlich, ist Der Lebkuchenmann als Weihnachtsmärchen ganz vorn mit dabei. Als Theaterproduktion ist er gelungen, weil alles, was der Phantasie entsprungen ist, Bild für Bild stimmig und sinnlich wird. Als Stück für Kinder und Erwachsene zeigt es, wie kindliche Vorstellungskraft Dinge aus dem Alltag in eine Welt voll Erzählbarem katapultieren kann – genauso wie es auch das Theater kann.

Der Lebkuchenmann, ein Moderne-Märchen-Klassiker von David Wood, hat Regisseur Ekat Cordes auf die große Bühne des Stadttheaters Ingolstadt gebracht: mit Gesang, Tanz und einer ganz wunderbaren Ausstattung von Anike Sedello. Mit dem Stück kommt das eminent vielfältige und produktive Junge Theater Ingolstadt auf die große Bühne des Hauses, um zu beweisen, dass seine Spiellust und Erzählqualität auch für die Erwachsenenwelt lässig reicht. Längst beweisen die vielen jungen Sparten, die es in Bayern gibt, dass das Kinder- und Jugendtheater kein „kleines“ Theater ist, kein hübsches Lätzchen für die Frätzchen, sondern gleichbedeutend ist mit dem klassischen Spielplan, Themen der Gegenwart so verhandelnd, dass es ein jüngeres Publikum erreicht: nicht etwa possierlich umschwänzelnd, sondern durchaus auch fordernd. Das Junge Theater Ingolstadt macht das beispielhaft.

Aber es darf zwischendrin durchaus auch mal ein richtig knalliges Märchen sein wie eben Der Lebkuchenmann. Denn der muss dem Kuckuck aus der Kuckucksuhr helfen, der seine Stimme verloren hat und nun auf dem Müll zu landen droht. Die Großen kennen da kein Pardon. Mit weiterer Unterstützung von Herrn Salz und Frau Pfeffer, bedroht von Maus Schleck und einer Küchenschabe, macht sich der Lebkuchenmann auf, Honig zur Halsheilung zu besorgen. Er muss dazu aber am alten, griesgrämigen Teebeutel vorbei.

Zum Kuckuck mit dem Honig: Das ist alles außerordentlich witzig, fulminant und funktioniert deshalb so gut, weil das Theaterspiel hier einmal beweisen kann, dass es eben immer auch ein Spiel ist. Und nebenbei durchaus auch stimmige Botschaften versenden kann: über den großen Wert der Freundschaft, der Zuwendung, der gegenseitigen Hilfe. Und darüber, dass man nicht immer gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen muss, wenn kleine Schritte des Miteinanderredens und der Kompromisse auch helfen. Der Teebeutel zum Beispiel wird irgendwann eingemeindet, weil er es mag, gemocht zu werden, aber dann zurück mag. Es muss nicht immer gleich die Spritze im Hintern sein, wenn’s Heilkräuter auch tun.

Das Küchenregal swingt

Und man darf nachts auch mal ein ganzes Küchenregal schwingen, swingen und schwofen lassen: Regisseur Cordes hat Lieder zum Bühnengeschehen geschrieben, Sean Stephens Tänze choreografiert und Anike Sedello ein astreines Küchenregal gebaut, in dem das gut gewürzte Märchenmusical rasant rasen kann. Da gibt es keinerlei Verzug, die Geschichte um das lebendig gewordene kulinarische Knaller-Kabinett ist atemlos – inklusive kleiner Zuckerwürfelchen, die sauer werden, wenn man auf sie draufsteigt. Was zu beweisen war: Gut gemachtes Theater funktioniert immer. Da gibt es altersmäßig kaum Grenzen nach unten oder oben. (Christian Muggenthaler)

 

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