Kultur

Prächtiger Empirestil prägt das Hôtel Beauharnais in Paris. (Fotos: Slg. Schlossmuseum)

11.12.2015

Kaiserlich wohnen

In Ismaning zeigt eine Ausstellung, wie die Familie von Eugène Beauharnais, dem Schwiegersohn von Bayerns erstem König, residierte

Schloss Ismaning und die Familie de Beauharnais sind untrennbar miteinander verbunden, seit Eugène de Beauharnais die ehemals fürstbischöfliche Anlage erworben hatte. Der Stiefsohn Napoleons hatte – wie spätestens seit der diesjährigen Bayerischen Landesausstellung Napoleon und Bayern wohl bekannt – 1806 in München die bayerische Prinzessin Auguste Amalie geheiratet. Dann zog das Ehepaar, das bald mit einer reichen Kinderschar gesegnet war, nach Mailand. Immerhin war Eugène im Jahr zuvor zum Vizekönig von Italien aufgestiegen. Doch die politische Entwicklung setzte dem Aufenthalt im Süden ein jähes Ende. Die Familie kehrte nach Bayern zurück, Eugène wurde zum Herzog von Leuchtenberg ernannt, erhielt das Fürstentum Eichstätt und errichtete das Leuchtenberg-Palais am Münchner Odeonsplatz (heute Bayerisches Finanzministerium). In der Ausstellung, die nun in Ismaning zu sehen ist, werden jedoch bewusst die Schlösser der Beauharnais gezeigt, bevor sich die Familie in Bayern niederließ. Folglich lautet der Untertitel auch: „Spuren einer Familie in Frankreich und Italien“.

Karibische Verbandelung

Die Spurensuche beginnt ganz exotisch auf der Karibikinsel Martinique: Dort wurde Josephine de Tascher de La Pagerie geboren. Ihre Eltern betrieben auf der Antillen-Insel eine Zuckerrohrplantage – ebenso die Familie de Beauharnais. 1779 heiratete Josephine Alexandre de Beauharnais, dessen Stammschloss La Ferté Beauharnais in Frankreich sich seit wenigen Jahrzehnten an der Stelle einer alten Ritterburg südlich von Orleans erhob. Wem der Name Beauharnais, der „schöne Harnisch“, einst verliehen worden war, ist nicht überliefert. In Frankreich finden sich noch weitere Herrenhäuser der Familie. 1794 wurde Alexandre in Paris hingerichtet. Zwei Jahre später heiratete seine Witwe Napoleon Bonaparte, der sie zur Kaiserin der Franzosen machte. Auch ihre Kinder Hortense und Eugène aus der Ehe mit Beauharnais machten im Dunstkreis Napoleons Karriere. Da bedurfte es einer standesgemäßen Bleibe in Paris. 1803 erwarb Eugène ein barockes Stadtpalais und ließ es als Hôtel Beauharnais äußerst luxuriös (also auch kostspielig) im Empirestil umbauen. Mutter und Schwester hatten bei der Umgestaltung ihre Finger mit im Spiel – und überall lassen sich in der Dekoration Verbindungen zu Napoleon finden. Immerhin galt der Stiefsohn Eugène lange Zeit als potentieller Thronerbe. Wie prachtvoll das Gebäude ausgestattet wurde, dokumentiert eine 1910 entstandene Mappe mit großformatigen Lichtdrucken, von denen eine ganze Reihe in der Ismaninger Ausstellung zu sehen ist. Genutzt hat Eugène seinen Prachtbau allerdings nur selten. Das bedeutendste Ereignis darin war wohl der Hochzeitsempfang für diejenigen hohen Herrschaften, die nicht zur eigentlichen Trauung nach München gereist waren.

Residenz des deutschen Botschafters

Nach dem Sturz Napoleons verkaufte Eugène das Palais an den Preußen-König Friedrich-Wilhelm III. als Sitz für die preußische Gesandtschaft; heute ist es die Residenz des deutschen Botschafters in Paris.
Den zweiten Schwerpunkt in der Ausstellung bildet das Königreich Italien, wo Eugène und Auguste Amalie im Königspalast von Mailand und in der Villa Reale in Monza residierten. Eine kleine eigene Villa erhielt Auguste Amalie von ihrem Mann 1807 als Geschenk: die heutige Villa Mirabellino. Später einmal soll Auguste Amalie schreiben, dass sie Schloss Ismaning an ihre geliebte Villa im Park von Monza erinnere. Die äußerst informative Ausstellung, die vor allem die Gebäude und die Protagonisten in Stichen und historischen Fotos zeigt, endet wieder in Frankreich, genauer gesagt im Schloss Malmaison bei Paris. Dort hatte Josephine nicht nur ihren berühmten Rosengarten angelegt, dessen Blumen von Pierre-Joseph Redoute so wundervoll im Bild festgehalten wurden, dort ist sie – inzwischen längst von Napoleon geschieden – auch verstorben.

Neue Heimat Bayern

Eugène und seine Familie aber blieben in Bayern und bauten unter anderem Schloss Ismaning nach eigenem Geschmack im Stil des Empire um. Vieles erinnert in diesem Schloss an das Hôtel Beauharnais in Paris. Davon wird man sich im Herbst 2016 überzeugen können, wenn in Ismaning anlässlich des Erwerbs vor 200 Jahren eine eigene Ausstellung zur Schlossgeschichte gezeigt wird. (Cornelia Oelwein) Bis 31. Januar. Schlossmuseum, Schlossstraße 3a, 85737 Ismaning. Di. bis Do. 14.30 – 17 Uhr (Weihnachtsferien geschlossen). www.schlossmuseum.ismaning.de Abbildungen:
Napoleons Stiefsohn wurde der Schwiegersohn des ersten bayerischen Königs Max I. Joseph. Der Holzstich zeigt ihn 1808 vor der Villa Reale im italienischen Monza. (Foto: Slg. Schlossmuseum) Das Alte Schloss La Ferté Beauharnais südlich von Orleans. (Foto: Slg. Schlossmuseum)

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