Kultur

Sammeln für den Krieg: Das konnten Kinder am besten. Hier eine hölzerne Spardose. (Foto: Armin Hospes, Marktheidenfeld)

14.09.2017

Kindern kann man nichts abschlagen

Sonderausstellung im Lohrer Schulmuseum über Kinder als Rotkreuzhelfer im Ersten Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg wurden auch Kinder als Helfer an der Heimatfront eingesetzt. Vor allem beim Roten Kreuz gab es die verschiedensten Möglichkeiten des Kindereinsatzes. Für die häufigen Rotkreuzsammlungen glaubte man nicht auf die Kinder verzichten zu können. 1916 schrieb der Schulanzeiger für Unterfranken und Aschaffenburg in dem Artikel „Schule und Leben – Zeitgemäße Notwendigkeiten und Anregungen“: (…) eins können sie (die Kinder), das aber mit angeborenem Geschick, unermüdlicher Ausdauer und unbezwinglicher Kraft: bitten. Bittende Kinder sind eine Großmacht. Diesmal dürfen, wollen und werden sie es sein im Dienst des Vaterlandes. Laßt sie doch alle mitsiegen!“ In heute kaum vorstellbarer Weise wurden Kinder erstmals in der Geschichte der Kriege auch in der Kriegspropaganda auf Postkarten benutzt, um den Krieg als etwas Lustiges, eher Gefahrloses darzustellen. Mehr und mehr beanspruchte der Krieg die Freizeit der Schüler durch Sammlungen und Arbeitseinsätze. Immer wieder wurde über den „Schulanzeiger“ in entsprechenden Bekanntmachungen und mit Nachdruck auf diese „Kriegsmaßnahmen“ verwiesen: zum Beispiel „Sammlung von Obstkernen“ zur Gewinnung von Öl und Fett, Sammeln von Patronenhülsen usw. bis hin zur „Verwendung der Schuljugend zu landwirtschaftlichen Arbeiten“, vor allem bei der Getreide- und Kartoffelernte, wobei die Schüler notfalls auch vom Schulbesuch befreit werden konnten. Wie umfassend das Kriegsgeschehen insgesamt die Kinder in Freizeit und Schule in Beschlag nahm, wird auch in dem am 1. März 1915 an der Volksschule in Neustadt am Main gestellten Aufsatzthema „Was für unsere Soldaten in unserer Gemeinde Gutes getan wurde“ deutlich. Eine Schülerin schrieb: „Wir leben zur Zeit in einem großen und schweren Krieg, und unsre lieben Soldaten haben auf allen Seiten unseres Vaterlandes zu kämpfen. Aber wir zu Hause vergessen sie nicht; in unserer Gemeinde wurden schon im September (1914, also ein Monat nach Kriegsbeginn) Liebesgaben, wobei viele Äpfel, Birnen, Likör und Schile (Gelee) zusammengebracht wurde, gesammelt. Wir in der Schule sammeln jeden Sonntag Pfennige und kaufen Cigarren, die wir ihnen fortschicken. Anfangs Winter strickten die Mädchen Socken, Ohrenschützer, die ältesten machten Leibbinden. Die Soldaten bedankten sich auch herzlich. Endlich als die Wollwoche kam und wir sammelten, da bekamen wir nicht nur Lumpen, sondern auch viele wollene Decken, die den Soldaten gleich fortgeschickt werden konnten. Aber nicht nur leiblich taten wir ihnen Gutes, sondern wir beten auch alle Tage für sie, daß sie wieder alle gesund in die Gemeinde zurückkehren.“ Die neue Jahres-Sonderausstellung im Gewölbekeller des Lohrer Schulmuseums belegt anhand von Dokumenten und Exponaten aus einem großen privaten Fundus den Kindereinsatz an der Heimatfront. Schwerpunkt der Ausstellung sind die „Kinder als Rotkreuzhelfer im Ersten Weltkrieg“. (Bert und Eduard Stenger)

Information: 17. September bis 26. August 2018. Schulmuseum, Sendelbacher Str. 21, 97816 Lohr am Main. Mi. bis So. 14-16 Uhr. www.lohr.de/schulmuseum

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