Kultur

Donata Oppermann näht Kunst. (Foto: BKV)

22.09.2023

Kunst aus Teebeuteln

Der Bayerische Kunstgewerbeverein widmet in seinem Münchner Laden Donata Oppermann eine Porträtausstellung

Rechts ist die Galerie, links der Laden, dazu ein Raum für Sammelausstellungen: Das Ensemble heißt „Kunst und Handwerk“, man findet es in München dort, wo der Paradeplatz in die Pacellistraße übergeht. Eine fashionable Adresse also in Sichtweite des Bayerischen Hofes. Es ist das Schaufenster des 1851 gegründeten Bayerischen Kunstgewerbevereins (BKV). Bei dem kann man sich als Mitglied bewerben, wenn man künstlerisch mit Material wie Glas, Holz oder Textil arbeitet.

Seit 2001 ist auch Donata Oppermann Vereinsmitglied. Geboren in Duisburg, seit Jahren wohnhaft in Neumarkt in der Oberpfalz und dort neuerdings unterhalb der Ruine Wolfstein, hat sie schon seit einiger Zeit Textiles bei Kunst und Handwerk im Schaufenster platzieren können und verkauft. Dann hat sie sich ein Herz genommen und auf der Internationalen Handwerksmesse in München Michael Andressen angesprochen, den Vorstand des Bayerischen Kunstgewerbevereins. Der war wohl von ihren großen weißen Objektenaus Papierschnur angetan, die sie aus finnischem Material in tagelanger Arbeit zusammennäht: in vager Form, als Kunstwerk zum Aufstellen und Aufhängen, auch als Lampenkorpus, der schon dem Lichtkünstler Ingo Maurer gefallen und ihn zu einer Ausstellung angeregt hat. Jetzt bespielt Donata Oppermann eine „Porträtausstellung“. Die Einladungskarte zur Vernissage und das Intro zur Onlinepräsentation des Kunstgewerbevereins zeigt sie bei der typischen Arbeit mit den Papierschnüren.

Am heutigen Freitagabend wird Donata Oppermann ihre Arbeiten erneut persönlich präsentieren und deren Entstehungsprozess erklären. Das gilt auch für ihren Schmuck (vielfach aus Papier) und das Hauptwerk ihres Porträts: ein größeres Wandobjekt aus Teebeuteln – über drei Jahre Teekonsum hin gesammelt.

Künstlerisches Recyceln

Überhaupt ist das Oppermann derzeitiges künstlerisches Konzept: aus Abfall Schmuck zu machen oder aus dem Altpapier der gebrauchten Teebeutel neues Material für die Kunst. Dazu musste Oppermann das Handwerk des Papiermachers lernen: Die Teebeutel werden eingeweicht, püriert, neu eingefärbt, durch den Schöpfrahmen gepresst, und dann „bekommt Abfall ein neues Leben“, sagt sie. Dazu eignet sich das Teebeutelpapier ganz besonders, weil es aus festen, robusten Fasern besteht. Ihren neu-alten künstlerischen Rohstoff näht Donata Oppermann nach dem Trocknen neu zusammen.

Erstaunt und erfreut ist die Künstlerin darüber, dass die Verkäuferinnen von Kunst und Handwerk über das, was sie verkaufen, kompetent informiert sind und damit auch über den Entstehungsprozess und das Material. Schließlich sind die Kunstschaffenden nicht dauernd anwesend, das Verkaufspersonal muss also Rede und Antwort stehen können: „Man identifiziert sich mit dem Kunsthandwerk“, hört man.

Nachdem Donata Oppermann schon öfter als Mitglied des Kunstkreises Jura ausgestellt und auch dessen Atelierförderpreis bekommen hat, freut sie sich nun über eine neue Klientel und darüber, ein Netzwerk aufbauen zu können: durch den BKV-Künstlerstammtisch und auch durch Kontakte zu Kolleg*innen in parallel stattfindenden Ausstellungen wie derzeit das Gastspiel der Galerie Direktorenhaus Berlin mit der Schau Call me Ornament. Sie schätzt auch die Kontaktaufnahme mit solch renommierten Adressen wie die von Korbinian Kohler am Tegernsee. Der stammt aus einer Familie, die seit Langem besonders hochwertiges Papier herstellt. Kohler selbst braucht als „Hotelier des Jahres 2023“ Papier für seinen Berufs- und Hotelalltag, aber auch für Design und Kunst.

Solche Kontakte mit der Münchner Kunstszene motivieren dir und spornen sie an, sagt die Künstlerin aus der bayerischen Provinz. Ein besonderes Anliegen ist ihr die Verbindung von Kunst und Architektur wie sie für das legendäre Bauhaus typisch war: nicht als Kunst am Bau, sondern als künstlerische Seite des Bauens. Und die am besten mit dem Plan, aus gebrauchten Dingen Neues herzustellen. Natürlich will und muss Donata Oppermann damit auch Geld verdienen, keinesfalls aber will sie sich mit ihrem persönlichen Anspruch verbiegen. (Uwe Mitsching)

Information: Bis 14. Oktober. Bayerischer Kunstgewerbeverein e.V., Pacellistraße 6-8, 80333 München. www.bayerischer-kunstgewerbeverein.de

Abbildungen: Raumgreifende Skulpture von  Donata Oppermann.    (Foto: BKV)

 

 

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