Kultur

Ausschnitt aus Hannsjörg Voths Installation „Die Krafttiere des Ben Bou“. Die Gesamtansicht finden Sie in der Bildergalerie am Ende des Beitrags. (Foto: Ingrid Amslinger)

15.06.2018

Kunst in der Wüste

Das Museum Moderner Kunst in Passau zeigt Land-Art von Hannsjörg Voth, fotografiert von Ingrid Amslinger

Manche frühen Installationen von Hannsjörg Voth werden Kennern von Land-Art noch in Erinnerung sein: das Erdkreuz auf der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 1983 in München oder seine Feldzeichen im Münchner Umland, ebenfalls aus den 1980er-Jahren. Ab 1985 hielt sich der 1940 in Bad Harzburg geborene Konzeptkünstler über 20 Jahre lang in den Wintermonaten in Marokko auf, um seine spektakulären Land-Art-Projekte Himmelstreppe (1985/86), Goldene Spirale (1994–97) und Stadt des Orion (2000–2003) zu verwirklichen. Diese riesigen bewohnbaren Lehmbauten, in jahrelanger Plackerei mit einheimischen Arbeitern erstellt, können nur vor Ort, in der marokkanischen Marha-Ebene, gesehen und begriffen werden.
Einen guten Eindruck davon vermittelt die Ausstellung Sand und Asche im Museum Moderner Kunst in Passau: und zwar durch zwei Videofilme und die Fotografien von Voths Frau Ingrid Amslinger, die mit der Kamera ihren sehr persönlichen Blick auf die Land-Art-Plastiken in der Weite der Wüste geworfen und sie für den Museumsbesucher stimmungsvoll dokumentiert hat. Daneben stehen Momentaufnahmen der Fotografin von Dünen, Licht und Sandformationen der Wüstenlandschaft.
Hannsjörg Voth hat nach seiner Ausbildung zum Zimmermann an der Staatlichen Kunstschule in Bremen studiert und als freier Maler und Bildhauer gearbeitet. In den 1970er-Jahren begann er, sich mit Konzeptkunst zu beschäftigen – bald in großen Dimensionen.
Der in Passau erstmals gezeigte, bisher unbekannte Teil seines bildnerischen Werks entstand in den Wintermonaten während seiner Marokkoaufenthalte. Für diese „Materialarbeiten“ auf schweren Papieren benutzte er, neben Bleistift und Aquarellfarben, ausschließlich in der Wüste vorgefundenes Material. Voth zeichnete und malte mit den Händen, mit Erden und verkohltem Holz, mit Sand, Ruß und Kalk archaische Mischwesen zwischen Mensch und Tier, hockende, hüpfende Ungeheuer: Traum und Albtraum animalischer Gewalt, oft mit freudvoll drastischer, sexueller Konnotation. Dunkle rotbraune Erden, samtig raue Oberflächen und eingekratzte Motive wecken Assoziationen an Höhlenmalereien.
Daneben schuf er Materialbilder und Objektkästen mit Steinen und Knochen, Federn und verdorrten Pflanzen: Fetische, Reliquienschreine, die elementare Gewalten und Urängste beschwören.
Die für das Errichten der Lehmbauten notwendigen Objekte wurden zu Installationen arrangiert. Eine Leiter, zwei Körbe, in denen je ein aus Holzstückchen gebautes Tier hockt, sowie ein Wasserkessel: die Totem-Tiere von Ben Bou. Die Geschichte reflektiert das archaische Ritual der Heilung eines Kranken durch einen Medizinmann. (Ines Kohl)

Information: Bis 1. Juli. Museum Moderner Kunst, Bräugasse 17, 94032 Passau. Di. bis So. 11-18 Uhr. www.mmk-passau.de

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