Kultur

Transformation von Michael Gölker aus ofengegossenem Glas und Bleiguss. (Foto: Ines Kohl)

07.01.2022

Märchenhaftes aus Glas

Das Glasmuseum Frauenau zeigt Werkschauen der Gemeinschaft „Männerhaut“ und aus dem Atelier Ritterswürden

Die Lust, das Glas neu zu erfinden, hatten vor 30 Jahren fünf junge Glasmacher aus dem Bayerischen Wald. Quasi als nächste Generation der Studioglasbewegung gründeten 1991 Ronald Fischer, G. Jo Hruschka, Heikko Schulze-Höing, Stefan Stangl und Alexander Wallner in Frauenau die Gruppe Männerhaut. Michael Gölker, Josef „Atschi“ Achatz und Eduard Deubzer stießen im Lauf der Jahre dazu.

Die Namensgebung sorgte damals für Gesprächsstoff. Ähnlich wie einst bei Dada kam die Eingebung per Zufall durch einen albernen Werbeslogan – in diesem Fall lautete er „Auch Männerhaut ist ganz natürlich“. In der Werbung irritierte er nicht – im Namen einer Künstlergruppe sehr wohl.

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Mehr aus praktischen Gründen schlossen sich die Glasmacher zu einer Werkstattgemeinschaft zusammen: Man wollte Werkzeuge und Maschinen gemeinschaftlich nutzen. Wohl gab es hie und da gemeinsame Aktionen und Ausstellungen, jedoch waren die Mitglieder eigenständige Künstler, die in den verschiedenen Glasbereichen ihre jeweils unverkennbare Sprache entwickelten.

Gemeinsam aber war ihnen die Lust am Glas, noch heute springt der Funke über. Da ist G. Jo Hruschka mit kraftvollen, monolithischen Objekten. Alexander Wallner setzt Akzente mit stark farbigen, in der Form geschmolzenen und geschliffenen Objekten, Michael Gölker erzählt mit ofengegossenen Formen in leuchtendem Türkis und Ocker Märchen aus dem Meer. Eine versuchsartige Anordnung von Eduard Deubzer bezaubert mit Kristallglas und filigran verschmolzenen „Mascherln“, wie sie vor allem bei zierlichen Schnupftabaksgläsern beliebt sind. Auch Stefan Stangl begreift das Material bildhauerisch wie Hruschka und Gölker. Ronald Fischer, der die gläserne Arche auf dem Lusen gebaut hat, zeigt ein Modell davon in der Ausstellung. Graalglas beeindruckt immer wieder: Heikko Schulze-Höing (er wirkt jetzt in Nordrhein-Westfalen) hat ein schweres Gefäß in dieser Technik in die Ausstellung gegeben. Seit Anbeginn ist Josef „Atschi“ Achatz der Spaßvogel in der Gemeinschaft. Seine fröhlich-witzigen, gläsernen Comics bringen Leichtigkeit in den Tag.

Im Kabinett feiert Hermann Ritterswürden ebenfalls sein 30-jähriges Jubiläum als freischaffender Künstler mit Atelier und Werkstatt in Zwiesel. Der Glasbläser fertigt feingliedrige Elemente aus Röhren und Stäben vor der Glasbläserlampe, die mit Silberdrähten zu Arrangements gefügt werden. Im Gegensatz zu den üblicherweise kleinen Objekten der Lampenglasmacher sind seine Stücke ungewöhnlich groß. Leitthema des in Westerland auf Sylt geborenen Ritterswürden sind Zwischenwelten, ursprünglich inspiriert von Totentanzmotiven aus Lübeck und Reval.
Die Frauenauer Ausstellung steht unter dem Titel Glas mit Berg- & Meerblick und erzählt von Themen aus Musik und Literatur, vom Meer und von den Bergen. (Ines Kohl)

Information: Bis 23. Januar. Glasmuseum, Am Museumspark 1, 94258 Frauenau. Aktuelle Öffnungszeiten unter www.glasmuseum-frauenau.de

 

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