Kultur

Mit dem Sitkovetsky Trio eröffnete Leiterin Franziska Hölscher (2. von links) den Fraenkischen Sommer. (Foto: Fränkischer Sommer/Thomas Scherer)

23.05.2025

Mit neuer Ausrichtung in eine stabile Zukunft

Der „Fraenkische Sommer“ hat wieder begonnen: Seit dem Wechsel in der Intendanz hat sich nicht nur der Name verändert

Irgendwann vor einem halben Jahrhundert gab es die Idee, überall in Bayern Festivals der Regierungsbezirke auszurichten: Zusätzlich zu den etablierten Festspielorten wie Bayreuth, Nürnberg, Ansbach, Würzburg oder München sollte es den ganzen Sommer hindurch an historischen Stätten Konzerte mit Alter Musik regional bedeutender Komponisten und den Künstlern der jeweiligen Gegend geben. Der Fränkische Sommer ist von dieser Idee übriggeblieben.

Wolfgang Riedelbauch mit seinem Stammsitz im Dehnberger Hoftheater bei Lauf war der erste Intendant. Er begeisterte die Bezirksregierung, fand reichlich Spielorte, entdeckte barocke Komponisten aus Franken und gründete die Musica-Franconia-Ensembles, als die historische Aufführungspraxis ihren Siegeszug antrat. Wer hatte je zuvor die Oratorien des Ansbacher Händel-Adlatus John Christopher Smith gehört? Riedelbauch hat sie entdeckt.

2021 bescherte die Absage ein Finanzfiasko

2012 wurde der vielfältig orientierte Musikwissenschaftler und Dirigent Julian Tölle an die Spitze der fränkischen Musik-Biennale berufen, 2021 gab es mit ihm einen Totalschaden: Der Fränkische Sommer wurde abgesagt – aus unbenannten Gründen und mit einem finanziellen Fiasko als Konsequenz.

Die von Tölle schon begonnene Internationalisierung des Fränkischen Sommers mit seinen rund 25 Veranstaltungen war auch entscheidend für die Neuausrichtung des Festivals mit der Berufung von Franziska Hölscher als neuer Intendantin im Jahr 2023. Hölscher begrüßte jetzt zur Eröffnung im Nürnberger Rathaussaal die politische Prominenz, die vielen Bürgermeister und Heimatpfleger, die den „Sommer“ an vielen Orten Realität werden lassen.

Die Reihe endet Ende August in der Bezirkshauptstadt Ansbach. Und damit man auch im Ausland weiß, worum es geht, heißt der „Fränkische“ jetzt „Fraenkischer“ Sommer. Er richtet sich nicht mehr an fränkischen Komponisten, an Alter Musik und hiesigen Mitwirkenden aus. Die Geigerin Hölscher, die Festivalerfahrungen schon beim „Heidelberger Frühling“ gesammelt hat und offenbar gut vernetzt ist, beschwor die „vereinigende Kraft der Musik“ – „zwischen den Welten“.

Ihr Festival blickt trotz romantischer Orte wie Rothenburg ob der Tauber auf die zerrissene Welt von heute, gedenkt der 80 Jahre seit Kriegsende, beginnt nicht mit einer Retrospektive auf das alte Franken, sondern betont vom Eröffnungskonzert an Menschenrechte und Meinungsfreiheit, Entdeckungen in der aktuellen Musikszene. Hölscher sieht den Fokus auf Musikern und Musikerinnen, die erst jetzt die Bühnen der Welt betreten, und besonders auf einem jungen und begeisterungsfähigen Publikum – fromme Wünsche.

Und bevor der Fraenkische Sommer 2025 den Beweis dafür mit der Uraufführung des Klaviertrios der iranischen Komponistin Mahdis Kashani antrat, bestärkten auch der bayerische Innenminister und der mittelfränkische Bezirkstagspräsident die neu definierten Absichten des Festivals und die Hoffnung auf eine stabile Finanzierung für diese „mittelfränkische Institution“ im Zweijahresturnus.

Den Beweis, dass Hölscher den richtigen Blick auf das gegenwärtige Musikangebot hat, trat schon das letzte Festival 2023 an: Tarmo Peltokoski aus Finnland ist seit seinem Konzert in St. Sebald in Nürnberg auf internationalem Weg in die Konzertpläne allüberall.

Der Name für 2025 ist Kian Soltani: Der iranische Cellist ist in allen Saisonvorschauen vertreten, jetzt spielt er in der Stiftsbasilika von Herrieden bei Ansbach und zusammen mit Joana Mallwitz. „Artist in Residence“ dieses Sommers ist er und mit seinem Vorgänger Kit Armstrong beim „Gipfeltreffen“ in Erlangen oder bei einer „Persischen Nacht“ in Fürth.

Überzeugendes Gesamtbild

Im Deutschen Hirtenmuseum von Hersbruck will er das Motto Zwischen den Welten besonders stringent realisieren: mit den Namen aus dem Westen und seiner heimatlich-persischen Musiktradition.

Ohne die will das uraufgeführte Klaviertrio von Mahdis Kashani in der Interpretation durch das Sitkovetsky Trio auskommen: mit motorischem Drive, scharf formuliertem Vorandrängen der beiden Streicher, starker Rhythmisierung, Gedankenverlorenheit und immer wieder neu einsetzenden Attacken.

Das alles überzeugt als Gesamtbild von Kampf und Versöhnung, Hoffnung oder Verzweiflung im Rathaussaal der „Stadt des Friedens und der Menschenrechte“. (Uwe Mitsching)

Bis 23. August. Tickets für die Konzerte und weitere Informationen zum Festival gibt es unter www.fraenkischer-sommer.de
 

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