Kultur

Szene aus der Komödie „Kunst“. (Foto: Willi Pfitzinger)

05.08.2020

Motiv Freundschaft

Die Komödie „Kunst“ im Toppler Theater Rothenburg ob der Tauber

Ein weißes „Nichts“ im Format von 1,60 x 1,20 Meter bringt eine Männerfreundschaft ins Wanken. Yasmina Reza setzt den Kauf des Bildes in ihrer Komödie Kunst als Auslöser für die tiefe Krise ihres Trios an den Anfang. Katja Wolff inszenierte die Vorlage für das Rothenburger Toppler Theater. Reza schrieb das Stück 1994 und hatte damit einen Dauererfolg gelandet.

Katja Wolff, künstlerische Leiterin des Theaters, vertraut nicht allein auf die erfolgreiche Vorlage, sondern findet einen eigenen Ansatz. Bühnenbildnerin Saskia Wunsch schafft mit einem überdimensionalen weißen Tarnnetz, das den gesamten Bühnenraum inklusive der Treppe überspannt, einen neutralen Raum, der Platz für die Entwicklung ihrer Figuren schafft. Kern bleibt natürlich das weiße Gemälde „mit feinen weißen Streifen“, das aber keinen wirklichen Diskurs über Kunst auslöst. Vielmehr dient es als Projektionsfläche für Befindlichkeiten, Beziehungen, Vertrauen sowie die Lebensentwürfe dreier Anzugträger, deren Vorliebe für Cowboystiefel den Mythos Männerfreundschaft provokant unterstreicht.

Serge hat das Gemälde für einen immens hohen Preis gekauft, damit sein Guthaben auf nahezu Null gesetzt. Gegen die diesbezüglichen Angriffe von Marc verteidigt er sich vehement. Yvan, der Dritte im Bunde, versucht zu vermitteln und gerät damit als hypersensibler Underdog zwischen die Fronten. Stephan Schill, Daniel Breitfelder und Alexander Wipprecht skizzieren ihre Figuren konturenreich.

Der relativ gemächliche Beginn der Handlung ist trügerisch, nimmt aber rasch Fahrt auf. Die Schraube der Eskalation zieht Wolff gnadenlos an, bis sich die Drei hemmungslos fetzen und die Freundschaft kurz vor dem Aus steht. Die Musik, etwa aus dem Kinowestern High Noon, eine Idee der Regisseurin, sorgt für einen dramatisch emotionalen Rahmen und lässt das Motiv der Freundschaft durchschimmern.

Was allen im Lauf der Handlung abhanden kommt, ist das gemeinsame Lachen. Freunde tun das: miteinander, nicht übereinander. Denn auch darum geht es in Kunst. Miteinander lachen oder sogar miteinander weinen löst Spannungen, gibt Halt. Schill, Breitfelder und Wipprecht erwiesen sich als bestens aufeinander eingestimmtes Darsteller-Trio, das, unter der Federführung von Katja Wolff, mit Präzision und darstellerischer Tiefe zum vergnüglichen Höhenflug, mit Blick auf innere Gefühlslandschaften, ansetzte. (Elke Walter)

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